Deutsche Börse erzielt in 2005 Rekordergebnis

Umsatz steigt um 13 Prozent und EBITA um 35 Prozent/ Dividende soll auf 2,10 Euro verdreifacht werden/ Starker Jahresauftakt stimmt Deutsche Börse zuversichtlich für 2006/ Zahl der ausstehenden Aktien soll im April auf 102 Mio. reduziert werden/ Deutsche Börse sieht Euronext als attraktivste Konsolidierungsoption

Die Deutsche Börse AG hat das Geschäftsjahr 2005 mit neuen Rekorden bei Umsatz und Ergebnis abgeschlossen. Laut den vorläufigen Zahlen, die das Unternehmen am Dienstag vorgelegt hat, stiegen die Umsatzerlöse in 2005 um 13 Prozent auf 1.631,5 Mio. Euro (2004: 1.449,6 Mio. Euro). Zusätzlich sind dem Unternehmen 112,7 Mio. Euro an Nettozinserträgen aus dem Bankgeschäft zugeflossen (2004: 77,1 Mio. Euro). Aufgrund des deutlichen Umsatzwachstums und eines erfolgreichen Kostenmanagements stieg das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf Geschäfts- und Firmenwerte (EBITA) überproportional um 35 Prozent auf 710,9 Mio. Euro (2004: 527,6 Mio. Euro). Der Konzern-Jahresüberschuss für das Jahr 2005 erreichte 427,4 Mio. Euro, nach 266,1 Mio. Euro im Vorjahr. Der Gewinn je Aktie stieg deutlich um 68 Prozent auf 4,00 Euro (2004: 2,38 Euro).

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Börse Reto Francioni sagte: „Die vorläufigen Zahlen zeigen 2005 als das erfolgreichste Jahr in der Unternehmensgeschichte. Im Jahr 2006 werden wir wichtige Weichen stellen und wesentliche Impulse für die Deutsche Börse geben. Wir sehen dabei zuversichtlich in die Zukunft.“ Finanzvorstand Mathias Hlubek erläuterte: „Die herausragende Entwicklung von Umsatz und Ergebnis war getragen von deutlichem Wachstum in allen Kernbereichen des Geschäftsportfolios und fortgesetzter Kostendisziplin. Das Ergebnis belegt eindrucksvoll die Attraktivität unseres Geschäftsmodells. Der erfolgreiche Jahresauftakt zeigt eine Fortsetzung des Wachstums über alle Kerngeschäftsbereiche.“

Das starke vierte Quartal hat zu dem Rekordergebnis für das Geschäftsjahr 2005 maßgeblich beigetragen: Die Umsatzerlöse lagen mit 408,8 Mio. Euro 12 Prozent über dem Vorjahresquartal (Q4/2004: 364,4 Mio. Euro). Erträgen aus dem Verkauf von Tochtergesellschaften und Beteiligungen von rund 13 Mio. Euro standen einige Sondereffekte bei den Kosten im vierten Quartal gegenüber. Das EBITA belief sich somit auf 178,9 Mio. Euro – ein Plus von 48 Prozent (Q4/2004: 120,7 Mio. Euro). Der Gewinn je Aktie stieg im vierten Quartal auf 0,96 Euro (Q4/2004: 0,49 Euro).

Der Vorstand der Deutschen Börse schlägt eine Verdreifachung der Dividende von 0,70 Euro auf 2,10 Euro pro Aktie vor. Mit diesem Vorschlag erhöht die Deutsche Börse, wie im Mai 2005 in Aussicht gestellt, die Ausschüttungsquote deutlich und unternimmt einen weiteren wichtigen Schritt in der konsequenten Umsetzung des im Mai letzten Jahres vorgestellten Programms zur Optimierung der Kapitalstruktur.

