Commerzbank Börsenbericht: Woche vom 02.02. bis 06.02.2009

Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel mit einem Anstieg auf 83 Punkte zwar etwas freundlicher aus als erwartet und auch die Zahlen zum US-amerikanischen Bruttoinlandsprodukt waren nicht so schlecht wie befürchtet.

Mit einem Minus von 3,8% zur Vorperiode konnte die Konsenserwartung im 4. Quartal 2008 – die bei minus 5% lagen – übertroffen werden. Dennoch sollten diese Zahlen nicht über die desolate Situation der Weltwirtschaft hinwegtäuschen. Einige amerikanische Indikatoren wie das Verbrauchervertrauen, Einkaufsmanager Index (Chicago), Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter und die Verkäufe von Neubauten markierten erneut historische Tiefststände. Die Erstanträge auf Arbeitslosengeld sind ebenfalls weiter gestiegen. In Deutschland erhöht sich bereits zum zweiten Mal in Folge die Arbeitslosigkeit, damit ist die Rezession auf dem Arbeitsmarkt angekommen. Die Wirtschaftsstimmung im Euroraum (ESI) ist mit 68,9 auf einem Rekordtief und der Preisdruck nimmt spürbar ab. Die Inflationssorgen im Euroraum werden weiter in den Hintergrund gedrängt.

Ausblick

In dieser Woche steht eine Vielzahl von volkswirtschaftlichen Kennzahlen der ersten Reihe auf der Agenda. Aus europäischer Sicht steht die Zinsentscheidung der EZB und der Bank of England (BoE) im Mittelpunkt. Während wir von der BoE eine Zinssenkung um 50 Basispunkte erwarten, rechnen wir lediglich mit einer Andeutung eines nächsten Zinsschrittes der EZB für den März. Der Inflationsdruck nimmt weiter deutlich ab und die ökonomischen Rahmendaten verschlechtern sich weiter, somit wird die EZB in Zugzwang geraten, die Zinsen erneut zu senken. Zudem werden die Zahlen zum Einkaufmanagerindex veröffentlicht. Zusammen mit Daten zur Industrieproduktion, den Auftragseingängen und den Einzelhandelsumsätzen stehen somit relevante Daten zur Bestimmung des Zustandes der Konjunktur an. Zu erwarten ist, dass alle Daten einen weiteren Rückgang der volkswirtschaftlichen Leistung beschreiben werden.

Die US-amerikanischen Konjunkturdaten werden ebenfalls weiterhin ein düsteres Bild zeichnen. Auf tiefem Niveau wird sich der ISM-Einkaufsmanager Index stabilisieren können oder sogar leicht zulegen, ähnliches ist für die schwebenden Hausverkäufe zu erwarten. Die Auftragseingänge der Industrie und vor allem der Arbeitsmarktbericht werden eine derartige Stabilisierung noch nicht vollziehen können. Positive Meldungen sind in dieser Woche am ehesten aus der Politik zu erwarten, wenn die Konjunkturprogramme in entsprechende Bahnen geleitet werden, beziehungsweise nach ihrer Ratifizierung erste Gelder fließen. Auch eine Konkretisierung der Überlegungen zur Bad Bank könnte positive Impulse geben.

Aktienmärkte

Rückblick

Nach drei Handelstagen mit Gewinnen haben die Händler an der Wall Street die Kurse vor dem Wochenende ungefähr wieder dort gesehen, wo sie schon vor Wochenfrist gestanden hatten: Abermals ernüchternde Daten vom US-Häusermarkt, schwache Quartalsergebnisse und Konjunkturängste ließen die Notierungen am Donnerstag und Freitag fallen. Zur Schlussglocke rettete sich der Dow Jones gerade noch über die Marke von 8.000 Punkten. Die Freude, dass die US-Wirtschaft im Schlussquartal weniger stark geschrumpft ist als befürchtet, währte nur kurz. Was angesichts der Tatsache, dass das Bruttoinlandsprodukt binnen eines Quartals so schnell geschrumpft ist wie seit 1982 nicht mehr, durchaus nachvollziehbar ist.

