In schwierigem Konjunkturumfeld auf robustes Geschäftsportfolio setzen

Pierer auf der Hauptversammlung: ’Wir haben die Bereiche eingeschworen, in den kommenden Quartalen in die Zielkorridore der Operation 2003 einzuschwingen.’

Der Siemens-Konzern hält trotz schwieriger Branchenentwicklungen an seinen mittelfristigen Ertragszielen für die operativen Bereiche fest. Siemens habe im Programm „Operation 2003“ die wesentlichen Handlungsfelder definiert, die zum Erreichen der mittelfristigen Ziele nötig sind, sagte Vorstandsvorsitzender Dr. Heinrich v. Pierer auf der Hauptversammlung in München. Das Unternehmen verfüge mit seinem breit gefächerten Portfolio, seiner globalen Präsenz und seiner Innovationskraft über die besten Voraussetzungen, wirtschaftliche Krisen zu meistern, so Pierer. Die bislang vorliegenden Erkenntnisse zum Geschäftsverlauf deuten laut Pierer darauf hin, dass „die Ergebnisse der operativen Bereiche sich gegenüber dem vierten Quartal des letzten Geschäftsjahres deutlich verbessert haben“. Die Aktionäre beschließen auf der Hauptversammlung unter anderem über die Ausschüttung einer Dividende von 1,00 EUR je Aktie sowie die Genehmigung zum Rückkauf eigener Aktien.

Siemens im Geschäftsjahr 2001

Siemens habe sich vor dem Hintergrund schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen im zurück liegenden Geschäftsjahr 2001 „noch ganz wacker geschlagen“. Trotz einer generellen Konjunkturabschwächung und ungünstiger Branchenentwicklungen erzielte Siemens beim Auftragseingang ohne Infineon ein Plus von 17 Prozent auf 88,9 Mrd. EUR. Der Umsatz stieg um 15 Prozent auf 82,2 Mrd. EUR. In der regionalen Entwicklung hat sich China mit einem Umsatzvolumen von annähernd 4 Mrd. EUR zum drittgrößten Einzelmarkt, nach den USA und Deutschland, entwickelt. Im operativen Geschäft konnte der Konzern zwar in den ersten beiden Quartalen an die Spitzenergebnisse des Jahres 2000 anknüpfen, doch nahmen die Schwierigkeiten in wichtigen Branchenmärkten, vor allem bei der Informations- und Kommunikationstechnik, ab Mitte des Jahres deutlich zu. Das EBITA im operativen Geschäft hat sich auf 1,3 Mrd. EUR vermindert. Zurückzuführen ist das auf umfangreiche Restrukturierungsmaßnahmen und Sonderabschreibungen, vor allem im Arbeitsgebiet Information and Communications. Ohne diese Einmaleffekte steigerte der Konzern sein EBITA im operativen Geschäft um 14 Prozent auf 3,2 Mrd. EUR. Deutliche Verbesserungen erzielte der Konzern beim Cash Flow. Der Mittelzufluss konnte trotz des schwierigen Umfelds um 13 Prozent auf 7,0 Mrd. EUR gesteigert werden.

Ausgewogenes Geschäftsportfolio

Die spezifische Stärke des Siemens-Konzerns ergebe sich laut Pierer aus dem ausgewogenen Geschäftsportfolio. Diejenigen Geschäfte, die langfristigen Zyklen unterliegen, erwirtschaften rund 30 Prozent des Siemens-Umsatzes. Diese Bereiche – vor allem der Kraftwerksbau, die Bahntechnik und die Medizintechnik – zeichnen sich durch hohe Auftragsbestände und starke Ergebnisse aus. Gute Ergebnisse erwartet Pierer auch bei den Bereichen, die von der kurzfristigen Konjunkturentwicklung betroffen seien. Zu diesen Bereichen, die ebenfalls einen Umsatzanteil von rund 30 Prozent aufweisen, zählen Automation & Drives und Osram. Dass auch diese Geschäftsfelder von einer länger anhaltenden Konjunkturschwäche in gewissem Umfang tangiert werden, sei jedoch nicht auszuschließen. Etwa 40 Prozent des Umsatzes seien von speziellen Branchenzyklen abhängig – in der Informations- und Kommunikationstechnik, bei der Automobilelektronik und bei Logistiksystemen. Diese Bereiche sind mit Strukturproblemen konfrontiert und haben Restrukturierungen eingeleitet.

