Erweiterte Ladenöffnung forciert Trend zur "Arbeit rund um die Uhr"

Das Gros der Bundesländer will an Werktagen die Ladenöffnungszeiten freigeben und die Zahl verkaufsoffener Sonntage ausweiten. Berlin und Nordrhein-Westfalen gehen dabei voran.

Die Freigaben werden bestehende Trends verstärken: Atypische Arbeitszeiten entwickeln sich zur Norm, wie Dr. Hartmut Seifert, Leiter des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung, beobachtet.

2005 arbeiteten bereits mehr als 17 Millionen Menschen in Deutschland zumindest gelegentlich nachts, am Wochenende oder in Wechselschichten. Das sind 56 Prozent der abhängig Beschäftigten. Bei der Nachtarbeit liegt Deutschland leicht über dem EU-Durchschnitt.

Selbst in Branchen wie dem Kredit- und Versicherungsgewerbe, wo Arbeit außerhalb der Bürozeiten lange Zeit die Ausnahme war, macht sich dieser Trend bemerkbar. Für jeden dritten Beschäftigten im Finanzsektor gehören Arbeitszeiten jenseits der bisherigen Norm zum Alltag. Am stärksten betroffen sind jedoch die Belegschaften im Handel und Gastgewerbe: Zwei von drei Beschäftigten gehen hier außerhalb der Standardzeiten dem Beruf nach. Die Freigabe der Ladenöffnungszeiten in vielen Bundesländern wird diese Quote weiter erhöhen.

Der „Trend zur Rund-um-die-Uhr-Arbeit“ habe gesellschaftliche Folgen, betont Arbeitszeitexperte Seifert. „Das Synchronisationsproblem zwischen Beruf und Familie verschärft sich, wenn zu ohnehin langen Arbeitszeiten noch eine ungünstige Lage während der Nacht oder am Wochenende hinzukommt“, warnt der Wissenschaftler. Verschieben sich Arbeitsstunden zunehmend in Richtung solcher Zeiten, dann „schwindet das Potenzial an familienfreundlichen Arbeitsplätzen“.

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Rainer Jung idw

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