"Ezoneplus" untersucht Folgen der EU-Osterweiterung. EU unterstützt Projekt des Jean Monnet Centers.

Mit der Ausgabe von Euro-Banknoten und -Münzen ist Anfang Januar 2002 für zwölf von fünfzehn Mitgliedstaaten der Europäischen Union die Einführung einer gemeinsamen Währung abgeschlossen worden. Der Euro ersetzt die Nationalwährungen, um die Wirtschaft der Mitgliedstaaten zu stärken. Gleichzeitig soll ein monetäres Gegengewicht zum Dollar geschaffen werden. Nach einem EU-Beitritt von strukturschwachen Ländern Mittel- und Osteuropas stellt sich die Frage, welchen Einflüssen die neue Währung unterliegen wird und welche Entwicklungen für die Wirtschaften der Beitrittskandidaten und der Eurozone zu erwarten sind. Hiermit beschäftigt sich – unter Federführung des „Jean Monnet Centre of Excellence“ der Freien Universität Berlin – das Forschungsprojekt „EZONEPLUS“, das von der Europäischen Kommission gefördert wird.

EZONEPLUS untersucht die Chancen und Risiken der Osterweiterung der Europäischen Währungsunion. Im Sommer 2001 initiiert und unter Federführung von Prof. Dr. Michael Bolle, beschäftigen sich Wirtschafts- und Politikwissenschaftler der Freien Universität Berlin im Rahmen des Vorhabens nicht nur mit den Auswirkungen auf politische, ökonomische und soziale Entwicklungen innerhalb der Beitrittsländer, sondern auch mit den Veränderungen, die für die Eurozone zu erwarten sind. Um ein möglichst breites Untersuchungsspektrum zu gewährleisten, sind an den Untersuchungen Forschungsinstitute und Universitäten aus Estland, Finnland, Italien, Polen, Portugal und Slowenien beteiligt.

Parallel zur Bearbeitung von wirtschafts- und politikwissenschaftlichen Fragestellungen wird ein Kommunikationsnetzwerk aufgebaut, das die Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft unterstützen sowie einen intensiven Informationsaustausch zwischen der Wissenschaft und den gesellschaftlichen Gruppen ermöglichen soll. EZONEPLUS stößt in noch nicht erforschte Sachgebiete der internationalen Wirtschafts- und Finanzpolitik vor, ohne sich dabei auf rein theoretische Fragestellungen zu beschränken. Das bisherige Fehlen von systematischen Untersuchungen, die sich aus Sicht der Beitrittsländer wie der EU-Mitglieder mit den Problemen der Markterweiterung, des Währungsumtausches und den damit verbundenen Auswirkungen beschäftigen, hat die Teilnehmer veranlasst, zunächst angemessene methodische Instrumente zu entwickeln.

Dabei stehen die Teilnehmer wegen der zunehmenden wechselseitigen Verflechtungen der Märkte vor der Aufgabe, verlässliche Aussagen nicht nur über die Konsequenzen eines freien Austausches von Gütern, Dienstleistungen, Arbeitskraft und Kapital zu treffen. Vielmehr werden auch politische Folgeentscheidungen berücksichtigt, denen sich die Beitrittsländer und die Europäische Union im Zusammenhang mit den ökonomischen und sozialen Herausforderungen der Währungsunion stellen müssen. Die währungspolitische Einbindung der Länder Mittel- und Osteuropas in die Europäische Währungsunion wird neue Probleme aufzeigen, die sich aus der wirtschaftlichen Ungleichheit zwischen der Europäischen Union und den Beitrittskandidaten ergeben. Zu diesen Unterschieden gehört beispielsweise das deutlich niedrigere Pro-Kopf-Einkommen der Länder Mittel- und Osteuropas und auch die Tatsache, dass sie das realsozialistische Erbe noch keineswegs überwunden haben.

Mit einem Beitritt zur Eurozone verzichten die Beitrittskandidaten bekanntlich auf traditionelle nationale wirtschaftspolitische Instrumentarien wie Wechselkurs- und Geldpolitik. Das internationale Forscherteam wird prüfen, wie diese Länder auf offene Grenzen und eine einheitliche Währung reagieren werden und inwieweit sie auf die Risiken steigenden Wettbewerbs vorbereitet sind. Auf jeden Fall wird durch den Beitritt zur Europäischen Währungsunion von den Beitrittsstaaten eine weit höhere Reformbereitschaft verlangt, als sie bislang gezeigt haben.

Die Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Institutionen ermöglicht den Projektmitgliedern nicht nur die unmittelbare Analyse der Osterweiterung der Europäischen Währungsunion (EWU), sondern sie erlaubt auch empirische Vergleichstests in den verschiedenen Regionen und damit die Nutzung von „Heimvorteilen“ der jeweiligen Institute, die jeweils am besten auf ihre nationalen Statistiken zurückgreifen können.

Die gemeinschaftlich durch alle beteiligten Institutionen erarbeiteten Ergebnisse werden auf Konferenzen, Workshops und in direktem Kontakt zur Politik veröffentlicht. EZONEPLUS ist im Internet unter www.ezoneplus.org abrufbar. Alle Interessierten können sich somit jederzeit über den neuesten Stand der Untersuchungen und die aktuellen Ergebnisse informieren; ein per E-Mail verschickter Newsletter ist abonnierbar.

Erste Ergebnisse wurden im Oktober 2001 publiziert, ein „State of the Art Report“ kann seit Ende Januar 2002 auf der Website abgerufen werden. Ende April 2002 wird die Forschergruppe in Zusammenarbeit mit dem Graduiertenkolleg „Das Neue Europa“ in Berlin einen Workshop durchführen, der die relevanten Forschungsfragen einer breiten Fachöffentlichkeit zugänglich machen wird.

von Kajetan Tadrowski

Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:
Prof. Dr. Michael Bolle, Jean Monnet Centre of Excellence der Freien Universität Berlin, Otto-Suhr-Institut, Ihnestr. 22, 14195 Berlin, Tel.: 030 / 838-54966, E-Mail: info@ezoneplus.org

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Ilka Seer idw

Weitere Informationen:

http://www.ezoneplus.org/

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