Im Rahmen dieses Programms stellt das Unternehmen den Aktionären Mittel zur Verfügung, die für den operativen Betrieb des Unternehmens nicht benötigt werden. Diese Maßnahmen sind vorbehaltlich spezieller Investitionsbedürfnisse und Anforderungen an die Kapitalstruktur. Als Steuerungskennzahl für den Kapitalbedarf wurde im Jahr 2005 das Net Tangible Equity (Eigenkapital abzüglich Geschäfts- oder Firmenwerte) definiert. Als Mindestgröße wurde ein Betrag von rund 1 Mrd. € ermittelt, um die starken Kredit-Ratings zu sichern. Diese Größe betrug zum 31. Dezember 2005 1,1 Mrd. Euro (2004: 1,4 Mrd. Euro). Zwischen dem 1. Januar und dem 20. Februar wurden 1 Mio. Aktien im Wert von 94,5 Mio. Euro zurückgekauft. Im April 2006 will das Unternehmen 3,9 Mio. Aktien einziehen; mit diesem Schritt reduziert sich die Anzahl der ausstehenden Aktien der Gesellschaft auf 102 Mio. Aktien.

Börsenkonsolidierung

Darüber hinaus gab die Deutsche Börse am Dienstag Eckpunkte der strategischen Standortbestimmung bekannt. Mit Blick auf eine mögliche Börsenkonsolidierung sagte der Vorstandsvorsitzende Reto Francioni: „Unter einer Vielzahl relevanter Optionen ist ein Zusammenschluss von Deutscher Börse und Euronext die mit Abstand attraktivste Variante für Kunden und Aktionäre sowie die beteiligten Finanzplätze. Eine Transaktion muss wertschaffend, strategisch sinnvoll und politisch durchsetzbar sein.“ Die Deutsche Börse befürwortet unverändert den Dialog mit Euronext mit der Vorstellung einer Fusion unter Partnern.

Die Deutsche Börse sieht drei klare Anforderungen an das Organisationskonzept, die Struktur und das Geschäftsmodell einer kombinierten Börsengruppe:

– Die Organisation und Struktur einer europaweiten Börsengruppe muss die Interessen der jeweiligen Finanzplätze berücksichtigen und gleichzeitig effizient und klar sein. Die Leitung der Geschäftsbereiche der kombinierten Gruppe sollte so auf die bestehenden Standorte von Deutscher Börse und Euronext verteilt werden, dass es im Rahmen eines europäischen Standortkonzepts zu einem fairen Ausgleich zwischen den beteiligten Finanzzentren kommt. Nationale Trägergesellschaften für die jeweiligen Kassamärkte sind ein wesentliches Element dieses Konzepts. Effizienz und Praktikabilitätsüberlegungen sowie Erfahrungen bei anderen europäischen Projekten zeigen die Notwendigkeit, die Zentralfunktionen der Gruppe an einem Standort zu konzentrieren. Das europäische Standortkonzept sieht Frankfurt unter anderem als Standort für eine solche Hauptverwaltung vor.

– Die Deutsche Börse will die Konsolidierung grundsätzlich pragmatisch angehen, ohne wesentliche Bestandteile des Geschäftsportfolios aufzugeben. Kunden schätzen die Produkte und Dienstleistungen der Gruppe Deutsche Börse im Handel und den dem Handel nachgelagerten Bereichen; das Geschäftsmodell hat wesentlichen Anteil am wirtschaftlichen Erfolg der Gruppe in den letzten Jahren. Im deutschen Kassamarkt sind die Handels- und Nachhandelsfunktionen seit langem in einer durchgängigen Prozesskette eng verzahnt. Diese Struktur beruht auf der gemeinsamen Initiative von Handelsteilnehmern und Deutscher Börse zur Weiterentwicklung des deutschen Aktienmarktes und soll auf Deutschland beschränkt bleiben. Der weit überwiegende Teil der Aktivitäten der Gruppe Deutsche Börse bei Settlement und Custody bezieht sich auf das außerbörsliche Geschäft mit Schuldverschreibungen und unterliegt intensivem internationalen Wettbewerb, dem sich das Unternehmen erfolgreich stellt. Die jüngsten Entscheidungen der britischen Wettbewerbsbehörde und des Bundeskartellamtes im Kontext der London Stock Exchange bestätigen die Sichtweise, dass dieses Modell einer Konsolidierung nicht im Wege steht. Der pragmatische Ansatz der Deutschen Börse schließt ein, dass sie sich an einer Diskussion über die verschiedenen Formate eines einheitlichen europäischen Equity Clearinghouse beteiligt. Ein solcher Schritt könnte im Zuge eines Zusammenschlusses von Deutsche Börse und Euronext einen weiteren wichtigen Beitrag zur Schaffung einer europaweiten Handels- und Clearinginfrastruktur sein.

