Mittelstandskonjunktur: KfW-Indikator hat im 4. Quartal 2001 merklich nachgegeben

Die globale Konjunkturflaute hat im Schlussvierteljahr 2001 auch die kleinen und mittleren Unternehmen Deutschlands erfasst. Der KfW-Indikator Mittelstandskonjunktur verlor 1,8 Punkte gegenüber dem Vorquartal und notierte zuletzt bei 98,6. Während sich das Konjunkturklima in den alten Ländern sehr deutlich abgekühlt hat, verharrten die ostdeutschen Mittelständler auf unbefriedigendem Niveau.

Die Firmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe und dem Dienstleistungssektor kommen mit der Flaute bislang vergleichsweise gut zurecht. Das Verarbeitende Gewerbe konnte als einziger der vier Hauptwirtschaftsbereiche sogar leicht zulegen (plus 0,9 Indexpunkte auf 98,1) und damit einen Teil des Einbruchs vom vergangenen Winterhalbjahr 2000/01 wieder wettmachen. Im Jahresdurchschnittsvergleich reicht es an die Vorjahreswerte dennoch nicht heran. Die Dienstleister tendierten im Schlussquartal mit 108,8 Punkten (3. Quartal 2001: 113,5) hingegen etwas schwächer. Angesichts der vorangegangenen sehr deutlichen Erholung bereitet diese Korrekturbewegung allerdings nur geringe Sorgen.

Handel und Bau fielen indessen im 4. Quartal 2001 auf den tiefsten Stand seit Beginn der Indexreihen im 1. Quartal 1992 und erreichten 96,3 (3. Quartal 2001: 100,7) bzw. 94,6 (3. Quartal 2001: 96,9) Indexpunkte. Der Rückgang beim Bau kann angesichts der anhaltenden Strukturbereinigungen in dieser Krisenbranche kaum überraschen. Beim Handel stehen die Chancen dagegen deutlich besser dafür, dass der Einbruch nur vorübergehend ist. Er dürfte zu einem großen Teil ein Reflex der Terrorattacken in den USA sein, die vor allem zu Beginn des 4. Quartals die Stimmungen prägten. Befürchtungen, dass die Verbraucher in Folge der Anschläge massive Kaufzurückhaltung üben würden, sind inzwischen aber – dank des guten Weihnachtsgeschäfts und reibungsloser Eurobargeldeinführung – stark abgeebbt.

In den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres hatten sich die kleinen und mittleren Unternehmen insgesamt noch bemerkenswert widerstandsfähig gezeigt. „Die aktuellen KfW-Zahlen belegen“, so Chefvolkswirt Dr. Norbert Irsch, „dass der Mittelstand sich zwar eine gewisse Zeit von außenwirtschaftlichen Bremseinflüssen isolieren und so eine Rolle als Konjunkturstabilisator spielen kann.“ Aber spätestens wenn die nachlassenden externen Impulse voll auf die Binnennachfrage durchgeschlagen seien, würden auch die kleinen und mittleren Firmen in Mitleidenschaft gezogen.

Für 2002 ist vorsichtiger Optimismus dennoch nicht fehl am Platz. Kommt es zu keinen weiteren globalen Belastungen, ist eine merkliche Beschleunigung der deutschen Wachstumsdynamik im Jahresverlauf plausibel. Dann ist die Wende auch bei der Mittelstandskonjunktur nur noch eine Frage der Zeit.

Der Indikator Mittelstandskonjunktur berücksichtigt die KfW-geförderten deutschen Unternehmen mit bis zu 500 Beschäftigten und maximal 50 Mio EUR Jahresumsatz. Er wurde zum Jahresanfang 2002 neu konzipiert. Die wichtigsten konzeptionellen Neuerungen sind, neben der Berücksichtigung der Beschäftigtenzahl in der Mittelstandsdefinition, der Ausgleich potenziell verzerrender Verschiebungen in der Branchen- und Regionalstruktur, ein neues Indexbasisjahr (2000=100) sowie die Ausgliederung der Handelsunternehmen aus dem Dienstleistungssektor. Wie zuvor liegen dem Indikator die Angaben KfW-geförderter Unternehmen über ihr zentrales Investitionsmotiv zu Grunde. Ein zunehmender Anteil von Unternehmen, die Geschäftsausweitungen planen, wird, ebenso wie ein rückläufiger Rationalisiereranteil, als positives Konjunktursignal gewertet. Die Antworten werden mit dem Umsatz der in dem Bezugsquartal berichtenden Investoren gewichtet.

„Quelle: KfW“

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Christine Volk ots

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