Deutsche: Firmengründer aus Frust statt aus Lust

Im Rahmen der internationalen Jahreskonferenz des ADT Bundesverbands Deutscher Innovations-, Technologie- und Gründerzentren e.V. diskutieren Experten bis heute, Dienstag, die Rolle der Innovationszentren für Unternehmensgründer und Wirtschaftsförderung.

Innovationszentren sollten in die kommunale Förderstrategie eingebunden sein und statt niedrigen Mieten einen Mehrwert für die jungen Unternehmen bieten, so Jörg Lennardt, Vizepräsident des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater (BDU), im Rahmen einer Podiumsdiskussion über den Erfolgsfaktor Innovationszentrum. Wichtig für ein erfolgreiches Zentrum sind Lennardt zufolge unter anderem ein langfristiger Businessplan, große Entscheidungsbefugnisse der Geschäftsführung und ein kontinuierlich laufendes Reporting.

Das Thema Existenzgründung hat in den vergangenen Jahren zwar an Bedeutung gewonnen. Die Zahl der neu gegründeten Unternehmen schrumpft zurzeit aber deutlich. Verantwortlich dafür zeichnen paradoxerweise sinkende Arbeitslosenzahlen und die bessere Konjunktur, wie Marc Evers, Leiter des Referats Mittelstand und Existenzgründung beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK), erklärt.

„Die Arbeitslosigkeit gibt den Takt der Gründungen vor. In Deutschland wird eher aus Frust statt aus Lust gegründet“, bemängelt Evers. Die Hälfte der potenziellen Gründer würden sich zu wenig Gedanken um das Alleinstellungsmerkmal ihrer Idee machen. Ein Drittel könne in den Gründergesprächen nicht einmal die Produktidee schlüssig erklären.

Laut einer aktuellen ZEW-Befragung sind im Hightech-Bereich die Innovationszentren meist die erste Anlaufstation für Gründer. Der Großteil der Unternehmen bleibe dort aber nur die ersten ein bis zwei Jahre, führt Johannes Velling vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) http://www.bmwi.de aus. Die Stärke der Zentren liegt der Umfrage zufolge vor allem in der Infrastrukturleistung. „Beratung und Coaching messen die Gründer überraschenderweise nur wenig Bedeutung bei“, so Velling. In den abnehmenden Gründerzahlen sieht Velling derweil kein Problem. „Wichtig sind nachhaltige Gründungen.“ Derzeit überleben 92 Prozent der in Zentren gegründeten Unternehmen die ersten fünf Jahre.

Den Hauptvorteil der Innovationszentren in den vergangenen Jahren sieht Helmuth Klatt, als Gründer von cybertron erster Mieter beim ersten deutschen Innovationszentrum BIG in Berlin, in den Synergien mit anderem Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen. Zudem habe cybertron zahlreiche Kontakte zu Entscheidungsträgern bei Industrie und Banken gewinnen können. „Nach der Etablierung des Unternehmens ist allerdings eine Abkopplung aus dem Gründerzentrum anzuraten“, meint Klatt. Für die Zukunft seien angesichts des vom IW Köln geschützten Rückgangs um 700.000 Unternehmen neue Initiativen notwendig, sagt DIHK-Referatschef Evers. „Vor allem für Frauen, Migranten und Ältere muss die Selbstständigkeit attraktiver gemacht werden.“ Darüber hinaus fordert Evers eine systematische Verankerung des Themas Unternehmertum in den Schulen.

Der ADT Bundesverband Deutscher Innovations-, Technologie- und Gründerzentren e.V. wurde im Jahr 1988 als „Arbeitsgemeinschaft Deutscher Technologie- und Gründerzentren“ gegründet und kann derzeit auf rund 200 Mitglieder verweisen. Darunter befinden sich 154 Innovations-, Technologie- und Gründerzentren. Insgesamt gibt es davon bundesweit 350. In diesen Innovationszentren wurden in den vergangenen 25 Jahren nach Verbandsangaben 20.000 Unternehmen gegründet und 180.000 Arbeitsplätze geschaffen.

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Jörn Brien pressetext.deutschland

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