Commerzbank Börsenbericht: Woche vom 12.01. bis 16.01.2009

Die Arbeitslosenquote liegt in den USA nunmehr bei 7,2%. Dem Protokoll der letzten Zinsentscheidung der Fed war zu entnehmen, dass die Notenbanker von einer anhaltenden Rezession und einem Schrumpfen der US-Wirtschaft im Gesamtjahr 2009 ausgehen.

Die weiteren Abwärtsrisiken für die Wirtschaft werden als beträchtlich eingestuft. Ergänzt wurden diese ungünstigen Aussichten durch die schlechten Zahlen des PKW-Absatzes und die sich damit verstärkenden Probleme der US-Automobilbranche. Die Bank of England (BoE) senkte am Donnerstag den Leitzins auf 1,5%, den tiefsten Stand seit 1694 und schloss zugleich eine weitere Senkung auf 1% nicht aus.

Ähnlich wie die amerikanische Notenbank stößt die BoE an die Grenzen der konventionellen Geldpolitik. Die Arbeitslosenzahlen in Deutschland sind moderat aber zum ersten Mal seit Anfang 2006 gestiegen. Der Anstieg von 18 Tsd. Stellen lag jedoch deutlich über den Erwartungen von 10 Tsd. Stellen. Die Rezession hat somit den Arbeitsmarkt erreicht und wird weitere Spuren hinterlassen. Für eine zusätzliche Hiobsbotschaft sorgten die Novemberzahlen zum deutschen Export (-10,6% ggü. Vormonat). Das Sinken der Verbraucherpreise auf 1,6% im Dezember ist vorrangig auf die gefallenen Energiepreise zurückzuführen, wird jedoch die EZB unter Zugzwang bringen (siehe Ausblick).

Ausblick

Im Mittelpunkt stehen in dieser Woche die Zinsentscheidung der EZB am Donnerstag und die vorläufigen Zahlen zum deutschen Bruttoinlandsprodukt für das Jahr 2008. Die EZB deutete nach der Zinssenkung im Dezember zwar eine Zinspause an, allerdings haben sich die Bedingungen jüngst verändert. Die Teuerungsrate ist unter 2% (1,6% Dezember) gefallen, die Konjunkturdaten, wie Arbeitsmarktzahlen und Auftragslage der Industrie sowie die Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt 2008 (Erwartung: +1,3%) verstärken den Druck auf die EZB, einen weiteren Zinsschritt zu vollziehen. Dem entgegenstehend hat sich die Situation am Geldmarkt leicht entspannt.

Die Geldmarktsätze befinden sich im Vergleich zum Leitzins jedoch noch immer auf einem hohen Niveau. Eine zur Entspannung beitragende Zinssenkung wirkt weniger dringlich. Wir erwarten dennoch einen Zinsschritt um 50 BP. Als sicher gilt unter Volkswirten, dass zumindest ein deutlicher Hinweis auf weitere Zinssenkungen gegeben wird. Eine Reihe von US-Konjunkturdaten wird die Deflationsängste weiter anheizen, die jährliche Teuerungsrate ist im Dezember voraussichtlich erstmals seit über 50 Jahren in den negativen Bereich gerutscht. Mit Spannung wird die weitere Entwicklung im, für eine Volkswirtschaft wichtigen, Bankensektor beobachtet. Die anstehende Berichtssaison könnte ihre Schatten voraus werfen und durch Vorabmeldungen neue Schockwellen verursachen.

Aktienmärkte

Rückblick

Zu Jahresbeginn lag ein Hauch von Morgenluft über den weltweiten Aktienmärkten, nachdem die unter dem massiven konjunkturellen Druck der letzten Wochen geschmiedeten staatlichen Stimulierungspakete zunächst als substanzieller Beitrag im Kampf gegen die Krise eingestuft wurden. Nur wenige Tage nach dem Jahresstart sind die Anfangsgewinne allerdings bereits wieder kassiert, die Aktienmärkte auf den Boden der Realität zurückgekehrt. Auslöser waren vor allem schwache ADP-Arbeitsmarktzahlen am vergangenen Mittwoch, ein massiver Einbruch beim Öl als Spiegelbild der wirtschaftlichen Misere sowie einige die Dramatik des Abschwungs unterstreichende Meldungen von Unternehmensseite (bspw. Alcoa, Intel, Wal Mart). Einen ersten Vorgeschmack auf das, was uns in den kommenden zwölf Monaten erwartet, hat das noch junge Jahr bereits in der letzten Woche geliefert: So z. B. Massenentlassungen bei Alcoa und eine Gewinnwarnung von Intel. Der Zeitpunkt, zu dem diese Meldungen kamen, nämlich schon früh im Jahr, bestätigt, dass die Weltwirtschaft in eine schwere Rezession geschlittert ist. Zudem zeigt der Einbruch wichtiger Stimmungsindikatoren, dass eine schwere Rezession längst in den Köpfen von Investoren und Analysten verankert ist. Wir glauben daher nicht, dass die Erholung der vergangenen Wochen nachhaltig sein wird und eher ein Jahreswechsel-bedingtes Phänomen darstellt. Darüber hinaus sind Unternehmen – bilanztechnisch – weitestgehend mit dem letzten Quartal 2008 beschäftigt. Die schlechten Nachrichten beziehen sich auf das zurückliegende Quartal und in einem etwas geringeren Maße auf den Ausblick auf 2009.

