Aktienmarkt: Verpuffter Januar-Effekt

An den internationalen Aktienmärkten ist der üblicherweise zum Jahresauftakt zu beobachtende liquiditätsgetriebene Kursaufschwung (Januar-Effekt) diesmal ausgeblieben. Die wichtigen Leitindizes Dow Jones Industrial und Euro Stoxx 50 liegen aktuell geringfügig unter dem Niveau von Ende Dezember, beim DAX beträgt die Einbuße 1 Prozent. Offensichtlich zeigen die Investoren nun wieder mehr Risikobewusstsein, zumal die analytische Bewertung vieler Titel nach der stürmischen Aufwärtsbewegung im 4. Quartal (DAX plus 20 Prozent) als recht ambitioniert zu bezeichnen ist. Die angelaufene Berichtssaison lieferte nur gemischte Signale. Zwar waren negative Überraschungen bei den vorgelegten Unternehmenszahlen eher die Ausnahme, hinsichtlich der Ausblicke für das Geschäftsjahr 2002 dominierten jedoch die vorsichtigen Einschätzungen.

Grundsätzlich haben sich die Chancen für eine weltweite Konjunktur- und Gewinnerholung in jüngster Zeit weiter verbessert. Insbesondere in den USA rückt der Aufschwung in greifbare Nähe, nachdem dort das Konsumentenvertrauen im Januar zum zweiten Mal in Folge gestiegen ist (von 94,6 auf 97,3 Punkte) und auch die Auftragseingänge für langlebige Güter im Dezember überraschend stark zulegten (plus 2 Prozent ggü. Vormonat). Der – wenn auch nur marginale – Zuwachs des BIP im 4. Quartal (hochgerechnet plus 0,2 Prozent) nährt Hoffnungen auf eine wieder merklich höhere Tourenzahl des Wirtschaftsmotors schon im laufenden Vierteljahr, wobei spürbare Impulse vom Aufbau der inzwischen leergefegten Läger herrühren dürften. Auf monetäre Hilfestellung seitens der Fed sollten die Akteure an der Börse nun allerdings nicht mehr setzen; auch wird ein weiteres Paket zur Konjunkturstimulierung zunehmend unwahrscheinlicher.

Deutschland und die Eurozone haben dagegen erst die steilste Strecke des Abschwungs überwunden. Wichtige Frühindikatoren weisen dennoch schon auf eine vermutlich im Verlauf des 2. Quartals einsetzende Erholung hin. So ist der Ifo-Geschäftsklimaindex für Westdeutschland im Januar erneut gestiegen (auf 86,3 von geschätzt 85,8 Punkten im Dezember). In Frankreich erhöhte sich der korrespondierende Indikator mit 92,0 nach 91,4 Zählern ebenfalls deutlicher als mehrheitlich prognostiziert. Hinsichtlich der Stärke des anstehenden Aufschwungs besteht aber nach wie vor hohe Unsicherheit. Angesichts der zunächst nur geringen Dynamik der Auftriebskräfte und des anhaltend starken Wettbewerbsdrucks sind die Erwartungen vieler Marktteilnehmer bezüglich der Entwicklung der Unternehmensgewinne noch immer zu optimistisch. Begleitet von einer vermutlich recht aggressiven Tarifrunde 2002 könnten insbesondere die im April vorzulegenden, vermutlich wenig inspirierenden Unternehmensberichte über das 1. Quartal an der deutschen Börse vorübergehend für starke Ernüchterung sorgen. Mittel- und längerfristig orientierte Investoren sollten temporäre Schwächephasen aber zum sukzessiven Bestandsaufbau nutzen und sich dabei vorzugsweise auf zyklische Sektoren konzentrieren.

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Hans Beth ots

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