Konjunktur 2002: starke Wachstumsdynamik bei hohem Risiko

Die Weltwirtschaft ist 2001 um nur 1,4 % gewachsen und damit so schwach wie zuletzt 1991. Für das laufende Jahr rechnen die Volkswirte der Dresdner Bank mit einem weltwirtschaftlichen Wachstum von 2,1 %. Für Europa prognostizieren sie einen BIP-Anstieg von 1,6 %, für Deutschland 1,3 %.

Die Dresdner Bank sieht derzeit eine ungewöhnlich ernsthafte Risikolage im weltpolitischen Bereich und hat deshalb in einem Risikoszenario die Wirkung eines Ölpreises untersucht, der für einige Quartale auf einem Niveau zwischen 30 und 40 US-$/Barrel läge. Bei Eintritt dieses Szenarios fiele in den Industrieländern 2002 das Wachstum um 0,5 Prozentpunkte und 2003 um 1–2 Prozentpunkte niedriger aus.

Die in der Frühjahrsprognose gemachten und nachfolgend dargestellten Prognosen wurden auf der Grundlage eines Basisszenarios (durchschnittlicher Ölpreis 2002: 23/24 US-$/Barrel) getroffen.

Dreh- und Angelpunkt für die Erholung der Weltwirtschaft 2002 sei die Entwicklung in den USA. Dort rechnen die Dresdner-Bank-Volkswirte mit einem Wachstum von 5,6 % (Jahresrate) im 1. Quartal 2002. Im Jahresdurchschnitt erwarten sie 2,7 % in diesem und im kommenden Jahr. Im Euro-Raum werde sich das Wachstum ab dem zweiten Jahresviertel merklich beschleunigen; dennoch werde die durchschnittliche Wachstumsrate 2002 nur bei 1,6 % liegen. „Im nächsten Jahr wird dann mit einem BIP-Zuwachs von gut 2,5 % die Trendwachstumsrate wieder erreicht“, so die Prognose. Bis Jahresende 2002 erwartet die Dresdner Bank eine Zinsanhebung der EZB um 25 bis 50 Basispunkte.

Deutschlands Wirtschaft erscheine schon seit einiger Zeit international nicht in bestem Licht. Unter den größeren Industrieländern habe 2001 nur Japan eine schwächere BIP-Entwicklung verzeichnet. Derzeit befinde sich die Bundesrepublik aber in einer klaren Konjunkturwende. Die Dynamik beschleunige sich zurzeit merklich. Das 2. Halbjahr werde dann einen eher ruhigeren Verlauf auf dem zuvor erreichten Niveau bringen: Die Nachholeffekte würden auslaufen, auch der höhere Ölpreis dürfte die Inlandsnachfrage etwas dämpfen. Alles in allem prognostizieren die Volkswirte der Dresdner Bank für Deutschland ein Wachstum von 1,3 % im laufenden und von 2,3 % im nächsten Jahr. Insbesondere vom Export gingen im Verlauf dieses Jahres wieder kräftige Impulse aus. Die internationale preisliche Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft sei derzeit recht günstig. Auch im europäischen Vergleich schneide die deutsche Exportwirtschaft in den letzten Jahren überdurchschnittlich gut ab.

Der Preisauftrieb bleibe im laufenden und im kommenden Jahr aller Voraussicht nach unter der Zwei-Prozent-Marke. Die Arbeitslosenzahl steige im Jahresdurchschnitt 2002 zum ersten Mal seit 1997 wieder an – um voraussichtlich rund 100.000 auf 3,95 Millionen. Dies entspräche einer Arbeitslosenquote von 9,7 % nach 9,3 %, in 2001. In den kommenden Monaten werde sich die Lage am Arbeitsmarkt jedoch zunehmend stabilisieren. 2003 setze sich der Trend zur Besserung am Arbeitsmarkt fort. Im Jahresdurchschnitt 2003 erwartet die Dresdner Bank 3,8 Millionen Arbeitslose, was einer Quote von 9,2 % entspräche.

Eine separat vorgelegte Analyse der strukturellen Entwicklung des deutschen verarbeitenden Gewerbes in den letzten sechs Jahren zeigt unter anderem: Nur drei Branchen – der Kraftwagenbau, die Luft- und Raumfahrt sowie die Nachrichtentechnik – konnten einen nennenswerten Beschäftigungsaufbau am Standort Deutschland leisten. Dies zeige überraschenderweise, dass gerade Industriezweige, die extrem stark dem internationalen Wettbewerb ausgesetzt sind, auch im Inland spürbar Beschäftigung aufbauen könnten.

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