Tourismusinvestitionen und Beschäftigung gehen zurück

Die Tourismuswirtschaft blickt angespannt auf die laufende Wintersaison 2001/2002. Die Geschäftserwartungen sind im Beherbergungssektor erstmals nach drei Jahren wieder in die Negativzone gerutscht. Die Gastronomie korrigiert ihre Erwartungen an die Saison ebenfalls nach unten. Für das Gastgewerbe sind Preiserhöhungen unvermeidbar. In den nächsten Monaten werden keine positiven Beschäftigungsimpulse erwartet. Die Saisonumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) stützt sich auf die Antworten von 2400 Beherbergungs- und 1400 Gastronomiebetrieben, 180 Campingplätzen und 580 Reisebüros. Die Zahlen können unter www.dihk.de (Standort Tourismus) abgerufen werden.

Gastgewerbe erwartet schwierigen Winter

Angesichts der weiter verschlechterten Geschäftserwartungen hat die Tourismuswirtschaft die Hoffnung auf eine kurzfristige Trendwende im Winter aufgegeben. In der Hotellerie kippte die positive Stimmung der letzten beiden Jahre in den negativen Bereich – fast ein Viertel der Betriebe rechnet konkret mit Einbußen. Zuletzt beklagten viele Hotelbetriebe eine kürzere Aufenthaltsdauer ihrer Gäste und eine gesunkene Zimmerauslastung. Der ausbleibende Aufschwung zeigt sich auch in der Gastronomie deutlich. Drei von zehn Restaurationsbetrieben prognostizieren für den Winter eine Verschlechterung gegenüber dem Vorjahr.

Die eingetrübte Konjunkturerwartung schlägt direkt auf die Beschäftigungserwartungen durch. So wollen 14 Prozent der befragten Hotelbetriebe und 19 Prozent der Gaststätten die Zahl ihrer Beschäftigten reduzieren. Die Kostensteigerungen durch steigende Sozialabgaben, Erhöhung der Ökosteuer und Mehrausgaben im Wareneinkauf zwingen immer mehr Unternehmen, Preiserhöhungen am Markt durchzusetzen. Von den überwiegend kleinen und mittelständischen Betrieben werden 41 Prozent der Hoteliers und 36 Prozent der Gastronomen ihre Übernachtungs- bzw. Verzehrpreise erhöhen.

Fehlende Investitionen bereiten Sorge

Die ohnehin schwachen Investitionsplanungen im Gastgewerbe bereiten Anlass zur Sorge. Bei jedem vierten Hotel bleiben die Projekte auf Eis oder werden erneut in die Zukunft verschoben. Die Investitionsbremse zeigt sich noch drastischer im Gastronomiebereich. Mehr als ein Drittel der befragten Betriebe will keine Investitionen durchführen. Dadurch können notwendige betriebliche Anpassungen an die veränderten Gästewünsche nicht umgesetzt werden. Chancen durch neue Themenkonzepte für Events oder Innovationen in der Erlebnisgastronomie bleiben ungenutzt. Das Hauptmotiv für Investitionen bleibt wie im vergangenem Jahr die Modernisierung bzw. die Rationalisierung der Betriebe. Kapazitätserweiterungen spielen kaum eine Rolle, Ersatzbeschaffungen rücken wieder mehr in den Vordergrund.

Besondere Situation für Reisebüros und Reiseveranstalter

Die schwächere Binnenkonjunktur und die Folgewirkungen der Ereignisse vom 11. September 2001 drücken bei den Reisebüros und Reiseveranstaltern die Stimmung. Zurückhaltung bei Flugreisen und Sicherheitsbedenken in einigen Urlaubsdestinationen dämpfen die Reiselust der Deutschen. 35 Prozent der Reisebüros prognostizieren für den Winter eine ungünstigere Geschäftslage als im Vorjahr. Eindeutig ist der Trend bei den Verkaufspreisen: Nahezu zwei Drittel der befragten Unternehmen rechnet mit steigenden Preisen (Vorjahr 51 Prozent). Vor diesem Hintergrund ist mit Anpassungen der Mitarbeiterzahlen zu rechnen. Für den Tourismusstandort Deutschland mit dem aktuellen Themenjahr „Lust auf Natur“ birgt der verstärkte Wunsch zu erdgebundenen Reisen jedoch die Chance, seinen Marktanteil gegenüber den Wettbewerbern zu behaupten oder auszubauen.

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Armin Brysch ots

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