Rentenmarkt: Erneuter Richtungswechsel?

Auf Basis nachlassender Inflationssorgen und der Überzeugung, dass wichtige Pole der Weltwirtschaft geschwächt seien, entwickelte sich beidseits des Atlantiks eine Abwärtsbewegung bei den Renditen, die inzwischen als Bestandstest für den Trendbruch gewertet werden kann. Ein Symptom der jüngsten Renditeabschläge sind flache Zinsstrukturkurven, die USA verzeichnen bereits seit Jahresbeginn eine Inversion, während in Euroland das Bild noch durch die erst später eingeleiteten Zinsstraffungen geprägt ist.

Betreffend die künftige Richtung wichtiger renditebestimmender Faktoren ist die Unsicherheit aktuell nochmals deutlich höher als sonst üblich. Mitverantwortlich dafür ist die jüngste Konsolidierung bei Öl und Rohstoffen. Hohe Preise wurden bisher trotz bangem Blick auf die Inflationseffekte primär konjunkturdämpfend interpretiert. Die nun eingetretene Korrektur (Ölpreis knapp 20 Prozent unter dem Hoch) könnte zwar als Vorbote von konjunktureller Schwäche angesehen werden, doch geringere Aufwendungen der Haushalte für Energie und Benzin dürften auch eine festigende Wirkung auf die Weltwirtschaft ausüben. Angesichts zunehmender Auslastung der gesamtwirtschaftlichen Produktionskapazitäten in den USA wie auch hierzulande bleibt damit trotz rückläufiger Teuerungsraten das Risiko einer weiteren Straffung der Geldpolitik bestehen, zumal die EZB das derzeitige Leitzinsniveau noch immer als konjunkturstimulierend einstuft.

So spiegelt das Geldmengen- und Kreditwachstum im Euroraum denn auch nach wie vor eine reichliche Ausstattung mit Liquidität wider, obwohl sich das Wachstum der Geldmenge M3 im Juli leicht von +8,5 auf +7,8 Prozent ermäßigte. Auf der anderen Seite gewinnen einige Aspekte an Gewicht, die eher für perspektivisch sinkende Renditen sprechen. Dazu zählt zum einen, dass in jüngster Zeit die gesamtwirtschaftlichen Schätzungen für Deutschland und den Euroraum für 2006 und 2007 bereits nach oben angepasst wurden. Der Zenit bei den Erwartungen könnte damit erreicht sein. Überschritten scheint zunächst auch der Hochpunkt der Teuerungsraten. Zwar zum Teil gestützt auf Basiseffekte bewegt sich die Teuerung in Deutschland im August mit +1,7 Prozent aber immerhin auf dem niedrigstem Stand seit Mai 2005.

Per saldo drängt sich derzeit noch keine wesentliche Verlängerung des durchschnittlichen Anlagehorizontes auf. Eine mögliche Gegenbewegung beim Ölpreis, noch nicht gebannte Aufwärtsrisiken für die Kernraten der Teuerung und ambivalente Notenbanken könnten auf dem ermäßigten Renditeniveau langer Laufzeiten Anlass zu Gewinnmitnahmen bieten. Kurze bis mittlere Laufzeiten bleiben daher zunächst erste Wahl.

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Jürgen Pitzer presseportal

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