Gegensätzliche Trends bei Fusionen und Übernahmen in der EU und den USA

Die Anzahl der von Käuferunternehmen aus der Europäischen Union in den vergangenen zwölf Monaten betriebenen Fusionen und Übernahmen erreicht mit mehr als 20.000 Transaktionen einen neuen Höchststand. Die Anzahl der Transaktionen übertrifft damit sogar den Boom der „New Economy“ vor etwa fünf Jahren um mehr als das Doppelte. Demgegenüber zeigten sich US-amerikanische Unternehmen mit nur rund 10.000 Transaktionen in diesem Zeitraum deutlich zurückhaltender, obwohl beide Wirtschaftsräume mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von etwa 11 Billionen Euro für das Jahr 2005 annähernd gleich groß sind. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse weltweiter Fusionen und Übernahmen des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim auf Basis der ZEPHYR-Datenbank der Bureau van Dijk Electronic Publishing GmbH.

Im Gegensatz zur Anzahl liegt jedoch der Wert aller Fusionen und Übernahmen („Mergers and Acquisitions“, M&A) sowohl in der Europäischen Union als auch in den Vereinigten Staaten jeweils bei etwa 700 Milliarden Euro. Europäische Fusionen und Übernahmen sind daher im Schnitt nur halb so groß wie in den Vereinigten Staaten. Damit vollziehen die Unternehmen die zunehmende Vereinheitlichung des europäischen Wirtschaftsraumes hin zu einem gemeinsamen Markt nach, der für die Vereinigten Staaten bereits seit mehr als hundert Jahren Realität ist. Auffällig ist auch, dass sich die Schere zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten zunehmend öffnet. Während die Transaktionszahl in den Vereinigten Staaten seit dem Jahr 2000 um lediglich 25 Prozent zulegte, wuchs die Anzahl in der Europäischen Union um mehr als 100 Prozent. Dies deutet darauf hin, dass europäische Unternehmen im Gegensatz zu US-amerikanischen eine andere Strategie verfolgen. Diese richtet sich darauf, durch kleinere Transaktionen gezielt Wachstumspotenziale, zum Beispiel durch Technologieakquisition, zu erschließen und Ineffizienzen zu beseitigen. „Megafusionen“ kennzeichnen demgegenüber vor allem den M&A-Markt der Vereinigten Staaten. US-amerikanischen Unternehmen geht es mit größeren Transaktionen vor allem um das Erzielen höherer Marktmacht. Ein Ende dieser gegensätzlichen Trends ist bislang nicht erkennbar.

M&A Report April 2006: ftp://ftp.zew.de/pub/zew-docs/zn/MA-Report0406.pdf

Ansprechpartner:
Dr. Christoph Grimpe, Telefon: 0621/1235-381, Fax: -170, E-Mail: grimpe@zew.de

Media Contact

Katrin Voss idw

Weitere Informationen:

http://www.zew.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Wirtschaft Finanzen

Aktuelle und interessante Meldungen und Entwicklungen aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaften finden Sie hier zusammengefasst.

Unter anderem bietet Ihnen der innovations-report Berichte aus den Teilbereichen: Aktienmärkte, Konsumklima, Arbeitsmarktpolitik, Rentenmarkt, Außenhandel, Zinstrends, Börsenberichte und Konjunkturaussichten.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer