Erkrankungsrisiken im Urlaub: Deutsche Unternehmen vernachlässigen Reisemedizin

Dabei kommt der Reisemedizin im Rahmen des betrieblichen Risikomanagements eine wachsende Bedeutung zu. Denn importierte Infektionskrankheiten, wie beispielsweise eine Grippewelle, haben ein hohes Gefährdungspotential.

Die bestehenden Mängel in der Prävention durch die Unternehmen werden mit der Unkenntnis der Reisenden weiter verschärft: So sind 41,7 Prozent der Urlauber über mögliche Erkrankungsrisiken im Feriengebiet nicht informiert. 18,5 Prozent haben bisher nur den Vorsatz gefasst, noch vor Reiseantritt eine Beratung einzuholen. Das ist das Ergebnis der Studie „Erkrankungsrisiken im Urlaub 2007“ des Instituts für Management- und Wirtschaftsforschung (IMWF) in Hamburg und handelsblatt.com.

Das passive Verhalten der Unternehmen steht im Widerspruch zu den berufsgenossenschaftlichen Grundsätzen zur Reisemedizin. So wird beispielsweise für den Arbeitsaufenthalt im Ausland unter besonderen klimatischen und gesundheitlichen Belastungen eine medizinische Beratung vor jedem Einsatz ausdrücklich vorgeschrieben (BG-Grundsatz 35). Die Regelung macht deutlich, dass der Prävention von Krankheiten gerade auf Unternehmensebene eine besondere Bedeutung zukommt. Nach Ansicht des Verbands der deutschen Betriebs- und Werksärzte liegt die Gefahr einer Infektion im Arbeitsleben deutlich höher, als in den meisten anderen Lebensbereichen. Der Grund: Bei vielen beruflichen Tätigkeiten verbringen Menschen eine relativ lange Zeit gemeinsam in geschlossenen Räumen. In Großraumbüros oder an Arbeitsplätzen mit starkem Publikumsverkehr erhöhen sich die Risiken zusätzlich.

Die Erkrankungszahlen machen die Notwendigkeit zur Vorbeugung
deutlich: Denn bei knapp einem Viertel der Unternehmen kam es nach Reisen ihrer Mitarbeiter zu krankheitsbedingten Arbeitsausfällen. Die meisten Fehlzeiten werden dabei durch Infektionskrankheiten ausgelöst. 35 Prozent der Befragten berichten, dass sie oder einer ihrer Kollegen infolge Grippe nach einer Reise krankheitsbedingt fehlten. Interessant: In Unternehmen mit bis zu 100 Mitarbeitern liegt die Ausfallquote am höchsten – hier erreicht gleichzeitig die Aufklärungsquote der Mitarbeiter mit nur 8,3 Prozent einen besonders niedrigen Wert.
Die unmittelbaren wirtschaftlichen Folgen des Arbeitsausfalls sind für alle Unternehmen gravierend. In 55 Prozent der Fälle muss das Management fehlendes Personal über einen Zeitraum von bis zu zwei Wochen oder mehr kompensieren. In 30 Prozent dauert die Ausfallzeit bis zu einer Woche. Dabei ist der planerische Spielraum für die Personalverantwortlichen derzeit so eng wie lange nicht mehr. Das begründet sich vor allem aus den Folgen der jüngsten konjunkturellen Erholung. Im Zuge der Rationalisierung hatten die Unternehmen in den vergangenen Jahren zahlreiche Stellen gestrichen und ihren Personalstamm auf ein effektives Minimum reduziert. Die sprunghaft gestiegene Auftragslage musste in den meisten Fällen von der bestehenden Belegschaft gemeistert werden. Angesichts dieser Lage führen urlaubsbedingte Erkrankungen von Mitarbeitern in der Mehrzahl der Fälle zu unmittelbarer Mehrarbeit für das bestehende Personal.

Diese Entwicklung hat das aktuelle Umfrageergebnis bestätigt: 76,6 Prozent der Unternehmen teilen durch Krankheit verursachtes zusätzliches Arbeitsaufkommen unter den Kollegen auf. Das führt bei 68,3 Prozent der Befragten zu Überstunden. In knapp jedem fünften Unternehmen bleibt die anfallende Mehrarbeit einfach liegen, bis der Mitarbeiter wieder gesund ist. In gut jedem fünften Unternehmen müssen Fertigstellungstermine daraufhin teilweise verschoben werden.

Aufgrund der ungebrochenen Reiselust der Bevölkerung und der starken Verbreitung bestimmter Infektionskrankheiten wird die Bedeutung einer kompetenten reisemedizinischen Beratung und Betreuung in Deutschland weiter zunehmen. Reiseassoziierte Risiken werden zudem durch den internationalen Reiseverkehr und die damit steigende Zahl berufsbedingter Auslandsaufenthalte weiter verstärkt. Eine enge Kooperation von Reiseveranstaltern, Tropeninstituten, niedergelassenen- und Betriebsärzten bietet die besten Voraussetzungen, um dem Informationsdefizit entgegenzusteuern.

IMWF – Institut für Management- und Wirtschaftsforschung Das IMWF wurde aus der Erfahrung heraus gegründet, dass die Ergebnisse wissenschaftlicher Ausarbeitungen und Marktanalysen für Entscheider in der Wirtschaft oftmals nicht die hinreichende Praxisnähe und Relevanz haben. In Folge dessen bleibt die Unterstützung wissenschaftlicher Institutionen durch Unternehmen oftmals hinter den Erwartungen der Lehrstühle zurück. Vor diesem Hintergrund versteht sich das IMWF als Plattform, auf der Kontakte zwischen Wissenschaft und an fundierter Aufarbeitung relevanter Management- und Wirtschaftsthemen interessierter Unternehmen geknüpft werden. Dieses Netzwerk wird wesentlich durch Wilhelm Alms aufgebaut.

Er hat als ehemaliger Vorstandsvorsitzender von Mummert Consulting vielfältige Erfahrungen mit der Umsetzbarkeit von Forschungsergebnissen in der Managementpraxis gesammelt und hat es sich zur Aufgabe gemacht, Brückenschläge zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu initiieren.

Media Contact

Roland Heintze presseportal

Weitere Informationen:

http://www.imwf.de

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