– Bei einem Zusammenschluss von Deutscher Börse und Euronext käme der Informationstechnologie eine entscheidende Bedeutung zu. Die erheblichen Synergien für die Börse und ihre Kunden ließen sich zeitnah und zuverlässig nur dann realisieren, wenn die Integration der Handelsinfrastruktur in der Verantwortung der neuen Gesellschaft liegt. Die Steuerung und Umsetzung dieser Integrationsaufgabe müsste eine unmittelbare Aufgabe des Managements der neuen Gesellschaft sein.

Segmentberichterstattung für das Geschäftsjahr 2005

Die Segmentberichterstattung zeigt Clearstream im Jahr 2005 erneut als das umsatzstärkste Segment. Der Gesamtumsatz, inklusive Nettozinserträgen aus dem Bankgeschäft, ist von 655,9 Mio. Euro in 2004 auf 743,2 Mio. Euro gestiegen. Umsatztreiber waren das internationale Verwahrgeschäft und das Settlement: Das Verwahrvolumen stieg im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent auf 8,8 Billionen Euro, dabei wuchs das Volumen mit internationalen Wertpapieren überproportional um 20 Prozent auf 3,9 Billionen Euro. Settlement-Instruktionen stiegen um 8 Prozent auf 53,9 Mio. Instruktionen (2004: 50,0 Mio. Instruktionen). Das EBITA des Segments stieg im Berichtsjahr um 31 Prozent auf 233,4 Mio. Euro (2004: 177,5 Mio. Euro).

Eurex erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr mit einem Umsatzzuwachs von 96,1 Mio. Euro auf 503,5 Mio. Euro (2004: 407,4 Mio. Euro) den größten absoluten Zuwachs aller Segmente. Neben dem um 17 Prozent gestiegenen Kontraktvolumen hat die Neuregelung der Gewinnverteilung zwischen SWX Swiss Exchange und Deutscher Börse zu dieser Entwicklung beigetragen. Seit dem 1. Januar 2005 fließen der Deutschen Börse 85 statt bisher 80 Prozent der Gewinne aus Eurex zu. Das EBITA des Segments Eurex belief sich auf 253,9 Mio. Euro nach 174,9 Mio. Euro im Vorjahr.

Im Segment Xetra stiegen die Umsatzerlöse in 2005 aufgrund der höheren Handelsaktivität im Handelssystem Xetra sowie im Parketthandel um 15 Prozent auf 247,7 Mio. Euro (2004: 216,3 Mio. Euro). Die Zahl der Transaktionen auf Xetra stieg um 17 Prozent auf 81,3 Mio. (2004: 69,4 Mio. Transaktionen). Im Parketthandel stieg die Zahl der Schlussnoten um 14 Prozent auf 27,2 Mio. (2004: 24,2 Mio. Schlussnoten). Das EBITA legte 31 Prozent zu auf 112,6 Mio. Euro.

Der Umsatz im Segment Market Data & Analytics wuchs um 7 Prozent und erreichte 130,0 Mio. Euro (2004: 121,7 Mio. Euro). Umsatztreiber war die gestiegene Nachfrage nach Echtzeithandelsdaten. Das Segment erzielte ein EBITA von 45,5 Mio. Euro nach 45,1 Mio. Euro in 2004.

Im Segment Information Technology ist eine strukturelle Veränderung gegenüber dem Vorjahr zu berücksichtigen: Zum 1. Oktober wurde entory mit allen Tochtergesellschaften an Softlab, ein Unternehmen der BMW Group, veräußert. Aufgrund der Entkonsolidierung von entory im vierten Quartal 2005 sanken die mit konzernfremden Geschäftspartnern erzielten Umsätze des Segments im Geschäftsjahr 2005 leicht um 4 Prozent auf 119,8 Mio. Euro (2004: 125,4 Mio. Euro). Die aus dem Geschäft mit anderen Geschäftsbereichen innerhalb der Gruppe Deutsche Börse erzielten internen Umsatzerlöse waren mit 340,6 Mio. € nahezu unverändert (2004: 340,0 Mio. Euro). Das EBITA des Segments Information Technology stieg 2005 leicht um 1 Prozent auf 91,1 Mio. Euro (2004: 89,8 Mio. Euro).

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