RWI-Stahlbericht: Deutsche Stahlindustrie belebt sich 2015

Da die Stahlnachfrage vor allem von der Bauwirtschaft getragen wird, dürften auch die Importe weiter kräftig zunehmen. Zu diesen Ergebnissen kommt der aktuelle Stahlbericht des RWI.

Die weltweite Rohstahlerzeugung wird demnach 2014 um knapp 4%, im nächsten Jahr um etwas mehr als 4% zunehmen. Dabei dürfte die Auslastung der Kapazitäten weltweit unbefriedigend niedrig bleiben. Die Stahlunternehmen werden auf der Kostenseite durch niedrige Rohstoffpreise und recht stabile Preise für Stahlerzeugnisse entlastet.

Die deutsche Rohstahlerzeugung konnte im vergangenen Jahr trotz dämpfender Rahmenbedingungen das Niveau des Vorjahres halten. Obwohl die jahresdurchschnittliche Stahlverwendung leicht sank und weniger warmgewalzte Stahlerzeugnisse hergestellt wurden, verharrte sie bei 42,6 Millionen Tonnen.

Hierfür sorgte insbesondere eine ungewöhnlich hohe Produktion im Dezember 2013. Allerdings wurde das Aufkommen an Rohstahl zum Jahresende erheblich stärker ausgeweitet als die Erzeugung von Walzstahlerzeugnissen.

Dies deutet darauf hin, dass einzelne Stahlhersteller gezielt Rohblöcke auf Lager gelegt haben, um sich beispielsweise auf eine bevorstehende vorübergehende Stilllegung von Hochöfen vorzubereiten. Daher dürfte die konjunkturelle Lage der Stahlbranche nicht so gut sein, wie es die mit rund 90% recht hohe Kapazitätsauslastung in der Stahlindustrie vermuten lassen.

In den ersten Monaten dieses Jahres hat die Produktion der Stahl verwendenden Industrie deutlich angezogen. Dies lag vor allem an der witterungsbedingt guten Lage der Bautätigkeit. Da im Bausektor in hohem Maße importierter Stahl verarbeitet wird, stiegen die Importe kräftig. Die Erzeugung von Walzstahl im Inland blieb hingegen in diesem Jahr bisher leicht hinter dem Vorjahr zurück.

Prognose: Deutsche Rohstahlproduktion wird 2015 um 1,7% steigen

Ausgehend von der aktuellen RWI-Konjunkturprognose dürfte der Anstieg der Ausrüstungsinvestitionen und die Exporte sich im Prognosezeitraum beschleunigen. Zwar dürfte damit auch die Produktion der Stahlverwender rascher zunehmen, deren Bedarf dürfte aber weiter in hohem Maße durch Importe gedeckt werden.

Die deutsche Rohstahlerzeugung wird daher in diesem Jahr im Jahresdurchschnitt gegenüber dem Vorjahr wohl nur um 0,5% auf 42,8 Millionen Tonnen steigen. Dabei dürfte die zweite Jahreshälfte deutlich schwächer ausfallen als die erste, da die Stahlunternehmen ihre Bestände an Rohblöcken und Halbzeug wieder abbauen werden.

Für das kommende Jahr ist bei anhaltend günstiger Binnenkonjunktur und einer beschleunigten Ausweitung der Exporte mit einem Zuwachs der deutschen Rohstahlerzeugung von 1,7% auf 43,6 Millionen Tonnen zu rechnen. Die Kapazitäten der deutschen Stahlindustrie wären dann zu 85% ausgelastet. Wie im vergangenen Jahr wird die Stahlindustrie voraussichtlich auch 2014 und 2015 in geringem Maß Arbeitsplätze abbauen. Insgesamt hat der Rationalisierungsdruck jedoch nachgelassen, da die Rohstoffpreise gesunken und die Produktpreise stabil geblieben sind.

Sinkender Bedarf Chinas belastet weltweite Stahlproduktion

Die internationale Erzeugung von Rohstahl hat sich im vergangenen Jahr mit einem Plus von 4,2% überraschend gut entwickelt, vor allem wegen einer kräftigen Zunahme im vierten Quartal. Die Belebung war jedoch nur vorübergehend, es folgte ein schwaches erstes Quartal. Entscheidend für die internationale Stahlkonjunktur im Prognosezeitraum wird sein, wie sich der Bedarf Chinas entwickelt, auf das fast die Hälfte des weltweit erzeugten Rohstahls entfällt.

Dort hat sich der Produktionszuwachs seit Beginn des Jahrzehnts deutlich verlangsamt. Neben einem schwächeren Wirtschaftswachstum dürfte hierfür auch verantwortlich sein, dass die Industrialisierung inzwischen weniger stahlintensiv verläuft. Hinzu kommt die politisch angestrebte Änderung des Wachstumsmodells zu Lasten der besonders stahlintensiven Investitionen und zu Gunsten der privaten Konsumnachfrage. Daher dürfte auch 2014 und 2015 die chinesische Rohstahlerzeugung langsamer wachsen als in der Vergangenheit.

Im laufenden Jahr wird die globale Rohstahlerzeugung voraussichtlich um knapp 4% zunehmen. Im kommenden Jahr dürfte sich zwar die internationale Konjunktur und damit auch die Rohstahlerzeugung beleben. Andererseits wird China wohl in geringerem Maße als früher dazu beitragen, so dass eine nur wenig raschere Zunahme der Produktion von Rohstahl zu erwarten ist. An der unbefriedigenden Auslastung der weltweiten Kapazitäten von zuletzt nur rund 78% dürfte sich wenig ändern.

Die Preise für Rohstoffe der Stahlindustrie sind schon seit mehr als einem Jahr tendenziell rückläufig. Ausschlaggebend auch hierfür ist zum einen die wenig dynamische Rohstahlerzeugung, insbesondere die schwächere Nachfrage Chinas. Andererseits haben die Rohstoffproduzenten mittlerweile Überkapazitäten aufgebaut, weil sie vor 2008 im Vertrauen auf das starke Wachstum in China Investitionen in die Förder- und Distributionsinfrastruktur angestoßen haben, die in den vergangenen Jahren wirksam wurden. Angesichts der erwarteten Entwicklungen der globalen Stahlerzeugung dürften die Rohstoffpreise unter Druck bleiben. Bei gleichzeitig mehr oder weniger stabilen Preisen für Stahlerzeugnisse dürfte dies die Stahlunternehmen auf der Kostenseite entlasten.

Ihre Ansprechpartnerin dazu:
Sabine Weiler (Pressestelle) Tel.: (0201) 81 49-213

Dieser Pressemitteilung liegt der „Stahlbericht“ aus dem aktuellen Konjunkturbericht des RWI zugrunde. Er ist unter http://www.rwi-essen.de/publikationen/rwi-konjunkturberichte/ als pdf-Datei erhältlich.

http://www.rwi-essen.de/presse/ – hier steht die Pressemitteilung auf der RWI-Homepage (inklusive Link zum Gesambericht)

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