Forschungsprojekt zu Besetzung und Struktur von Hochschulräten

In einer bundesweit erstmaligen Untersuchung analysieren Prof. Dr. Werner Nienhüser, Maria Wegener und Katharina Jacob die Besetzung und Struktur von Hochschulräten in deutschen Universitäten.

Hochschulräte sollen – ähnlich wie Aufsichtsräte in Unternehmen – die Entscheidungen der Hochschulleitungen kontrollieren. Wer sind deren Mitglieder, aus welchen gesellschaftlichen Bereichen kommen sie? Und gibt es Zusammenhänge zwischen der Struktur der Hochschulräte und den Merkmalen der jeweiligen Universität? Solchen Fragen widmet sich das Forschungsprojekt der Wirtschaftswissenschaftler. Erste Ergebnisse haben sie jetzt vorgelegt.

Die Datenbasis umfasst 57 Hochschulräte mit 463 Mitgliedern in zwölf Bundesländern. Die Informationen über die Hochschulratsmitglieder wurden den Webseiten der Universitäten entnommen. Merkmale wie Größe der Hochschule, Fächerstruktur oder Höhe und Zusammensetzung der finanziellen Mittel wurden aus amtlichen Statistiken und ähnlichen Quellen zusammengetragen.

Die Auswertungen zeigen, dass unter den Hochschulratsmitgliedern diejenigen, die in Universitäten tätig sind, mit 41 Prozent aller Mitglieder die größte Gruppe bilden. 33 Prozent kommen aus Unternehmen oder – zu einem geringen Anteil – aus Unternehmerverbänden. Unter den Hochschulratsvorsitzenden liegt der Anteil der Wirtschaftsvertreter bei 47 Prozent, von diesen sind 80 Prozent Aufsichtsrats- oder Vorstandsmitglieder. Gewerkschafter sind mit etwa einem Prozent schwach vertreten, einen Vorsitzenden stellt aus dieser Gruppe niemand. In Universitäten mit einem höheren Drittmittelanteil aus der Wirtschaft ist die Zahl der Wirtschaftsvertreter an allen externen Mitgliedern überdurchschnittlich hoch.

Diese ersten Befunde stützen die Vermutung, dass der Einfluss von Wirtschaftsvertretern erheblich ist und dass die Abhängigkeit einer Universität von ihren Finanzierungsquellen einen deutlichen Einfluss darauf hat, wie ihr Hochschulrat zusammengesetzt ist.

Die theoretische Grundlage für die Hypothesen des Projekts liefert die Ressourcenabhängigkeitstheorie. Danach sind in Gremien von Organisationen diejenigen Akteure dominant vertreten, die für die Organisation wichtige Ressourcen kontrollieren. Die ersten Befunde bestätigen die auch in der öffentlichen Diskussion des öfteren geäußerte Vermutung, dass besonders Vertreter aus Unternehmen stark in den Räten vertreten sind und dass dies vor allem bei den Universitäten mit einem relativ hohen Drittmittelanteil aus der Wirtschaft der Fall ist.

Weitere Informationen: Werner Nienhüser, Tel. 0201/183-2260, werner.nienhueser@uni-due.de

Media Contact

Beate Kostka idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-due.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Wirtschaft Finanzen

Aktuelle und interessante Meldungen und Entwicklungen aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaften finden Sie hier zusammengefasst.

Unter anderem bietet Ihnen der innovations-report Berichte aus den Teilbereichen: Aktienmärkte, Konsumklima, Arbeitsmarktpolitik, Rentenmarkt, Außenhandel, Zinstrends, Börsenberichte und Konjunkturaussichten.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Nanofasern-befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Partner & Förderer