Die wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik Deutschland im Juli 2007 [1]

Die zuversichtliche Stimmung in der Wirtschaft und bei den Konsumenten hält an. Die Weltwirtschaft wächst mit zügigem Tempo weiter. Ernsthafte binnenwirtschaftliche Verspannungen, die den Aufschwung dämpfen könnten, sind gegenwärtig noch nicht auszumachen. Die Preisfront ist insgesamt ruhig. Die Aussichten für eine Fortsetzung des Aufschwungs bleiben demnach günstig.

Die Erzeugung im Produzierenden Gewerbe nahm im Mai preis-, kalender- und saisonbereinigt [2] um 1,9 % zu. Der aufgrund eines Brückentageffekts ungewöhnlich starke Rückgang im April wurde nahezu ausgeglichen. Der Wachstumspfad des Produzierenden Gewerbes schwächte sich allerdings ab. Hierfür war in erster Linie die Entwicklung im Bauhauptgewerbe verantwortlich.

Die Industrieproduktion entwickelte sich im bisherigen Jahresverlauf uneinheitlich. Angesichts der nach wie vor guten Auftragsentwicklung und der weiterhin zuversichtlichen Stimmung der Unternehmen dürfte sie aber in den kommenden Monaten ihr Wachstum wieder fortsetzen.

Wie zu erwarten, wurde im Mai der Brückentageffekt aus dem Vormonat kompensiert. Die Industrieproduktion erhöhte sich saisonbereinigt um 2,3 %. Angesichts des starken Einbruchs im Vormonat war der Zweimonatsvergleich [3] negativ (-0,8 %), während der Dreimonatsvergleich [4] positiv blieb (+0,7 %).

Die Auftragseingänge in der Industrie nahmen im Mai preis-, kalender- und saisonbereinigt außerordentlich kräftig um 3,2 % zu und konnten die Verluste aus dem Vormonat mehr als wettmachen. Die Impulse für ihre Entwicklung kamen aus dem Inland (+2,2 %) und noch stärker aus dem Ausland (+4,4 %). Gemessen am Dreimonatsvergleich entwickeln sich die Auftragseingänge weiter sehr dynamisch (+3,9 %). Dabei signalisiert die Entwicklung der Inlandsbestellungen bei den Herstellern von Investitionsgütern (+4,0 %), dass der Aufschwung bei den Investitionen nach wie vor intakt ist. Das Geschäftsklima in der Industrie hat im Juni laut ifo-Konjunkturtest, ausgehend von Niveaus nahe bei den Höchstständen, zwar etwas nachgegeben, es spricht aber nach wie vor für eine Fortsetzung des Aufschwungs.

Im Bauhauptgewerbe nahm die Erzeugung im Mai preis-, kalender- und saisonbereinigt um 0,3 % zu. Zuvor war sie im März und im April kräftig zurückgegangen. Bei der aktuellen Entwicklung ist allerdings in Rechnung zu stellen, dass die Frühjahrsbelebung vor dem Hintergrund der hohen Produktion in den milden Wintermonaten nunmehr im Gegenzug schwächer ausfällt. Dies relativiert die aktuelle Situation aus konjunktureller Sicht. Hinzu kommt die nach wie vor günstige Entwicklung der Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe. Diese sind zwar im April saisonbereinigt um 0,5 % zurückgegangen, bei konstantem Zweimonatsvergleich und positiven Dreimonatsvergleich. Im Niveau liegen sie deutlich über den Ergebnissen des Vorjahres und auch denen des Jahresendquartals 2006. Dies spricht für eine Zunahme der Bauproduktion in den kommenden Monaten.

