Innovationspotenziale kleiner und mittlerer Unternehmen besser nutzen

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind eine zentrale Stütze des Innovationsgeschehens in Deutschland. Es ist daher bedenklich, dass vom Ende der 1990er Jahre bis zum Jahr 2003 die Anzahl der erfolgreich innovierenden KMU um rund 10.000 auf 83.000 abgenommen hat.


Eine aktuelle Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und der KfW Bankengruppe im Auftrag des Bundesforschungsministeriums zeigt, welche wirtschaftspolitischen Maßnahmen geeignet wären, um die Rahmenbedingungen für Innovationsaktivitäten von KMU zu verbessern. Dabei trägt die Studie der großen Heterogenität und damit den sehr unterschiedlichen Bedürfnissen der Unternehmen des KMU-Sektors Rechnung, indem sie die KMU des verarbeitenden Gewerbes und der wissensintensiven Dienstleistungsbranchen in fünf große Gruppen zusammenfasst, denen ganz spezifische wirtschaftspolitische Handlungsempfehlungen zugeordnet werden.

Hightech-Startups sind junge Unternehmen (je nach Branche maximal fünf bis zehn Jahre alt) mit einer sehr hohen FuE (Forschung und Entwicklung)-Quote (mindestens 10 Prozent des Umsatzes, im Mittel über 40 Prozent). Im Jahr 2003 gab es in Deutschland rund 5.000 Hightech-Startups. Die größten Herausforderungen im Innovationsbereich sind die Sicherstellung einer ausreichenden Finanzierung sowie die Erschließung von Absatzmärkten für ihre oft durch radikale Innovationen gekennzeichneten Produkte. Für sie ist ein funktionierender Wagniskapitalmarkt sowie eine Entlastung bei den Forschungskosten zentral.

FuE-Dienstleister sind ältere Unternehmen (zumindest fünf Jahre, in der Regel über zehn Jahre alt) mit einer sehr hohen FuE-Quote von 25 Prozent und mehr (im Mittel sogar über 50 Prozent). Zu ihnen zählten im Jahr 2003 etwa 2.000 Unternehmen in Deutschland. Sie sind auf die Nachfrage nach FuE-Dienstleistungen aus der Industrie angewiesen und hängen daher von den FuE-Zyklen in ihren Abnehmerbranchen ab. Problematisch könnte für FuE-Dienstleister die stärkere Förderung von FuE-Kooperationen zwischen Unternehmen und der Wissenschaft sein, falls diese auf anwendungsnahe FuE ausgerichtet ist, denn dann würden Hochschulinstitute und andere Forschungseinrichtungen verstärkt als (subventionierte) Konkurrenten im Markt für FuE-Dienstleistungen auftreten.

Regelmäßig forschende KMU stellen mit rund 29.000 Unternehmen im Jahr 2003 den Kern der technologieorientierten KMU in Deutschland dar. Ihre FuE-Aufwendungen von über drei Milliarden Euro pro Jahr repräsentieren deutlich über 50 Prozent der gesamten FuE-Aufwendungen im deutschen KMU-Sektor. Sie sind die Hauptnutzer der meisten der auf KMU abzielenden innovationspolitischen Programme von Bund, Ländern und EU. Zusätzliche Maßnahmen zur besseren Nutzung der Innovationspotenziale in dieser KMU-Gruppe sollten in erster Linie bei jenen forschenden KMU ansetzen, die als „Grenzproduzenten“ innerhalb dieser Gruppe vor dem Rückzug aus FuE-Aktivitäten stehen, da sie sich aus einer Fortführung von FuE geringere künftige Erträge versprechen. Insbesondere von einer indirekten FuE-Förderung könnten eigenständige Anreize für den Erhalt einer kontinuierlichen FuE-Tätigkeit in diesen Unternehmen ausgehen.

Erfolgreich innovierende KMU ohne regelmäßige FuE-Tätigkeit stellten im Jahr 2003 mit gut 50.000 Unternehmen über die Hälfte aller KMU mit Innovationsaktivitäten. Sie sind typischerweise „imitierend“ innovativ tätig, indem sie Ideen anderer Unternehmen bezüglich Produkten und Prozessen aufgreifen und – oft kundenspezifisch angepasst – im Markt verbreiten. Die Stimulierung der Innovationspotenziale dieser KMU-Gruppe muss mehrere Ziele verfolgen: Erstens gilt es, Anreize für eine kontinuierliche FuE-Tätigkeit zu schaffen. Dies kann beispielsweise durch in die Breite wirkende, indirekte Förderinstrumente sowie durch eine spezifische FuE-Einstiegsförderung (z.B. über Personalkostenentlastung oder nachrangige Kredite) erfolgen. Ein zweites wichtiges Ziel ist die Schaffung von Anreizen für innovierende KMU, aus Innovationsaktivitäten nicht auszusteigen. Hierfür sind neben günstigen Absatzerwartungen vor allem die Verfügbarkeit und der Preis von für Innovationsaktivitäten kritischen Faktoren, insbesondere qualifiziertem Personal und Fremdkapital, entscheidend.

KMU ohne erfolgreiche Innovationen sind aktuell mit fast 55.000 Unternehmen die zahlenmäßig größte KMU-Gruppe. Sie sind im Schnitt kleiner (rund 60 Beschäftigte) und weisen eine niedrigere Profitabilität auf als die anderen KMU-Gruppen. Der größte Teil dieser KMU (85 Prozent) beschäftigte sich innerhalb eines Dreijahreszeitraums weder mit Produkt- noch mit Prozessinnovationen. Positive Absatzerwartungen, steigende Gewinne und die Verfügbarkeit von günstigen Fremdfinanzierungsmitteln sind die zentralen Faktoren für diese KMU, wenn es um die Entscheidung geht, Innovationsaktivitäten aufzunehmen.

Ansprechpartner:
Dr. Christian Rammer
Telefon: 0621/1235-184, Fax: -170, E-Mail: rammer@zew.de

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Katrin Voss idw

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