WSI zieht Tarifbilanz 2006

Die Tarifabschlüsse des Jahres 2006 sind in vielen Branchen erkennbar höher ausgefallen als im Vorjahr. „Insbesondere die Abschlüsse in der Metallindustrie und in der Stahlindustrie signalisieren eine Trendwende, aber noch wirken auch die sehr niedrigen lang laufenden Abschlüsse aus dem Vorjahr dämpfend auf die gesamtwirtschaftliche Lohnbilanz“, so resümiert WSI-Tarifexperte Reinhard Bispinck die Tarifpolitik des zu Ende gehenden Jahres. „Es bleibt schon aus konjunkturpolitischen Gründen zu hoffen, dass der positive Trend auch im kommenden Jahr anhält.“ Neben der Lohnrunde bestimmten der Tarifkonflikt im öffentlichen Dienst und im Gesundheitswesen sowie Konflikte um Beschäftigungs- und Standortsicherung z.B. bei Volkswagen oder bei der AEG in Nürnberg das Tarifgeschehen.

o In der Metallindustrie erhalten die Beschäftigten nach einer Pauschalzahlung von 310 € seit 1. Juni 2006 eine Tariferhöhung von 3,0 Prozent bei einer Laufzeit bis Ende März 2007.

o In der Stahlindustrie gab es zunächst eine Pauschale von 500 € und anschließend eine Tarifsteigerung von 3,8 Prozent ab dem 1. Januar 2007. Hinzu kommt eine zusätzliche Einmalzahlung von 750 €. Der Vertrag läuft bis zum 31.01.2008.

o Im Bankgewerbe werden nach einer Pauschalzahlung von 100 Euro seit dem 1. September 2006 ebenfalls 3,0 Prozent mehr gezahlt. Im kommenden Jahr gibt es im Dezember eine weitere Tariferhöhung von 1,5 Prozent mit einer Laufzeit bis Mitte 2008.

o In den anderen Branchen reichen die Tariferhöhungen bei unterschiedlichen Laufzeiten von 1,5 Prozent in der Papier verarbeitenden Industrie und in Teilen des Hotel- und Gaststättengewerbes über 2,5 Prozent in der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie und in der Holz- und Kunststoffindustrie bis zu 3,0 Prozent bei der Deutschen Post AG und der Deutschen Telekom AG. Vielfach wurden „Nullmonate“ vorgeschaltet, für die es teilweise Pauschalzahlungen gab (siehe Tabelle), in manchen Fällen wurden auch bereits Stufenerhöhungen für das kommende Jahr vereinbart.

Weitere tarifpolitische Stationen des Jahres 2006: Im öffentlichen Dienst konnte ver.di durch harte Arbeitskämpfe bei den Kommunen und Ländern die Durchsetzung der 40-Stunden-Woche verhindern, musste aber eine Verlängerung der Arbeitszeit in einigen Bereichen hinnehmen. Bei Volkswagen kam es weniger als zwei Jahre nach dem „Zukunftstarifvertrag“ vom November 2004 zu einem Abkommen zur Sanierung der „Kernmarke Volkswagen“. Gegen die verbindliche Zusicherung der Auslastung von Standorten und zur Beschäftigungssicherung machte die IG Metall Zugeständnisse bei der Arbeitszeitdauer und -flexibilisierung. Bei AEG in Nürnberg konnte die IG Metall mit einem langen Arbeitskampf zwar den Standort nicht sichern, setzte aber für die Beschäftigten weit reichende finanzielle Sicherungen sowie Qualifizierungsmaßnahmen durch. In der Zeitarbeitsbranche vereinbarte die DGB-Tarifgemeinschaft mit den beiden führenden Arbeitgeberverbänden der Branche einen Mindestlohntarifvertrag, der in Kraft treten kann, wenn der Geltungsbereich des Arbeitnehmer-Entsendegesetzes auf diese Branche ausgeweitet wird.

Eine Tabelle mit weiteren ausgewählten Lohn- und Gehaltsabschlüssen West und Ost für 2006 im Netzangebot der Hans-Böckler-Stiftung. Download unter:

http://www.boeckler.de/pdf/pm_ta_2006_12_12_tabelle.pdf

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Rainer Jung idw

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