Der Dax markierte am Mittwoch bei 4.534 Punkten den höchsten Stand seit dem 14. Januar. Im Wochenverlauf stieg der Index – allerdings bei geringen Umsätzen – um knapp 4%. Damit hat er seit seinem Jahrestief über 10% an Wert gewonnen. Dafür verantwortlich waren in der letzten Woche vor allem die Finanztitel. Auslöser dafür waren sich verdichtende Spekulationen über eine Bad Bank-Lösung in den USA – und auch in Deutschland wird über eine dezentrale Variante gesprochen. Daneben stand in Deutschland die angelaufene Berichtssaison im Fokus. Mit den guten Zahlen von Siemens, SAP und Software verlief sie hierzulande in der vergangenen Woche recht gut. Auch der jüngste Anstieg des Ifo-Geschäftsklimas wurde positiv zur Kenntnis genommen, unterstreicht er doch, dass Unternehmen offenbar optimistisch auf die ersten Auswirkungen der staatlichen Konjunkturprogramme in den USA und Europa blicken.

Ausblick

Nachdem die US-Berichterstattung in der letzten Woche ihren Höhepunkt erreicht hat, stehen in dieser Woche Quartalszahlen vornehmlich aus dem Euroraum an. Zum Wochenbeginn legt unter anderem der Ölkonzern BP Daten vor. Im weiteren Verlauf folgen u.a. der Minenkonzern BHP Billiton, das Pharmaunternehmen Roche sowie Banco Santander. Die Deutsche Bank veröffentlicht am Donnerstag ihr ausführliches Jahresergebnis, was insbesondere für den hiesigen Finanzsektor von Interesse sein wird. Aus den USA gewährt am Mittwoch Cisco einen Einblick in die Bücher.

Von größerer Bedeutung für die Aktienmärkte werden aber die anstehenden konjunkturellen Daten sowie die weitere Diskussion um die Einrichtung einer Bad Bank sein. Per Saldo sehen wir am Aktienmarkt nach wie vor keine Trendwende nach oben erreicht. Die grundsätzlichen fundamentalen Probleme (schwache Konjunkturdaten und Gewinneinbrüche auf der Unternehmensseite) bilden nach wie vor die größten Belastungsfaktoren, die derzeit den weiteren Aufwärtsspielraum am Aktienmarkt limitieren. Technisch betrachtet hat es der DAX nicht geschafft, die Erholungsbewegung bis an die alte Abwärtstrendlinie durchzuhalten. Bereits nach wenigen Tagen wurde der kurzfristige Aufwärtstrend wieder gebrochen. Damit ist der Weg frei für einen erneuten Anlauf auf die Marke von 4.000 Punkten, die inzwischen nicht mehr nur eine „runde Zahl“ ist, sondern auch eine charttechnische Unterstützungsmarke darstellt.

Rentenmärkte

Rückblick

Die internationalen Rentenmärkte gingen im Wochenverlauf geschwächt aus dem Handel. Die Marktteilnehmer bewerten die zunehmende Staatsverschuldung sowohl in Europa, als auch in den USA weiterhin kritisch. Die Angst vor einer Marktflutung von Staatsanleihen und somit fallenden Kursen hat sich bewahrheitet. Die Konsolidierung, trotz schlechter Konjunkturwerte, ist maßgeblich auf die Emissionsflut in der letzten Woche zurückzuführen. Allein der amerikanische Staat hat Anleihen im Wert von 78 Mrd. US-$ auf den Markt gebracht, ergänzt um 124 Mrd. US-$ Schatzwechsel.

Ausblick

In dieser Woche steht wieder eine Reihe von Konjunkturdaten auf der Agenda. Der Markt sollte durch die eher schlecht ausfallenden Zahlen vermutlich Unterstützung erfahren. Nach der Kurskorrektur der letzten Wochen könnte in den nächsten Tagen eine Gegenbewegung erfolgen. Die Emissionspause an Staatsanleihen sollte zudem Druck vom Markt nehmen. Auch die Fed wird die Erholung der Renditen sehr genau beobachten und gegebenenfalls eingreifen. Eine Kurserholung der Rentenpapiere erscheint fundamental sehr wahrscheinlich, wenngleich die Gefahr weitere Kursabschläge aufgrund des intakten starken Abwärtstrends der US-Treasuries möglich sind.

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