Anti-Fouling-Mittel macht Fische bleich

Seit 2008 ist das Anti-Fouling-Mittel TBT für Schiffsanstriche verboten. Seit damals sind Forscher weltweit auf der Suche nach Alternativen. Eine Möglichkeit bot das in der Veterinärmedizin verwendete Sedativum Medetomidin, das sich in ersten Versuchen als gute Alternative anbot. Nun hat eine schwedische Forscherin der Universität Göteborg entdeckt, dass die Substanz in hoher Dosierung zu Veränderungen bei Fischen führen kann.

„Im Rahmen der großen Forschungsarbeit zum Thema marine Schiffsanstriche, war ich mit der Frage beschäftigt, ob diese Substanz in irgendeiner Form negative Auswirkungen auf die Umwelt insbesondere auf die Fische hat“, so Studienleiterin Anna Lennquist vom Department für Zoologie im pressetext-Interview. Dabei konnte Lennquist feststellen, dass erhöhte Medetomidin-Konzentrationen im Wasser zu Pigmentveränderungen bei verschiedenen Fischarten führen.

Veränderungen in Pigmentzellen

„Die Pigmentzellen wurden auch nicht bei langer Exposition mit der Chemikalie geschädigt oder zerstört“, so die Forscherin. „Allerdings wurde die Sensitivität leicht verändert und die Fische wurden bleicher.“ Das sei zwar nicht lebensbedrohlich, doch ist die Funktionalität der Fischpigmente zum UV-Schutz, aber auch zur Tarnung vor Fressfeinden und zur Kommunikation wird dadurch verändert.

Leichte Veränderungen konnte die Forscherin auch im detoxifizierenden Enzym in der Fischleber feststellen. „Zudem waren die Fische, die dem Medetomidin ausgesetzt waren, weniger aktiv und hatten weniger Appetit“, so die Forscherin. Außerdem konnte man Veränderungen im Blutzucker und bei Größe der Leber feststellen.

Regulierte Abgabe an die Meeresumwelt

Bisher gibt es keinen Schiffsanstrich, der Medetomidin beinhaltet“, erklärt Lennquist. Das bedeute, dass für einen zukünftigen Hersteller solcher Lacke das Gebot gelte, den Gehalt der Substanz so zu regulieren, dass möglichst wenig an die aquatische Umwelt abgegeben wird und dass die Abbaurate so geregelt ist, dass nur geringere Mengen freigesetzt werden.

„Zur gleichen Zeit haben wir festgestellt, dass die Substanz auf wichtige Funktionen wie etwa Wachstum, oxidativem Stress, Zelltoxizität und genetische Expression keine negativen Auswirkungen hat“, erklärt Lennquist. Im Prinzip sei also darauf zu achten, dass die Medetomidin-Konzentration in der Umwelt unter einem bestimmten Grenzwert bleibt.

Wann solche neuen Schiffslacke tatsächlich marktreif sind, bleibt unklar. Weltweit sind Forscher derzeit auf der Suche nach Möglichkeiten, den Bewuchs auf Schiffsrümpfen einzudämmen. Medetomidin wird derzeit auch im Rahmen der EU-Biozid-Produkt-Direktive als aktiver Bestandteil eines solchen Anstrichs untersucht.

Die Forschungsarbeit von Anna Lennquist kann unter http://gupea.ub.gu.se/handle/2077/22081 heruntergeladen werden.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.deutschland

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