Kaufrausch in der Vorweihnachtszeit: Wissenschaftler der Universität Hohenheim rät zur Gelassenheit

Jetzt kaufen und dabei sparen! Mit solchen Slogans wirbt der Einzelhandel derzeit und verweist auf die drei Prozent erhöhte Mehrwertsteuer Anfang nächsten Jahres. „Das ist grober Unfug“, weiß Prof. Dr. Hans-Peter Burghof, Leiter des Lehrstuhls für Bankwirtschaft und Finanzdienstleistung der Universität Hohenheim. „Nach Weihnachten fallen die Preise für viele Konsumgüter um weit mehr als drei Prozent“, so Burghof. Dringend rät der Finanzexperte auch davon ab, für größere Anschaffungen in diesem Jahr noch vorschnelle Kredite aufzunehmen. „Die Zinsen sind in solchen Fällen viel höher als die gesparte Mehrwertsteuer.“

„Nichts überstürzen“, rät Prof. Burghof den Weihnachtseinkäufern. Auch wenn ab dem 1. Januar 2007 die Mehrwertsteuer um drei Prozent erhöht wird, sind „nach Weihnachten viele Produkte sehr viel billiger als jetzt“. Das gilt insbesondere für Konsumgüter wie elektronische Geräte, Spielzeug und Haushaltsgeräte. „Wer überlegt, jetzt Anschaffungen zu tätigen, nur um die Mehrwertsteuer zu sparen, dem würde ich lieber raten zu warten“, sagt Prof. Burghof. Auch bei Kleidung ist es lohnenswert, auf den Zeitpunkt zu warten, wenn die Läden mit Blick auf Saisonende ihre Lager räumen.

Allerdings könne es passieren, dass „der Einzelhandel nach dem 1.1.2007 die Mehrwertsteuererhöhung als Vorwand benutzt, um den Preis darüber hinaus nach oben zu drücken – ähnlich, wie wir es bei der Euroumstellung erlebt haben“, sagt Prof. Burghof. Dagegen müssten sich die Verbraucher wehren, ein stärkeres Preisbewusstsein entwickeln und, falls notwendig, härter verhandeln. „Bei vielen Produkten bestehen ausreichende Gewinnspannen. Wer konsequent über den Preis verhandelt, sollte in der Lage sein, die Produkte für das gleiche Geld wie vor der Mehrwertsteuererhöhung zu erstehen“, sagt Prof. Burghof. Nur bei sehr knapp kalkulierten Waren – wie etwa Lebensmitteln oder Benzin – wären die Verkäufer gezwungen, die Mehrwertsteuererhöhung über den Preis voll an den Kunden weiterzugeben.

„Lieber keine Eile“, rät Prof. Burghof vor allem allen, die jetzt noch rasch Kredite aufnehmen möchten, um drei Prozent Mehrwertsteuer bei einer größeren Anschaffung wie einem Auto, einer Wohnungseinrichtung oder einem Hauskauf zu sparen. „Wer jetzt nicht genug Geld hat, sollte lieber noch für die Anschaffung ansparen und dann einen kleineren Kredit aufzunehmen. Das rechnet sich trotz der Mehrwertsteuererhöhung, denn dann fallen die monatlichen Raten geringer aus oder der Kredit ist deutlich schneller abbezahlt“.

Selbstverständlich sei es bei jedem Kredit wichtig im Vorfeld gut zu kalkulieren, ob die Raten in das Monatsbudget passen. „Wegen unerwarteter Kosten – wie einem Schaden an Auto, Reparaturen in der Wohnung oder Krankheit – reicht es nicht, monatlich 0 auf 0 herauszukommen“, sagt Burghof. Besonders junge Ehepaare nähmen häufig einen zu hohen Kredit auf, um sich in ihrem Leben wunschgemäß einzurichten. Das oft noch recht kleine Familieneinkommen wird dann durch die Raten aufgezehrt, und „damit auch viel Spaß im Leben. Dies darf auch nicht unterschätzt werden – möchte man doch auch mal in den Urlaub oder abends ausgehen“, so Prof. Burghof.

„Vorsicht Schuldenfalle“, warnt der Finanzexperte auch alle Eltern, die ein Handy unter den Weihnachtsbaum legen: „Wer seinen Kindern ein Handy schenkt, schenkt damit auch gleich einen Kredit“. Selbst Handys mit Prepaidkarten seien meist keine Garantie vor der Schuldenfalle. „Handys sind die häufigste Ursache, mit der sich Jugendliche den erfolgreichen Eintritt ins Erwachsenenleben durch Schulden verbauen. Ein Beispiel: Wenn Jugendliche ihren Kredit aus ihrem Handy nicht ordentlich bezahlen und dadurch bei der Schufa auffällig werden, bekommen sie, wenn sie anschließend studieren wollen, von Banken keinen Studienkredit.“

Media Contact

Florian Klebs idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-hohenheim.de/

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