Rentenmärkte

Ausblick

Im Fokus der Kapitalmärkte sollten in den kommenden Tagen vor allem volkswirtschaftliche US-Daten stehen. Auf der Unternehmensseite beginnt heute mit Alcoa wie gewohnt traditionell die US-Berichtssaison. Es folgt Intel am Donnerstag. Von beiden Unternehmen gab es im Vorfeld bereits Negativschlagzeilen.

Entscheidender für die Aktienmärkte dürfte daher erst der weitere Verlauf in den Folgewochen sein. Im Verlauf der nächsten Tage stehen in den USA und Europa dann Metro mit einem Trading Statement 2008, Carrefour mit dem Jahresumsatz sowie Rio Tinto mit den Ergebnissen zum vierten Quartal auf der Agenda. Im Fazit werden die wohl sehr gemischten Ergebnisse zu Q4 und insbesondere die anhaltend schwachen Ausblicke der Unternehmen für dieses Jahr wohl weitere Reduzierungen der Konsens-Gewinnerwartungen nach sich ziehen. Obwohl bei vielen Unternehmen diese Ertragsrückgänge inzwischen schon zu einem guten Teil in den Kursen enthalten sind, sollte der Aktienmarkt während der Berichtssaison weiter erhöhten Schwankungen unterworfen sein.

Insgesamt erwarten wir nach wie vor ein Übergewicht der negativen Nachrichten. Trotz der bisherigen Erwartungsrevisionen auf Makro- und Mikroebene sollte daraus auch auf die Aktienmärkte noch weiterer Druck resultieren. Auch technisch betrachtet kam die Erholungsbewegung beim DAX bei ca. 5.000 Punkten zum Stehen. Die derzeitige Abwärtsbewegung führte den Index bis an die untere Begrenzung einer Keilformation, die in dieser Woche nach unten durchbrochen werden könnte – was weiteres Abwärtspotenzial eröffnet.

Rückblick

An den internationalen Rentenmärkten war die vergangene Handelswoche von konjunkturellen Daten geprägt. In allen Laufzeitbereichen wurden im Wochenverlauf die Kursgewinne ausgebaut.

Die negativen Rekordzahlen auf dem Arbeitsmarkt prägten dabei die Woche, beginnend mit dem ADP-Index vom Mittwoch. Sowohl die schlechten Zahlen aus den USA als auch die Arbeitsmarktdaten in Deutschland, verbunden mit den sinkenden Exporten und der rückläufigen Industrieproduktion, stützen die Rentenmärkte nachhaltig. Die Risikoaufschläge für Unternehmensanleihen haben sich in den vergangenen Handelstagen trotz diverser Herabstufungen in den letzten Wochen kaum verändert.

Ausblick

In dieser Woche steht in Europa die Zinsentscheidung der EZB im Mittelpunkt. Wir erwarten eine Zinssenkung um 50 BP auf 2,0%, wenngleich die EZB bei ihrer letzten Zinsentscheidung im Dezember noch zurückhaltend zu weiteren Zinssenkungen war. Sofern kein Zinsschritt erfolgt, ist mit einer kurzen Konsolidierung auf dem Rentenmarkt zu rechnen.

In den USA steht eine Reihe an Konjunkturdaten an, welche den Rentenmarkt stützen sollten. Insbesondere eine Verstärkung der Deflationsdebatte nach der Veröffentlichung der Verbraucherpreisdaten für den Monat Dezember, verbunden mit der beginnenden Unternehmensberichtssaison, sollte für eine positive Entwicklung am Rentenmarkt sprechen, wenngleich das Aufwärtspotenzial bei einem bereits sehr tiefen Zinsniveau begrenzt ist.

Rohstoffe

Rückblick

Der Ölpreis (WTI) gab in der letzten Handelswoche nach und fiel um mehr als 10% auf unter 43 US-Dollar je Barrel. Auslöser waren die veröffentlichten Daten zu den US-Lagerbeständen, die einen sehr starken Anstieg der Rohölvorräte um 6,7 Mio. Barrel zeigten.

Zusätzlich stiegen die Rohölimporte um 1,2 Mio. Barrel pro Tag. Der starke Verfall an den Aktienmärkten sorgte schließlich dafür, dass sich Gold als „sicherer Hafen“ wieder stabilisieren konnte. Dennoch fehlen dem Edelmetall derzeit positive Impulse solange der US-Dollar nicht erneut unter Druck gerät und die Risikoaversion deutlich zunimmt. Platin konnte dem schwachen Rohstofftrend trotzen und erstmals seit drei Monaten wieder über 1.000 US-Dollar je Feinunze steigen.

Ausblick

Die erneute Fokussierung der Marktteilnehmer auf die Nachfragerisiken haben den Ölpreis zum Wochenstart weiter unter Druck gesetzt und wieder unter die Marke von 40 US-Dollar je Barrel fallen lassen. Auslöser waren unter anderem die US-Arbeitsmarktdaten vom Freitagnachmittag, welche für das abgelaufene Jahr den stärksten Stellenabbau seit 1945 und einen Anstieg der Arbeitslosenquote auf den höchsten Stand seit 15 Jahren auswiesen. Gold handelt derzeit wenig verändert um die 850 US-Dollar je Feinunze. Im Gegensatz zu den Energieträgern können sich die Industriemetalle gut behaupten. Kupfer konnte beispielsweise am frühen Morgen um mehr als 2% auf 3.500 US-Dollar je Tonne zulegen.

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