Hartz IV trotz Arbeit: häufig nicht von Dauer

Dies entsprach 17,5 Prozent der erwerbsfähigen Leistungsbezieher im Jahr 2005. Bedürftigkeit trotz Erwerbsarbeit sei jedoch häufig nur ein vorübergehender Zustand, stellen die Autoren der Studie fest. Am leichtesten gelingt den Alleinstehenden mit Vollzeitjob der Absprung aus der Hilfebedürftigkeit. Dagegen bleiben geringfügig Beschäftigte und Familien relativ lange im Leistungsbezug.

Über das ganze Jahr 2005 betrachtet übten insgesamt rund 2,1 Millionen Personen zumindest für kurze Zeit einen Job aus, während sie Hartz-IV-Leistungen bezogen. 325.000 dieser Aufstocker waren ganzjährig beschäftigt, mehr als die Hälfte von ihnen als geringfügig Beschäftigte. „Bei der Mehrheit der dauerhaften Aufstocker ist das Einkommen aus Minijobs und Teilzeitbeschäftigung eher eine Ergänzung zu den Leistungen als umgekehrt“, schreiben die Arbeitsmarktforscher. „Im Laufe des Jahres hat ein hoher Teil der Hilfebedürftigen den Kontakt zum Arbeitsmarkt gesucht, aber häufig nicht halten können.“

Vollzeitbeschäftigung führt am ehesten zur Beendigung des Leistungsbezugs

„Je länger die Arbeitszeit in der Beschäftigung, desto größer die Chance zum Ausstieg“, so die IAB-Studie. Vor allem Vollzeitbeschäftigte bezogen die staatliche Hilfe meist nur über eine relativ kurze Zeit. Ganz anders sieht es bei der größten Gruppe der Aufstocker aus, den geringfügig Beschäftigten. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent endet bei ihnen innerhalb von zehn Monaten das Beschäftigungsverhältnis. 30 Prozent zählten auch nach zehn Monaten noch zu den Aufstockern, und nur 20 Prozent konnten in dieser Zeit die Bedürftigkeit überwinden.

Bedürftig trotz Vollzeitjob: Familien besonders betroffen

Im Jahr 2005 gab es 127.000 Vollzeitbeschäftigte, die länger als neun Monate aufstocken mussten. Hier handelt es sich vor allem um Paare und Familien: 80 Prozent derer, die länger als neun Monate Leistungen bezogen, leben in einem Paarhaushalt, 60 Prozent haben Kinder. Höhere Kosten durch Familienmitglieder und eine größere Unterkunft seien meist die Ursache für die Aufstockung, so das IAB. Um die Bedürftigkeit dieser Haushalte dauerhaft zu überwinden, sei „eine Abstimmung mit familienpolitischen Transferleistungen wie Wohn- und Kindergeld unerlässlich“, fordern die Autoren der Studie.

Lohn reicht zum Leben, aber nicht zum Wohnen

Kurzarbeit, instabile Beschäftigung wie Zeit- und Saisonarbeit oder der Jobverlust des Partners: Die Autoren der Studie machen verschiedenste Gründe aus, warum Menschen trotz Arbeit auf staatliche Hilfe angewiesen sind. Die gestiegene Zahl der Aufstocker führen die Forscher aber zum Teil auch auf ehemalige Wohngeld-Bezieher zurück, die inzwischen Hartz-IV-Leistungen beantragen. Das Wohngeld orientiert sich an der Kaltmiete, während die höheren Hartz-IV-Sätze die Erstattung der Warmmiete beinhalten.

Die IAB-Studie kann unter http://doku.iab.de/kurzber/2007/kb2207.pdf abgerufen werden.

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Wolfgang Braun idw

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