Finanzkrise hinterlässt tiefe Spuren im Beteiligungsmarkt in Deutschland

Der Beteiligungsmarkt in Deutschland hat sich im Zuge der Finanzkrise sichtbar verändert. Dies zeigt eine Studie der KfW Bankengruppe und des KfW-Stiftungslehrstuhls für Entrepreneurial Finance an der Technischen Universität München.

Danach ist in den Jahren 2007 bis 2009 eine zunehmende Professionalisierung und Verlagerung des Finanzierungsschwerpunktes der Marktteilnehmer auf die so genannte Spätphase zu beobachten. Die Volumina der am Markt agierenden Fonds und die durchschnittlichen Investitionssummen sind dementsprechend deutlich gestiegen. Dieser Entwicklung stehen zunehmende Angebotslücken beim Beteiligungskapital in der Früh- und Wachstumsphase gegenüber.

Wagniskapitalgeber aus dem öffentlichen Sektor, d. h. Förderbanken und öffentlich getragene Beteiligungsgesellschaften, haben in der Krise zwar einen wesentlichen Beitrag zur Stabilisierung des Beteiligungsmarktes im Frühphasensegment geleistet, konnten diese Lücke aber nur zum Teil schließen. „Auch wenn die öffentliche Hand deutlich zur Abfederung der Folgen der Finanzkrise für den Beteiligungsmarkt beigetragen hat, ist der gewachsene Anteil der Marktteilnehmer, die eine strukturelle Angebotslücke in der Frühphase und neuerdings in der Wachstumsfinanzierung sehen, Besorgnis erregend. Hier besteht Nachholbedarf bei der Bereitstellung des privaten Wagnis- und Wachstumskapitals“, sagt KfW-Volkswirtin und Co-Autorin der Studie Dr. Margarita Tchouvakhina.

Gesunkene Nachfrage nach Finanzierungen, kritische Unternehmen

Die Finanzkrise hat sich auf die Entwicklung des Dealflows, die Struktur der Exitkanäle, auf Finanzierungsformen und die Betreuung von Investments ausgewirkt. Die Nachfrage nach Finanzierungen ist insgesamt gesunken. So ging die mittlere Anzahl der Finanzierungsanfragen pro Beteiligungsgesellschaft um 17 % zurück.

Vor diesem Hintergrund kommt dem eigenen Netzwerk der Beteiligungsgesellschaften bei der Akquisition ihres Dealflows eine hohe Bedeutung zu. Aus dem eigenen Netzwerk stammen der höchste Anteil von Investitionsgelegenheiten und ein noch höherer Anteil abgeschlossener Deals. Die hohe Bedeutung eines eigenen Netzwerkes für den Erfolg einer Beteiligungsgesellschaft zeigt sich auch darin, dass die Zielunternehmen kritischer geworden sind. Die Bereitschaft der Beteiligungsgesellschaften zu investieren war zwar höher als in der Vorgängerstudie von 2006, es kam jedoch häufiger zum Scheitern eines Abschlusses, da sich die Vertragsparteien nicht einigen konnten. Ein starkes Investitionshemmnis ist nach wie vor die ablehnende Haltung vieler Unternehmer gegenüber Beteiligungskapital.

Prof. Ann-Kristin Achleitner von der Technischen Universität München sieht hier Handlungsbedarf: „Der Eigenkapitalbedarf bei den Unternehmen ist vorhanden, sie legen jedoch ihre Scheu nicht ab. Hier müssen seitens der Beteiligungsbranche in Zusammenarbeit mit den Interessenverbände der Wirtschaft Maßnahmen ergriffen werden, um diese Ablehnung abzubauen.“

Renditeerwartungen nach unten geschraubt

Deutliche Folgen hat die Krise auch für die Renditeerwartungen an potentielle Deals, die weiteren Anforderungen an Zielunternehmen wie ein Mindestumsatz sowie für den Grad der Einflussnahme der Gesellschaften auf ihre Portfoliounternehmen. Die Investoren haben ihre Renditeerwartungen nach unten korrigiert, der Anteil von Gesellschaften mit einer erwarteten Mindestbruttorendite von 30 % und mehr ist deutlich gesunken. Die Beteiligungsgesellschaften üben verstärkt Einfluss auf ihre Portfoliounternehmen aus. Sie versuchen, insbesondere Unternehmen, die stark gefährdet sind, proaktiv in der Krise zu unterstützen.

Besonders intensiv hat sich die Krise auf diejenigen Beteiligungen ausgewirkt, die im Jahr 2009 veräußert wurden: 41 % aller Exits dieses Jahres mussten als Totalverlust verbucht werden. Für die Exits im Jahr 2005 lag dieser Anteil noch bei 24 %. Die Anteile von Secondary-Buyouts, d. h. der Weiterverkauf von Beteiligungen an andere Beteiligungsgesellschaften, sowie derjenige von Börsengängen an den Exits sind, aufgrund der schlechten Bedingungen an den globalen Finanzmärkten in den Jahren 2008 und 2009, deutlich gesunken. Fast keine Beteiligungsgesellschaft in Deutschland hat in dieser Zeit eines ihrer Portfoliounternehmen an die Börse gebracht.

Secondary-Buyouts wiederum verloren an Bedeutung – vermutlich aufgrund der gesunkenen Gewinnperspektiven der Zielunternehmen sowie der deutlich restriktiveren Kreditvergabe von Banken an Beteiligungsunternehmen. Im Vergleich zu den anderen Exitkanälen blieb der Anteil von Beteiligungsverkäufen an einen strategischen Investor (Trade-Sales) relativ stabil.

Die Studie „Beteiligungsmarkt nach der Krise: Optimistischer Ausblick aber Angebotslücke beim Wachstumskapital wird größer“ steht unter www.kfw.de im Bereich Research zum Download zur Verfügung.

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