Umweltschutz, Innovationen und Wachstum: Wie gemacht für Deutschland?

Alle Projektionen sehen in der Umwelttechnik einen riesigen Wachstumsmarkt. Lange Zeit fehlte es allerdings in Deutschland an umweltpolitischen Impulsen für Wachstum und Innovationen. Wenn die deutsche Umweltschutzindustrie im vergangenen Jahrzehnt überhaupt gewachsen ist, dann verdankt sie dies ausschließlich der Nachfrage aus dem Ausland, denn der inländische Markt für Umweltschutzgüter ist seit Mitte der 90er Jahre nicht mehr expandiert.

Die einzige dynamische Komponente im Inland war der Klimaschutz und zwar ausschließlich bei regenerativen Energieträgern. Das Umweltschutzproduktionspotenzial beläuft sich auf gut 5 % der industriellen Kapazitäten.

Der Beitrag von Umweltschutzgütern zur ohnehin schon starken deutschen Exportleistung ist seit Anfang des Jahrtausends noch einmal bedeutender geworden: 6,2 % der Industriegüterexporte waren 2004 dem „Umweltschutzsektor“ zuzurechnen, in der übrigen Welt waren es nur 4,3 %; die Ausfuhren sind fast doppelt so hoch wie die Einfuhren. Ausgerechnet auf den stark expandierenden Klimaschutzmärkten nimmt Deutschland hingegen nur eine durchschnittliche Position ein. Zwar ist die Klimaschutzgüterproduktion in Deutschland in den letzten Jahren sehr kräftig gewachsen. Der Kapazitätsaufbau im Inland blieb jedoch dem Tempo der rapiden Nachfrageausweitung zurück. Ausländische Anbieter gewannen im deutschen Klimaschutzmarkt immer mehr Marktanteile. Positiv ist: Weltmarktrelevante technologische Erfindungen im Klimaschutz haben in Deutschland besonders stark zugenommen: Das Thema Klimaschutz ist bei unternehmerischen Innovationsaktivitäten auf fruchtbaren Boden gefallen.

In der Umweltschutztechnik geht es vor allem um die problemadäquate Anwendung von FuE-Ergebnissen und um die konsequente Umsetzung von technischem Wissen in anwendungsorientierte Lösungen. Insbesondere wird die Kooperationsfähigkeit zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung immer wichtiger. Entsprechend ambitioniert und komplex sind die industriellen FuE- und Innovationsaktivitäten. Die Umweltschutzwirtschaft passt somit recht gut zu dem Profil, das Deutschland im internationalen Wettbewerb abverlangt wird. Insofern ist es nicht unproblematisch, wenn die Aktivitäten in der öffentlichen Wissenschaft und Forschung von einem hohen Niveau aus geschrumpft sind mit entsprechenderen Konsequenzen für die Forschungsergebnisse. Auch bei den Technologien außerhalb des Klimaschutzes hat sich Deutschlands Vorsprung in beachtlichem Tempo verringert.

Die jüngsten Entwicklungen im Klimaschutz zeigen sehr gut die Besonderheiten der Umweltschutzmärkte auf: Der Staat nimmt über die Gestaltung der Rahmenbedingungen maßgeblich Einfluss auf die Umwelttechnik. Hohes Umweltschutzbewusstsein in der Bevölkerung sowie eine entsprechend ausgerichtete Gesetzgebung hatten in den 70er und 80er Jahren starke Impulse zur Entwicklung einer dynamischen Umweltindustrie in Deutschland gegeben. Sie konnte ihre Leistungsfähigkeit frühzeitig auf einem anspruchsvollen Binnenmarkt unter Beweis stellen. Globale Probleme verlangen jedoch globale Lösungen. Die deutsche Umweltschutzindustrie könnte in Teilbereichen eine technologische Vorreiterrolle übernehmen (das BMU spricht von „grünen Leitmärkten“). Hierzu bedarf es auch der politischen Flankierung, d. h. zukunftsweisender Normen und Vollzugsstandards sowie marktwirtschaftlicher Anreize, aus denen der umwelttechnische „Pionier“ Innovationsimpulse ziehen kann.

Media Contact

Olaf Krawczyk idw

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http://www.niw.de

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