WZB-Studie: von Hoechst zu Aventis

Von Hoechst zu Aventis
WZB-Lehrstudie: vom Chemiekonglomerat zum Pharmaunternehmen

Anlässlich der Tagung „Organizations in the 21st Century: Knowledge and Learning – the Basis for Growth“ am 16./17. November 2001 hat das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) eine Untersuchung zum Umbau des Chemiekonglomerats Hoechst zum Pharmaunternehmen Aventis in den Jahren 1994 bis 2000 vorgelegt. Die WZB-Studie gibt einen Einblick in die Entscheidungsgrundlagen, Beweggründe und Managementprozesse einer der tiefstgreifenden Unternehmenstransformation der letzten Zeit.

Wichtig für das Forscherteam um Professor Dr. Meinolf Dierkes (WZB und TU Berlin), das Wissenschaftler aus Japan, den Vereinigten Staaten und Europa umfasste, war die Offenheit des Unternehmens dem Projekt gegenüber. Dierkes betont: „Die Bereitschaft von Hoechst/Aventis, uns freien Zugang zu allen relevanten Informationen zu geben und keinen Einfluss auf die Ergebnisse der Studie zu nehmen, war eine entscheidende Voraussetzung für eine wissenschaftlich zielführende Analyse. Sie hat es uns erlaubt, einen tiefgehenden Einblick in die Veränderungs- und Lernprozesse bei Hoechst zu erhalten.“

Im Mittelpunkt der WZB-Untersuchung zum Transformationsprozess von Hoechst in Aventis steht die Entwicklung und Umsetzung einer neuen Unternehmensstrategie bei Hoechst angesichts sich beschleunigender Veränderungen von Märkten und gesellschaftlichem Umfeld. Ungewöhnlich war hierbei sowohl das Ausmaß der Veränderungen im Unternehmen, die Geschwindigkeit, mit der die Prozesse abliefen, aber auch die Bereitschaft der Unternehmensleitung, systematisch Führungskräfte aus ausländischen Tochtergesellschaften und übernommenen Unternehmen an zentralen Stellen in den Prozess der Umorientierung einzubeziehen.

Um einen umfassenden Transformationsprozess wie bei Hoechst gestalten zu können, ist eine motivierende und überzeugende Vorstellung davon, wie das Unternehmen in zehn oder 15 Jahren aussehen sollte, unabdingbar. „Nennen Sie es unternehmerische Vision“, sagte der Vorstandsvorsitzende von Aventis, Jürgen Dormann, in seiner Rede auf der WZB-Konferenz, „Sie muss auf einer realistischen Einschätzung der Entwicklung von Technologien, Märkten und der Gesellschaft beruhen. Eine unternehmerische Vision sollte ein Ziel umschreiben, das man zwar nie erreicht, das einen aber ständig zu besserer Leistung herausfordert. Sie sollte neue Horizonte eröffnen und auch immer offen sein für neue Visionen.“

Neben einer Reihe von Veröffentlichungen hat die Untersuchung ein für die deutsche Wissenschaft ungewöhnliches Produkt hervorgebracht: eine für die Lehre an internationalen Business Schools aufbereitete Fallstudie, die auch gegen Ende des Jahres für die Management-Ausbildung in China auf Mandarin vorliegen wird. Die Fallstudie leistet damit einen Beitrag, eine gravierende Lücke in den Lehrmaterialien von Business School-Programmen zu schließen, die vorwiegend aus anglo-amerikanischen Fällen bestehen. Das Mitglied des Forschungsteams Professor Ikujiro Nonaka, Hitotsubashi University, Tokio, hebt hervor: „Am Fall Hoechst können nicht nur Studenten, sondern auch Manager lernen, wie Transformation umfassend abläuft“. Das Produkt wurde bereits in verschiedenen MBA-Programmen an US-amerikanischen und europäischen Business Schools erfolgreich getestet.

Professorin Dr. Ariane Berthoin Antal (WZB und TU Berlin), Autorin der Fallstudie, fasst es wie folgt zusammen: „Es ist die Lernfähigkeit des Hoechster Managements, die die Entwicklung des Unternehmens für die Wissenschaft so faszinierend macht. Beeindruckend ist vor allem, dass der Aufbruch von innen kam und nicht erst durch Berufungen von außen angestoßen und durchgesetzt wurde.“

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