Die Erholung der privaten Konsumausgaben schreitet nach der deutlichen Abschwächung im ersten Quartal 2007 voran. Allerdings scheinen die Vorzieheffekte bei langlebigen Konsumgütern wegen der Anhebung der Mehrwertsteuer länger nachzuwirken. Die Einzelhandelsumsätze im engeren Sinne (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen und ohne Tankstellen) gingen im Mai preis-, kalender- und saisonbereinigt um 2,5 % zurück. Sie liegen damit aber immer noch auf dem Niveau des ersten Quartals. Auch die PKW-Zulassungen haben sich noch nicht gänzlich erholt. Aufbauend auf die bisherigen moderaten Aufholtendenzen sind die Aussichten für eine merkliche Belebung der privaten Konsumausgaben gegeben. Hierfür sprechen die vor allem konjunkturell bedingte Zunahme der Beschäftigung und der Einkommen der privaten Haushalte. Diese Perspektiven schlagen sich mittlerweile auch in diversen Frühindikatoren für die privaten Konsumausgaben wie den Inlandsaufträgen der Konsumgüterhersteller oder dem GfK-Konsumklima positiv nieder.

Die Warenausfuhren tendieren nach einer ausgesprochen dynamischen Aufwärtsentwicklung seit etwa Herbst vergangenen Jahres seitwärts. Nach moderatem Anstieg im Vormonat schwächten sie sich im Mai um 0,7 % ab. Die Warenimporte verringerten sich im Mai um 3,6 %. Der Handelsbilanzüberschuss betrug 17,5 Mrd. Euro und lag wie schon in den vorangegangenen Monaten merklich über Vorjahresniveau. Die Rahmenbedingungen für den deutschen Außenhandel bleiben auch angesichts des starken Euro aufgrund der hohen Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen sowie der deutlich expandierenden Weltwirtschaft nach wie vor günstig. Dies kommt auch in den anhaltend hohen ifo-Exporterwartungen zum Ausdruck. Vom Außenhandel sollten auch weiterhin spürbare Wachstumsimpulse ausgehen.

Die Lage am Arbeitsmarkt verbessert sich weiter. Die Beschäftigungszunahme fiel im Mai mit saisonbereinigt +8.000 Personen zwar weniger stark aus als in den Wintermonaten. Das milde Wetter und der Einsatz des Saison-Kurzarbeitergeldes hatte die Beschäftigungsentwicklung im Winter allerdings auch stark begünstigt. Entsprechend den Ursprungszahlen gab es zuletzt im Inland 39,46 Mio. Erwerbstätige. Dies entspricht einer Zunahme binnen Jahresfrist um 458.000 Personen. Der Beschäftigungsaufbau wird weiterhin vor allem von der Zunahme der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung getragen. Sie erhöhte sich nach ersten vorläufigen Schätzungen der Bundesagentur für Arbeit (BA) im April gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat um 599.000 auf 26,72 Mio. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit im Zuge der Frühjahrsbelebung hat sich im Juni wieder verstärkt fortgesetzt. Die Arbeitslosigkeit sank von Mai auf Juni um 125.000 auf 3,687 Mio. Personen. Gegenüber dem Vorjahr ging die Arbeitslosigkeit um 712.000 und saisonbereinigt gegenüber dem Mai um 37.000 zurück. Die Arbeitslosenquote verringerte sich weiter auf zuletzt 8,8 % (Mai: 9,1 %).

Das Preisklima in Deutschland entwickelt sich weiter in relativ ruhigen Bahnen. Bei den Verbraucherpreisen zeichnete sich im Juni sogar eine gewisse Entspannung ab. Die Anhebung des Mehrwertsteuersatzes Anfang des Jahres 2007 scheint keine wesentlichen Impulse mehr auf die Preise auszuüben. Im Verlauf erhöhten sich die Verbraucherpreise im Juni um 0,1 %, nach +0,2 % im Mai und +0,4 % im April. Im Vorjahresvergleich nahmen die Verbraucherpreise im Juni um 1,8 % zu. Die Kerninflationsrate verblieb im Juni bei 2,0 %.

[1] In diesem Bericht wurden statistische Daten verwendet, die bis zum 16. Juli 2007 vorlagen.
[2] Wenn nicht anders vermerkt, handelt es sich bei den saisonbereinigten Angaben um Berechnungen nach dem Verfahren Census X-12-ARIMA.
[3] Zeitraum April/Mai gegenüber Februar/März.
[4] Zeitraum März/April/Mai gegenüber Dezember/Januar/Februar.

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