Langzeitarbeitslosigkeit und Hartz IV – Forschungsprojekt LASoS gibt Menschen im Hilfebezug eine Stimme

Das Forschungsprojekt „LASoS – Leben, Arbeit und soziale Sicherheit“ untersucht unter Leitung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), wie diese Situation sich auf die Hilfebezieher selbst auswirkt: wie ihre Alltagswirklichkeit aussieht, wie sie sie deuten, welche Konsequenzen sie ziehen, wie sie auf die Anforderungen reagieren. Ziel des Projekts ist es, Prozesse der Entstehung, Verfestigung und Überwindung von Hilfebedürftigkeit besser zu verstehen. Die erste Welle mit rund 100 Interviews ist mittlerweile abgeschlossen. Beteiligt sind neben dem IAB das Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung ¬- ISF München und das Hamburger Institut für Sozialforschung (HIS).

Die Reform des Sozialgesetzbuchs II hat die Empfänger von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe zu einer neuen und heterogenen Großgruppe verschmolzen, zur Gruppe der Hilfebedürftigen, die zugleich als „Kunden“ von Arbeitsagenturen und ARGEn angesprochen werden. Das Forschungsprojekt LASoS geht einen bisher noch wenig genutzten Weg, um die Situation der „Hilfebedürftigen“ auszuleuchten. Es befragt sie selbst nach ihren Alltagserfahrungen: Wie deuten sie ihre Lage? Wie gehen sie mit ihrer Situation um? Wie reagieren sie auf die neuen Anforderungen? Welche Wege sehen sie, aus der Hilfebedürftigkeit herauszukommen? Die Untersuchung ist als Panel angelegt, mit zwei Befragungen jedes Interviewpartners im Abstand eines Jahres, um auch die Veränderungen im Zeitverlauf erfassen zu können. Die erste Befragungswelle mit etwa 100 qualitativen Interviews ist mittlerweile beendet. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert und vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) durchgeführt.

Das Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung – ISF München erforscht im Rahmen von LASoS mögliche Veränderungen (Gefährdungen und Chancen) auf der Ebene des Arbeitsvermögens. Das Arbeitsvermögen umfasst all die Erfahrungen und Fähigkeiten, die die Personen sich innerhalb wie außerhalb von Erwerbsarbeit angeeignet haben – vom „Materialgefühl“ eines Hand- oder Heimwerkers über die Erfahrung in Organisationen oder persönlichen Beziehungen bis hin zum Umgang mit dem eigenen Körper. Gerade weil dieses Konzept sich von der Bindung an unmittelbare Verwertbarkeit auf dem Arbeitsmarkt löst, ist es besonders geeignet, die Möglichkeiten für eine Überwindung von Hilfebedürftigkeit zu erforschen. Was die Menschen selbst vermögen, steht im Mittelpunkt. Sie werden nicht reduziert auf die Anforderungen an sie oder auf ihre formal zertifizierten Qualifikationen. Mit dem am ISF München entwickelten Analysekonzept des Arbeitsvermögens wird es möglich, die Welt der Erwerbsarbeit und die Lebenswelt zusammen zu betrachten und ihre potenziellen Verbindungen und Anschlüsse zu untersuchen.

Das Hamburger Institut für Sozialforschung (HIS), das ebenfalls an LASoS beteiligt ist, bringt seine Expertise auf dem Gebiet der prekären Erwerbsbiografien ein; das IAB übernimmt, neben der Projektleitung, die Erforschung der institutionellen Seite der Hilfebedürftigkeit. Das Projekt läuft seit November 2006 und wird im August 2008 abgeschlossen sein. Rückfragen zu dieser Pressemitteilung sind jederzeit möglich an: Frank Seiß, Öffentlichkeitsarbeit am ISF München, 089/272921-78, frank.seiss@isf-muenchen.de.

Das ISF München ist ein unabhängiges, seit 1965 bestehendes Sozialforschungsinstitut mit gut 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und spielt eine führende Rolle auf den Gebieten der Arbeits- und Industriesoziologie.

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