Finanzmarktgesteuertes Beurteilungsmodell für CR-Maßnahmen: Wie gesellschaftliche Verantwortung dem Aktienkurs nützt

Unternehmensaktivitäten im Bereich der nachhaltigen Unternehmensentwicklung (Corporate Sustainability) und der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen (Corporate Social Responsibility) leisten Beiträge zum immateriellen Vermögen und tragen damit indirekt zum Unternehmenserfolg bei. Solche Investitionen lassen sich in den gängigen Konzepten und Modellen der finanzmarktorientierten Unternehmensführung zwar prinzipiell bewerten und steuern. In der Praxis unterbleibt eine solche Prüfung jedoch häufig. Die Folge ist oft ein Wildwuchs an Maßnahmen, deren Wirksamkeit im Dunkeln bleibt.

Vor diesem Hintergrund erarbeitete der Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Finanzwirtschaft der Universität Stuttgart gemeinsam mit der Bertelsmannstiftung eine Studie, die aufzeigt, welche Werte auf soziale und ökologische Wirkungen gerichtete Unternehmensstrategien entwickeln können. In die Untersuchung werden sowohl die Wirkungen für das Unternehmen beziehungsweise die Kapitalgeber als auch für andere mit dem Unternehmen verbundene Anspruchsgruppen (Stakeholder) einbezogen.

Kernstück der Studie ist ein eigens entwickeltes so genanntes „Responsible Shareholder Value“- Modell. Dabei werden anhand einer ausgewählten Corporate Responsibility (CR)-Maßnahme aus dem Sozialbereich – Investitionen in „Humankapital“ – in systematischer Weise die Übertragungswege im Shareholder Value-Netzwerk aufgezeigt und die Richtungen ihrer Erfolgswirkungen verdeutlicht. Dies folgt der modernen Vorstellung, dass CR-Maßnahmen als Kernkompetenz eines Unternehmens dessen gesamte Wertschöpfungskette oder zumindest einzelnen Teile durchdringen. Gemessen wird der Unternehmenserfolg mittels des Shareholder Value-Kriteriums, also zum Beispiel an der Entwicklung des Aktienkurses oder der Eigenkapitalrendite.

Die Studie will aufzeigen, dass CR-Maßnahmen sowohl in die gängigen Modelle zur Unternehmensbewertung als auch in Unternehmensführungskonzepte integrierbar sind. CR-Maßnahmen haben sich insofern zuerst einer einzelwirtschaftlichen Rentabilitätsprüfung zu unterziehen, von deren Ausgang die Umsetzung jeder einzelnen Maßnahme abhängt. Im Sinne eines Controllings zählt dazu im weiteren Schritt das Monitoring einer solchen Maßnahme, das heißt die laufende Wirtschaftlichkeitsüberwachung nach ihrer Umsetzung.

Das Responsible Shareholder Value-Modell soll so zu einem rationaleren Umgang mit CR-Maßnahmen motivieren. Ziel ist es, CR-Maßnahmen so zu optimieren, dass diese mit den Werten, dem Leitbild und der Strategie eines Unternehmens kompatibel und daher glaubwürdig sind. Das Modell ist auch geeignet, den „Wildwuchs“ unterschiedlicher CR-Maßnahmen zu sortieren, zu fokussieren und gegebenenfalls auch zu eliminieren.

Das Modell zeigt, dass Unternehmensleitungen prinzipiell über ein Instrument zur Validierung und Steuerung von CR-Maßnahmen verfügen können. Auf diese Weise lassen sich CR-Maßnahmen nicht nur gegenüber den Kapitalgebern ökonomisch rechtfertigen. Vielmehr erlaubt es auch eine Priorisierung verschiedener, alternativer CR-Maßnahmen. Dabei kann das Modell allerdings nur Zuordnungs-, nicht aber Verteilungsfragen beantworten. Diese sind von den Unternehmensleitungen im kritischen Diskurs mit Interessengruppen zu klären.

Weitere Informationen bei Prof. Henry Schäfer, Betriebswirtschaftliches Institut der Universität Stuttgart, Lehrstuhl Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Finanzwirtschaft, Tel. 0711/218460-01, e-mail h.schaefer@bwi.uni-stuttgart.de

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Ursula Zitzler idw

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