MittelstandsMonitor 2006 / Konjunkturaufschwung bei anhaltendem Problemdruck

Kleine und mittlere Unternehmen profitieren seit Sommer 2005 verstärkt von der konjunkturellen Erholung und schlossen das vergangene Jahr in so positiver Stimmung ab wie letztmals im Boomjahr 2000. Auch 2006 verspricht ein konjunkturell gutes Jahr für den Mittelstand zu werden. Zu diesem zentralen Ergebnis kommt der MittelstandsMonitor 2006, den die KfW Bankengruppe gemeinsam mit den Forschungsinstituten IfM Bonn, RWI Essen und ZEW Mannheim sowie dem Informationsdienstleister Creditreform heute in Frankfurt vorgestellt hat. Der gemeinsame jährliche Bericht zu Konjunktur- und Strukturfragen kleiner und mittlerer Unternehmen befasst sich mit der „Mittelstandskonjunktur“ sowie mit dem „Gründungs- und Liquidationsgeschehen“. Schwerpunktmäßig behandelt der diesjährige MittelstandsMonitor zudem die Themen „Mittelstand und berufliche Qualifizierung“ und „Mittelstandsfinanzierung im Lichte des Finanzmarktwandels“.

Für den MittelstandsMonitor werden die exklusiven, sich gegenseitig ergänzenden Datenbestände von Creditreform, IfM Bonn, KfW Bankengruppe, RWI Essen und ZEW Mannheim zu einer umfassenden empirischen Basis vereint. Ziel der gemeinsamen Publikation ist es, der Öffentlichkeit umfassende Informationen über die aktuelle Lage und Perspektiven des Mittelstands vorzulegen. Die Hauptergebnisse des MittelstandsMonitors 2006 im Überblick:

Die konjunkturelle Lage kleiner und mittlerer Unternehmen

Nach zähem Beginn verbesserte sich die konjunkturelle Lage des Mittelstands seit dem Sommer des vergangenen Jahres stetig. Im Schlussquartal 2005 freuten sich die kleinen und mittleren Unternehmen über ein so gutes Geschäftsklima wie schon seit fünf Jahren nicht mehr. Dabei holten sie den konjunkturellen Rückstand gegenüber den Großunternehmen fast auf. Der Aufschwung im vergangenen Jahr beschleunigte sich nicht nur, sondern verbreiterte auch sein Fundament: Auftragslage und Geschäftsklima verbesserten sich sowohl in West- als auch in Ostdeutschland. Besonders profitieren konnten die drei Hauptwirtschaftsbereiche Verarbeitendes Gewerbe, Großhandel und Dienstleister. Die beiden stark binnenorientierten Sektoren Einzelhandel und Baugewerbe stehen zwar nach wie vor eher auf der Schattenseite der Konjunktur, sie haben jedoch an Fahrt gewonnen. Für das Jahr 2006 können die Mittelständler eine weitere konjunkturelle Belebung erwarten. Dazu beitragen könnten unter anderem auch die wirtschaftspolitischen Beschlüsse der Bundesregierung.

Die am MittelstandsMonitor beteiligten Institute gehen davon aus, dass 2006 sowohl die für Gesamtwirtschaft als auch für den Mittelstand das konjunkturell beste Jahr seit 2000 werden wird.

Unternehmensfluktuation – Aktuelle Trends im Gründungsgeschehen

Die im Jahr 2003 eingeleitete positive Trendwende in der Gründungsdynamik hat sich im Jahr 2004 fortgesetzt. Wie im Vorjahr wurde der Anstieg der Gründungsintensität (Gründungen je 10.000 Erwerbsfähige) im Jahr 2004 von den Gründungen aus der Arbeitslosigkeit getrieben. 2005 war die Anzahl der Gründungen aus der Arbeitslosigkeit jedoch leicht rückläufig, was mit der Verschärfung der Anspruchsvoraussetzungen für die Förderung (Existenzgründungszuschuss) zusammenhängen dürfte. Insgesamt schwächte sich die Gründungsintensität im Jahr 2005 nach ersten vorläufigen Auswertungen wieder leicht ab. Rückläufig waren in den vergangenen beiden Jahren die Unternehmensinsolvenzen, die Zahl der Verbraucherinsolvenzen stieg dagegen kräftig an.

Die Sonderauswertungen zu Gründungen aus der Arbeitslosigkeit zeigen, dass diese vorrangig in Branchen mit geringer Kapitalintensität und niedrigen Markteintrittsbarrieren und Marktaustrittsbarrieren stattfinden, z. B. im Bauhandwerk und den unternehmensnahen Dienstleistungen. Nur wenige dieser Gründer beschäftigen Mitarbeiter. Die volkswirtschaftlichen Wirkungen der Gründungen aus der Arbeitslosigkeit auf wirtschaftliches Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung sind deshalb als gering einzuschätzen. Um die Qualität der Gründungen aus Arbeitslosigkeit zu erhöhen und die Effizienz der Förderung zu steigern, sollte über stärkere (Selbst-)Selektionsmechanismen, wie beispielsweise die Vergabe des Förderbetrags auf Basis eines (zumindest teilweise) rückzahlbaren Zuschusses, nachgedacht werden.

