Mecklenburg-Vorpommern ist beliebte Zuwandererregion – Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft

Der Nordosten ist eine interessante Wohn- und Lebensregion für die Generation der über 55-jährigen. Nach privaten Gründen werden bereits an zweiter Stelle gesundheitliche Aspekte für einen Wohnortwechsel nach Mecklenburg-Vorpommern angegeben. Zwischen 1995 und 2005 zogen 41.262 Personen über 55 Jahre nach dem aktiven Arbeitsleben in den Nordosten.

Dabei kommen die Zuwanderer hauptsächlich aus Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachen, Brandenburg, Berlin und Nordrhein-Westfalen. Drei Viertel von ihnen sind bereit, regelmäßig in zusätzliche gesundheitliche Leistungen zu investieren. Das sind Ergebnisse der aktuellen Zuwandererstudie des Landes unter Leitung des Greifswalder Universitätsprofessors Wolfgang Hoffmann im Rahmen des TransferNetzwerks Community Medicine, ein Projekt des Universitätsklinikums Greifswald und des BioCon Valley Mecklenburg-Vorpommern e. V. Hintergrund der repräsentativen Untersuchung ist der Trend einer stabilen Zuwanderung von Bürgern der Generation 55+.

Im Gegensatz zu den anhaltenden Abwanderungszahlen bei Jüngeren ist seit 1995 ein positives Wanderungssaldo bei den über 55-Jährigen zu verzeichnen. Insbesondere die 60- bis 65-Jährigen zieht es in den Norden. Beliebtestes Ziel für Rückkehrer und Zuwanderer ist der Landkreis Ostvorpommern mit der Sonneninsel Usedom. Weitere Zuzugsschwerpunkte sind die Landkreise Nordwestmecklenburg, Rostock, Ludwigslust und Bad Doberan. In erste Linie sind zwar private Motive ausschlaggebend für den Umzug, aber auch das angenehme und reizarme Klima ist häufig ein gewichtiger Beweggrund. Mehr als ein Drittel der Zuwanderer erwirbt in der neuen Wahlheimat ein eigenes Haus oder eine Eigentumswohnung, 43 % wohnen zur Miete, ein kleinerer Teil lebt in Seniorenwohnanlagen oder Einrichtungen für betreutes Wohnen. Nach eigener Einschätzung fühlt sich die „Silver Generation“ recht fit und schätzt ihren allgemeinen Gesundheitszustand überwiegend als gut ein. „Die Erhaltung der Gesundheit wird als wichtig erachtet; die Zuwanderer legen großen Wert auf die eigene Fitness“, so Projektleiter Prof. Wolfgang Hoffmann. „Dafür sind die Befragten auch bereit, sich finanziell zu beteiligen.“

Bei der Nutzung verschiedener Gesundheitsangebote wurde vor allem die medizinische Vorsorge beim Haus- und Facharzt angegeben.

Komplementärmedizinische Angebote sind ebenfalls gefragt, gegenwärtig aber noch wenig präsent. Sportliche Betätigung ist erwünscht, wobei Aquasport, Gymnastik, Tanzen, Walking und Radfahren besonders im Trend liegen. Bei Wellness und regionaltypischen Angeboten liegen Massagen, Sauna, Fango- und Moor-Packungen ganz vorn in der Gunst der Umfrageteilnehmer. Hier müsste nach Ansicht der Zuwanderer das Angebot noch deutlich erweitert werden. Erstaunlicherweise sind Thalasso- und Heilkreide-Anwendungen dagegen kaum bekannt. Kritisiert wurden vor allem der Fachärztemangel und zu lange Wartezeiten bei den Ärzten. Vermisst werden weitere Angebote in den Bereichen Rückenschule, Aquasport, Schwimmen und Herz-Kreislauf-Training.

„Mecklenburg-Vorpommern sollte seine Kapazitäten nutzen und gezielt um die aktive Generation 55+ werben“, zog Hoffmann ein erstes Resümee. „Das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft. Ein Land, in dem sich die Eltern wohl fühlen, ist auch für die Jüngeren und Kinder attraktiv.“ Nach Ansicht des Wissenschaftlers komme es vor allem darauf an, mit einer zielgruppenorientierten Offensive die einzigartigen Vorzüge des Landes besser zu vermarkten und maßgeschneiderte Offerten für Zuwanderer zu unterbreiten. Hierfür biete die aktuelle Studie eine hervorragende Datenbasis.

Eckwerte zur Zuwandererstudie

Aus über 10.000 durch alle Einwohnermeldeämter Mecklenburg-Vorpommerns gemeldeten Zuwanderern bzw. Rückkehrern im Zeitraum von 2002 und 2005 wurden per Zufallsziehung 3.200 Personen ausgewählt und um die Beantwortung eines Fragebogens gebeten. Über 45 Prozent der angeschriebenen Zuwanderer (1.337) haben den standardisierten Umfragebogen, der Aufschluss über die Beweggründe für die Wahl des neuen Wohnsitzes sowie die Vorstellungen über die künftigen Lebensjahre geben sollte, beantwortet. Die Versendung der Fragebögen startete am 16. Mai 2007 und wurde Ende September abgeschlossen.

Zuwanderer und Rückkehrer sind Personen mit deutscher Staatsbürgerschaft, die aus einem anderen Bundesland neu nach Mecklenburg-Vorpommern zugezogen sind und Personen mit deutscher Staatsbürgerschaft, die früher einmal in Mecklenburg-Vorpommern gewohnt haben, zwischenzeitlich ihren Hauptwohnsitz in ein anderes Bundesland verlegt hatten und nun wieder zurückgekehrt sind.

Ziel des TransferNetzwerks Community Medicine ist die Organisation und Stärkung des Austausches von Kompetenzen, Ressourcen, Ergebnissen und Erfahrungen aus dem wissenschaftlichen Bereich der bevölkerungsbezogenen Gesundheitsforschung in die Gesundheitswirtschaft, um die Entwicklung qualitätsgesicherter, zielgruppenorientierter und marktfähiger Produkte und Dienstleistungen im Bereich Gesundheit und Prävention zu unterstützen und voranzutreiben.

BioCon Valley Mecklenburg-Vorpommern e. V.
Projektmanagerin „TransferNetzwerk Community Medicine“
Dipl.-Psych. Janina Krafczyk
Institut für Community Medicine/Universität Greifswald
Ellernholzstraße 1 – 2, 17487 Greifswald
T +49 3834 86-77 89
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