Deutschland bei Lohnkosten an vierter Stelle im Euro-Raum
Bei den Lohnkosten liegt Deutschland im Euroraum an vierter Stelle hinter Belgien, Frankreich und den Niederlanden. Der Abstand zu dieser Spitzengruppe dürfte 2004 noch gewachsen sein. Die strikte Lohnzurückhaltung in Deutschland birgt mittlerweile Gefahren für die Konjunktur im gesamten Euroraum. Das zeigt eine Untersuchung der europäischen Konjunkturentwicklung im neuen Monats-Report des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung. Der IMK-Report erscheint an diesem Mittwoch erstmalig.
In Deutschland lagen die durchschnittlichen Lohnkosten pro Stunde 2004 konstant bei 24,13 Euro. In Frankreich kostete eine Arbeitsstunde hingegen bereits 2003 durchschnittlich 24,93 Euro, in den Niederlanden waren es 24,31 Euro. Belgien wies mit 26,54 Euro (2002) den höchsten Satz auf. Für die drei Länder liegen noch keine abschließenden Daten für 2004 vor, es gibt aber Hinweise auf weitere Steigerungen. Als Vergleichsbasis verwendet das IMK die gesamtwirtschaftlichen Arbeitnehmerentgelte aus der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. Diese Größe enthält sämtliche Sozialbeiträge und wird im gesamten Euroraum einheitlich ermittelt. Im Unterschied zu anderen Indizes deckt sie alle Sektoren der Wirtschaft ab.
Die mehrjährige Lohnzurückhaltung habe die Konkurrenzfähigkeit der deutschen Exportwirtschaft extrem gestärkt, analysiert der Wissenschaftliche Direktor des IMK, PD Dr. Gustav A. Horn, im IMK-Report. Dagegen blieb die Binnennachfrage schwach und in der Folge die Arbeitslosigkeit vergleichsweise hoch. In anderen Mitgliedsstaaten des Euro-Raumes, etwa in Spanien, sei die Entwicklung gegenläufig verlaufen. Mittlerweile bestünden deshalb zwischen den Euro-Ländern bedenkliche Ungleichgewichte bei außenwirtschaftlicher Bilanz und Inflation. Falls sich die Entwicklung fortsetze, könnten die Löhne im gesamten Euro-Raum unter Druck geraten. Längerfristig denkbar seien Deflation und Stagnation wie in Japan, warnt das IMK. Eine Lockerung der restriktiven Lohn- und Sparpolitik in Deutschland könne aber dazu beitragen, dieses Szenario zu verhindern.
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