Mittelstand und berufliche Qualifizierung

Das duale System der beruflichen Erstausbildung – die Kombination einer fachpraktischen betrieblichen Ausbildung in Kombination mit einer fachtheoretisch-allgemeinen Ausbildung in der Berufsschule – genießt weltweit Ansehen und leistet einen wesentlichen Beitrag zu einer im internationalen Vergleich niedrigen Jugendarbeitslosigkeit. Die mittelständischen Unternehmen, v. a. im handwerklich-gewerblichen Bereich, spielen nach wie vor eine zentrale Rolle bei der beruflichen Erstausbildung. In jüngster Zeit ist allerdings der Anteil der Jugendlichen, die eine berufliche Ausbildung wählen, zurückgegangen. Schulische Ausbildungen gewinnen an Bedeutung. Gleichzeitig bieten immer weniger Unternehmen Ausbildungsplätze an, zum einen aus Gründen der Kostenersparnis, zum anderen wirken zahlreiche behördliche und formale Auflagen als Ausbildungshemmnis.

Ökonomische Anreize, die die Ausbildung von Jugendlichen wieder attraktiver machen, sind sinnvoll. Möglich wäre hier z. B. eine den betrieblichen Belangen besser angepasste Abstimmung zwischen Berufsschule, überbetrieblichen Bildungsstätten und Ausbildungsbetrieben. Weitere Erleichterungen könnten eine Auslichtung von Vorschriften zu Berufsbildern bringen. Darüber hinaus könnte ein wesentliches Element für höhere Ausbildungsquoten die Ausbildung im Verbund mehrerer Unternehmen sein. Es ist zu erwarten, dass mittelständische Unternehmen in absehbarer Zeit verstärkt mit einem Fachkräftemangel konfrontiert sein werden. Ein möglicher Ausweg wäre die kontinuierliche Weiterbildung der Mitarbeiter. Die Umsetzung des so häufig propagierten Schlagworts vom lebenslangen Lernen in praktikable Konzepte ist dringend geboten. Kostengründe, Zeitmangel oder Verdienstausfall werden häufig als Hemmnis für Weiterbildungsaktivitäten angeführt. Insbesondere der Mittelstand hat Schwierigkeiten, seinen Mitarbeitern adäquate Weiterbildungsmöglichkeiten zu bieten. Die öffentliche Hand sollte deshalb Maßnahmen zur Verbesserung des Weiterbildungsangebots für Mitarbeiter kleiner und mittlerer Unternehmen unterstützen.

Mittelstandsfinanzierung im Lichte des Finanzmarktwandels: Probleme, Herausforderungen und Möglichkeiten

Das Finanzierungsklima und die Finanzierungsstruktur der Mittelständler verbesserten sich zuletzt deutlich – das zeigen die verfügbaren Datenquellen. Vor allem die größeren Unternehmen haben ihre Eigenkapitalbasis deutlich stärken können; aber auch die kleineren Mittelständler konnten an dieser Entwicklung partizipieren. Der Zugang zur Finanzierung hat sich für die Unternehmen verbessert.

Die Finanzierung mittelständischer Unternehmen in Deutschland fußt weiterhin im wesentlich auf zwei Säulen: auf der Innenfinanzierung aus einbehaltenen Gewinnen und Abschreibungen einerseits und auf Bankkrediten andererseits. Der Wandel der Finanzmärkte erschwerte den Kreditzugang für viele kleine und mittlere Unternehmen und steigerte den Druck, sich alternative Finanzierungsquellen zu erschließen und die Eigenkapitalbasis zu stärken. In jüngster Zeit finden Beteiligungs- und insbesondere Mezzaninefinanzierungen zunehmend Berücksichtigung bei mittelständischen Unternehmen. Kreditinstitute reagierten auf die gestiegene Nachfrage des Mittelstands nach alternativen Finanzierungen, insbesondere ist das Angebot an Mezzaninkapital in den letzten zwei Jahren enorm gewachsen. Mezzaninprodukte besitzen – neben der Stärkung der Eigenkapitalbasis – u. a. den Vorteil, dass die Entscheidungsrechte des Unternehmens weniger oder kaum berührt werden. Auch andere Quellen der Eigenkapitalbeschaffung haben sich gebessert, z. B. Finanzierungen über die Börse oder über Beteiligungskapital. Der Finanzierungsmarkt ist in voller Bewegung, ein Ende der Entwicklung ist derzeit nicht abzusehen.

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Christine Volk presseportal

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