Als die Baumfrösche nach Indien einwanderten

Vor rund 35 Millionen Jahren wanderte der Baumfrosch (Rhacophorus rhodopus) von Asien nach Indien ein. Foto: J.-T. Li<br>

Der Zusammenstoß zwischen dem indischen Subkontinent und der Eurasischen Platte gibt den Geologen Rätsel auf. Denn je länger Kollisionen zwischen Kontinentalplatten zurück liegen, desto schwerer sind sie zu datieren. Hier kann die Biogeologie helfen: Anhand der Stammesgeschichte des Baumfroschs hat ein deutsch-chinesisches Team den Zeitraum jetzt genauer eingrenzen können.

Wenn Kontinente zusammenstoßen, hat das auch tiefgreifende Auswirkungen auf die Lebensgemeinschaften – insbesondere kommt es zur Vermischung von Faunen, die vorher für Jahrmillionen getrennt waren. Dabei stellt sich die Frage, wo genau die Vorfahren heutiger Organismen gelebt haben, sowie wann und in welche Richtung ein möglicher Faunenaustausch stattfand.

Wenn die geologischen Rahmenbedingungen so umstritten sind wie im Falle der indisch-eurasischen Kollision, wird es schwierig. Während Geologen früher von ungefähr 55 Millionen Jahren ausgingen, war der Zusammenstoß jüngsten geologischen Hypothesen zufolge erst vor 35 oder gar erst vor 20 Millionen Jahren.

Wissenschaftler des Chengdu Institute of Biology, China, und der Goethe-Universität haben nun den Stammbaum für Baumfrösche der Familie Rhacophoridae rekonstruiert, und die Mutationsrate von Genen anhand von Fossilfunden kalibriert, um Aufspaltungsereignisse im Stammbaum zu datieren. Das Ergebnis war eindeutig: Es kam bereits seit dem frühen Oligozän vor 35 Millionen Jahren zur mehrfachen Besiedlung Indiens mit Baumfröschen von Asien aus. Zumindest die Stammesgeschichte der Frösche erteilt geologischen Hypothesen, die von einer noch jüngeren Kollision der Platten ausgehen, eine Absage.

Publikation:
Jia-Tang Li, Yang Li, Sebastian Klaus, Ding-Qi Rao, David M. Hillis, Ya-Ping Zhang: Diversification of rhacophorid frogs provides evidence for accelerated faunal exchange between India and Eurasia during the Oligocene. PNAS Early Edition, www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1300881110

Informationen: Dr. Sebastian Klaus, Institut für Ökologie, Evolution und Diversität, Campus Riedberg, Tel. (069) 798-24718, klaus@bio.uni-frankfurt.de

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Dr. Anne Hardy idw

Weitere Informationen:

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