Innovationskraft des Konzerns

Neben dem ausgewogenen Geschäftsportfolio und der weltweiten Präsenz sieht Pierer die Stärke des Siemens-Konzerns in dessen Innovationskraft. Bei der Entwicklung neuer Produkte, Systeme und Lösungen nehme Siemens eine Spitzenposition ein. Die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung haben im letzten Geschäftsjahr mit 6,8 Mrd. EUR eine neue Rekordmarke erreicht. Mit mehr als 9000 Erfindungsmeldungen pro Jahr sowie mehr als 6000 Patentanmeldungen ist der Siemens-Konzern in Deutschland und Europa führend. Pierer unterstrich in diesem Zusammenhang, dass die gelungenen Turnarounds in den zuvor schwächelnden Geschäftsbereichen Energieerzeugung, Bahn- und Medizintechnik auch auf die konsequente Umsetzung eines klaren Innovationskurses zurück zu führen seien.

Operation 2003

In der Operation 2003 hat der Konzern die wesentlichen Handlungsfelder definiert, die zum Erreichen der mittelfristigen Ziele nötig sind.

  • Wiedergewinnung der Ertragsstärke im Arbeitsgebiet Information and Communications (I and C): IC Networks hat im abgelaufenen Geschäftsjahr unter der Investitionszurückhaltung bei Telekommunikationsbetreibern und unter der schwachen Nachfrage nach Netztechnik bei Firmenkunden gelitten. Der Bereich hat die zügige Umsetzung eines Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsprogramms in Angriff genommen. Beim Geschäft mit Mobiltelefonen ist es dem Bereich IC Mobile gelungen, mit einer deutlichen Kostenreduzierung den Break-even-Punkt auf 28 bis 30 Millionen Stück marktadäquat abzusenken. Bei den mobilen Netzen ist ICM profitabel, bereitet sich aber mit einem Fitnessprogramm auf wachsenden Preisdruck vor und hat die geplanten Einsparziele von 400 Mio. EUR auf 700 Mio. EUR erhöht. Bei Siemens Business Services wurde eine Überprüfung des Geschäftsmodells, vor allem bei Business-Process-Outsourcing-Geschäften, eingeleitet.
  • Integration der ehemaligen Atecs-Gesellschaften: Siemens VDO Automotive und Siemens Dematic haben mit ihren Integrationsaufgaben in einer schwierigen Branchenkonjunktur zu kämpfen. Für das laufende Geschäftsjahr ist für beide Bereiche der Turnaround geplant. Siemens VDO ist in der Automobilelektronik auf den Feldern mit den größten Wachstumsraten wie Infotainment, Motormanagement und Safety Systems an führender Stelle positioniert und hat damit eine hervorragende Perspektive. Ähnliches gilt für die Siemens Dematic, die in den Wachstumsfeldern Logistik- und Postautomatisierung sowie Elektronische Bestückungssysteme gut vertreten ist.
  • Top+ US Business Initiative: Mit rund 20 Mrd. EUR Umsatz (ohne Infineon) und 80 000 Mitarbeitern sind die USA heute der größte Siemens-Einzelmarkt. Das erklärte Ziel ist es nun, die Ertragskraft dem Umsatzwachstum der letzten Jahre anzupassen. Die top+ US Business Initiative hat dabei klare Ziele für die Strategien und Geschäftsprozesse der einzelnen US-Gesellschaften definiert. Sie umfasst auch übergreifende Programme zur besseren Nutzung der Synergien des Siemens-Konzerns.
  • Asset Management Initiative: Dieses Maßnahmenpaket zur Steigerung des Cash Flow hat bereits im vergangenen Geschäftsjahr beachtliche Wirkung entfaltet. So konnte Siemens einen Mittelzufluss aus laufender Geschäftstätigkeit von 7 Mrd. EUR erzielen – davon 5,9 Mrd. EUR allein im vierten Quartal. Diese Anstrengungen werden weiter fortgesetzt.
  • Reduzierung der zentralen Kosten: Dieses Programm soll den Konzern in eine deutlich verbesserte Kostenposition bringen. Für das Geschäftsjahr 2002 wurden die Budgets für die Konzernzentrale um rund 15 Prozent gesenkt. Für 2003 ist ein weiterer Einschnitt vorgesehen. Diese Maßnahmen sind inzwischen auch auf die operativen Einheiten und Regionalgesellschaften ausgeweitet worden.

An den im Dezember 2000 veröffentlichten EBITA-Margen für die operativen Bereiche im Geschäftsjahr 2003 hält der Konzern fest. Den drei Bereichen des Arbeitsgebietes Information and Communications wurde wegen der strukturellen Marktschwäche allerdings mehr Zeit gegeben, um ihre Zielmargen zu erreichen. Bei Siemens Dematic wurde eine rechnerische Anpassung der Zielrenditen an das Portfolio des neuen Bereiches vorgenommen. Die Bereiche Power Generation, Transportation Systems und Medical Solutions werden angesichts ihrer verbesserten Potenziale am oberen Ende der Bandbreiten ihrer Zielmargen gemessen. Mit der Operation 2003 habe der Konzern „die richtigen Themen und Maßnahmen ins Visier genommen“, so Pierer. „Wir werden sie Schritt für Schritt umsetzen, so wie uns das auch beim 10-Punkte-Programm gelungen ist.

