Stahl und Blech von der Saar für Rekordbrücke

Das Viadukt von Millau ist das wohl eindrucksvollste Beispiel einer Brückenkonstruktion aus Stahl. Am 16.12.2004 wurde das große Viadukt dem Verkehr übergeben und damit die Lücke in der zweiten französischen Nord-Süd-Verbindung A75 geschlossen. Die 2.460 m lange Schrägseilbrücke mit einer Gesamtbauwerkshöhe von 343 m stellt ein Weltrekord im Brückenbau dar. Sie ist damit nicht nur die höchste Brücke der Welt, auf der der Fluss Tarn in einer Höhe von 270 m überquert wird, sondern sie erweist sich auch mit einer Bauzeit von nur 38 Monaten und vergleichsweise geringen Kosten (ca. 400 Mio. €) und der Vorteile, die der Stahl gegenüber Beton hat, als durchaus rekordverdächtig.

Planungen für dieses Ausnahmeprojekt gab es schon Ende der 1980er Jahre. Da die klassische französische Nord-Süd-Verbindung durch das Rhône-Tal in den Sommermonaten ständig überlastet ist, sollte eine zweite Verbindung quer durch das Gebirge Massif Central Abhilfe schaffen. Ziel war es, die Bauzeit zu verkürzen und damit frühzeitig auf die Mauteinnahmen zugreifen zu können. Dabei gab es vor allem ein natürliches Hindernis: das weite Tal des Flusses Tarn in der Nähe des bekannten Städtchens Millau – bekannt vor allem durch seine schier unendlichen Verkehrsstaus im Sommer. Dies veranlasste den französischen Baukonzern Eiffage zusammen mit seiner Tochter Eiffel Construction Métallique zu dem ursprünglichen Entwurf einer vorgespannten Betonbrücke einen Gegenentwurf mit Stahlfahrbahnplatte und Stahlpylonen vorzustellen. 2001 fiel dann die Entscheidung, das Tal durch ein 2.460 m langes Viadukt aus Stahl zu überbrücken.

Innerhalb von 2,5 Jahren wurden fast 43.000 t Stahl von der Dillinger Hütte GTS im Saarland für das Fahrbahndeck, die Pylone und die Montagehilfsstützen geliefert und von Eiffel verarbeitet. Fast die Hälfte des Bauwerks wurde im hochfesten Feinkornbaustahl DI-MC 460 ausgeführt. Durch den speziellen Herstellungsprozess, das thermomechanische Walzen, wurden hohe Festigkeiten in Verbindung mit einer exzellenten Schweißeignung erzeugt. So konnte zum einen auf ein zeit- und kostenintensives Vorwärmen in der Werkstatt verzichtet und zum anderen das Gewicht der Deckkonstruktion verringert werden – ein bei der Montage durch Taktschieben wesentlicher Faktor.

Durch eine kluge Stahlauswahl wurden die Fertigungskosten sowie die Durchlaufzeiten in den Werkstätten reduziert, so z. B. durch die Anwendung von Blechbreiten bis über 4.200 mm und Längen bis 23 m. Dadurch konnte die Schussaufteilung des Decks optimiert werden, ohne zusätzliche Bedarfsstöße einzuplanen. Auch die Anwendung von gestrahlten und geprimerten Blechen stellte sich im Fertigungsablauf als zeit- und kostensparend dar.

Nicht nur das weite Abmessungsprogramm und die besonderen Stahlqualitäten sprechen dabei für Dillinger Hütte GTS. Die Verwendung von Stahl anstatt Beton zeigt weitaus mehr Vorteile auf. So konnte z. B. eine besonders geringe Höhe des Fahrbahntragkastens konstruiert werden, um somit den in 270 m Höhe vorhandenen Windböen möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten.

Durch die Stahllösung konnte zudem eine größere Leichtigkeit und Schlankheit des Fahrbahnträgers erzielt (36.000 t gegen 120.000 t in Beton) und die Anzahl der Schrägseile sowie der Fundamentierung minimiert werden.

Durch die mögliche Vormontage und das Taktschiebeverfahren ist es gelungen, die notwendigen Arbeitsschritte in der Höhe zu verringern und somit für mehr Sicherheit beim Bauen zu sorgen und die Gesamtkosten des Projekts gering zu halten.

Doch nicht nur das Viadukt von Millau wurde aus saarländischem Stahl und Grobblechen gebaut. Auch das Verrières-Viadukt, 20 km nördlich von Millau, eine 720 m lange Verbundbrücke mit 144 m Hauptspann in einer Höhe bis 140 m, wurde aus hochwertigen Grobblechen von der Saar erbaut. Der Querschnitt ist aus einem rechtwinkligen mit Trapezhohlsteifen ausgesteiften Hohlkasten von 7 m Breite und 4.50 m Höhe mit auskragenden Hohlprofilen sowie einer schlaff bewehrten Betonfahrbahnplatte gebildet. Dillinger Hütte GTS lieferte hierfür 4.900 t Grobblech, darunter auch hochfester Feinkornbaustahl DI-MC 460, insbesondere für die stark belasteten Pfeiler. Damit war eine Gewichtsverringerung der Konstruktion möglich und damit eine Optimierung der Montage über Taktschiebeverfahren.

Kontakt:
Dr. Falko Schröter
AG der Dillinger Hüttenwerke
Postfach 1580
66748 Dillingen/Saar
Tel.: 0 68 31/47-3 19 44
E-Mail: info@dillinger.biz

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Dr. Falko Schröter Innovationseinblicke Saarland

Weitere Informationen:

http://www.dillinger.de

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