Aufbruch in den antarktischen Sommer

Zu einer Expedition in die Antarktis werden Wissenschaftler des Instituts für Geowissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena am 13. Dezember aufbrechen. Von Neuseeland aus werden sie mit einem italienischen Forschungsschiff ihr Ziel ansteuern, die Station Gondwana im Nord-Victoria-Land, wo sie bis Ende Februar 2010 ihre Forschungsarbeiten durchführen werden.

Diese finden im Rahmen der Expedition GANOVEX X (German Antarctic North Victoria Land Expedition) statt, die von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe organisiert und in Kooperation mit italienischen Einrichtungen zum zehnten Mal in dieser Art durchgeführt wird.

Wie sich die Veränderungen der Eismasse auf die Schwerkraft auswirken, wird Prof. Dr. Gerhard Jentzsch untersuchen. Der Direktor des Instituts für Geowissenschaften will dazu grundlegende Vermessungen des Schwerefeldes durchführen. Hierzu stützt er sich auf die Messpunkte der italienischen Kollegen, die dort bereits mehrfach GPS-Messungen durchgeführt und daraus horizontale und vertikale Bewegungen abgeleitet haben. „Durch die Bestimmung von Schweredifferenzen zwischen diesen Punkten sollen diese Arbeiten nun ergänzt werden“, so Jentzsch. „Letztendlich können wir so, in Verbindung mit den Punktbewegungen aus den GPS-Beobachtungen, geologisch-tektonische Prozesse quantifizieren.“ Dazu seien allerdings Wiederholungsmessungen in den kommenden Jahren nötig. Für seine Untersuchungen wird Prof. Jentzsch im Hubschrauber die Punkte anfliegen und mit sogenannten Gravimetern vermessen.

Der Jenaer Professor für Angewandte Geophysik hat durch mehrere Arbeitsaufenthalte auf Grönland und dem Forschungsschiff Polarstern, auf dem er eine Reise zum Alpha-Rücken im arktischen Polarmeer unternahm, bereits einschlägige Polarerfahrung.

Zusammen mit Prof. Jentzsch werden Dr. Robert Schöner und die angehende Doktorandin Nadine John von der Jenaer Uni die Expedition begleiten. Die beiden Wissenschaftler vom Lehrstuhl für Allgemeine und Historische Geologie werden ein großes, etwa 270 Millionen Jahre altes Flusssystem aus der Zeit des Perms untersuchen. „Zu dieser Zeit war die Antarktis zusammen mit Australien, Indien, Südamerika und Südafrika noch Teil des riesigen Urkontinents Gondwana“, erklärt Dr. Schöner. „Wir wollen herausfinden, ob in diesem Flusssystem einst Sand über mehrere tausend Kilometer durch die Antarktis und bis nach Australien transportiert wurde.“

Bereits bei der letzten GANOVEX-Expedition, die von November 2005 bis Februar 2006 stattfand, war der Jenaer Geologe Dr. Robert Schöner, damals zusammen mit Prof. Dr. Lothar Viereck-Götte, mit von der Partie. Die Geländearbeiten der beiden Wissenschaftler im Transantarktischen Gebirge fanden in großen Höhen bis über 3.000 m statt. „Meist herrschten dort Temperaturen zwischen -15 °C und -30 °C, zudem wehte häufig ein scharfer, beißender Wind“, berichtet Schöner. „Dank guter Ausrüstung und guter Unterstützung durch Helikopter konnten wir dennoch alle wissenschaftlichen Fragestellungen erfolgreich bearbeiten.“

Solche ausgezeichneten Forschungsbedingungen erhoffen sich die Jenaer Geowissenschaftler auch für die aktuelle Expedition. Im kommenden Februar werden sie mit ihren Ergebnissen an der Saale zurück erwartet.

Kontakt:
Prof. Dr. Gerhard Jentzsch
Institut für Geowissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Burgweg 11, 07749 Jena
Tel.: 03641 / 948660
E-Mail: Gerhard.Jentzsch[at]uni-jena.de

Media Contact

Manuela Heberer idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-jena.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften

Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.

Zu den Geowissenschaften gesellen sich Fächer wie Geologie, Geographie, Geoinformatik, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie, Glaziologie, Kartographie, Photogrammetrie, Meteorologie und Seismologie, Frühwarnsysteme, Erdbebenforschung und Polarforschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neues topologisches Metamaterial

… verstärkt Schallwellen exponentiell. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am niederländischen Forschungsinstitut AMOLF haben in einer internationalen Kollaboration ein neuartiges Metamaterial entwickelt, durch das sich Schallwellen auf völlig neue Art und Weise…

Astronomen entdecken starke Magnetfelder

… am Rand des zentralen schwarzen Lochs der Milchstraße. Ein neues Bild des Event Horizon Telescope (EHT) hat starke und geordnete Magnetfelder aufgespürt, die vom Rand des supermassereichen schwarzen Lochs…

Faktor für die Gehirnexpansion beim Menschen

Was unterscheidet uns Menschen von anderen Lebewesen? Der Schlüssel liegt im Neokortex, der äußeren Schicht des Gehirns. Diese Gehirnregion ermöglicht uns abstraktes Denken, Kunst und komplexe Sprache. Ein internationales Forschungsteam…

Partner & Förderer