Siemens wird am 23. Januar 2002 die Eckdaten für das erste Quartal (1.10. bis 31.12. 2001) veröffentlichen. Obwohl die Daten im Einzelnen noch nicht ausgewertet sind, legte das Unternehmen erste Erkenntnisse auf der heutigen Hauptversammlung vor:

  • Der Auftragseingang hat sich im Vorjahresvergleich weiter erhöht. Der Umsatz ist ebenfalls, allerdings mit etwas geringeren Wachstumsraten, angestiegen; hier ist noch zu analysieren, welche Einflüsse dabei Konsolidierungs- und Währungseffekte spielen. Insgesamt sieht es so aus, dass der Konzern mit der Entwicklung des Geschäftsvolumens zufrieden sein kann.
  • Die Ergebnisse der operativen Bereiche liegen wohl in Summe unter dem noch sehr starken ersten Quartal des Vorjahres, haben sich gegenüber dem schwachen vierten Quartal aber deutlich verbessert. Bei Power Generation ist ein weiterer kräftiger Anstieg zu verzeichnen. Darüber hinaus greifen die Restrukturierungsprojekte. So sollten die vier Bereiche IC Mobile, Siemens Business Services, Siemens Dematic und Siemens VDO Automotive wieder in den schwarzen Zahlen oder jedenfalls nahe daran sein. Bei IC Networks erwartet Siemens noch Verluste; hier liefert die Entwicklung der Märkte noch kein klares Bild.
  • Aus den Verkäufen weiterer Infineon-Aktien im letzten Quartal ergibt sich ein deutlich positiver Ergebnisbeitrag. Dabei ist der Verkauf von 40 Millionen Infineon-Aktien in der letzten Woche noch nicht enthalten; er wirkt sich erst im zweiten Quartal aus.

Was den weiteren Jahresverlauf über das erste Quartal hinaus betrifft, so hat das Unternehmen die Bereiche darauf eingeschworen, dass sie in den kommenden Quartalen in die jeweiligen Zielkorridore einschwingen, wie sie in der Operation 2003 festgelegt sind. Die seit dem Frühjahr 2001 feststellbare konjunkturelle Abkühlung und die Auswirkungen der Terroranschläge vom 11. September erschweren allerdings die Abschätzung der zukünftigen geschäftlichen Entwicklung.

Anträge zur Hauptversammlung

Zu den wichtigsten Beschlusspunkten der Hauptversammlung gehört neben der Abstimmung über die Dividendenzahlung die Genehmigung zum Rückkauf eigener Aktien. Mit der Genehmigung der Hauptversammlung will Siemens die Option haben, weitere Aktien zu erwerben und zu verwenden. Dafür sei ein Rückkauf über die Börse oder ein Kaufangebot an die Aktionäre vorgesehen. Eine weitere Variante sei die Möglichkeit eines Tausches von Siemens-Aktien gegen Infineon-Titel. Damit könne das Eigenkapital reduziert werden und gleichzeitig der Anteil an Infineon von derzeit rund 41,3 Prozent weiter abgebaut werden. Der Konzern will sich vollständig von seiner Beteiligung an dem Halbleiterhersteller trennen und dabei auch neue, unkonventionelle Wege wie den Aktientausch gehen. Auch die nächsten Schritte sollen möglichst marktschonend erfolgen.

Diese Pressemitteilung enthält in die Zukunft gerichtete Aussagen, die auf Annahmen und Schätzungen der Unternehmensleitung von Siemens beruhen. Obwohl wir annehmen, dass die Erwartungen dieser vorausschauenden Aussagen realistisch sind, können wir nicht dafür garantieren, dass die Erwartungen sich auch als richtig erweisen. Die Annahmen können Risiken und Unsicherheiten bergen, die dazu führen können, dass die tatsächlichen Ergebnisse wesentlich von den vorausschauenden Aussagen abweichen. Zu den Faktoren, die solche Abweichungen verursachen können, gehören u.a.: Veränderungen im wirtschaftlichen und geschäftlichen Umfeld, Wechselkurs- und Zinsschwankungen, Einführungen von Konkurrenzprodukten, mangelnde Akzeptanz neuer Produkte oder Dienstleistungen und Änderungen der Geschäftsstrategie. Eine Aktualisierung der vorausschauenden Aussagen durch Siemens ist weder geplant noch übernimmt Siemens die Verpflichtung dazu.

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Peter Gottal Für die Wirtschaftspresse

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