Flexibles Refinanzierungsinstrumentarium – Deutscher Verbriefungsmarkt durch Innovationen gekennzeichnet

KfW für Kapitalmarktaktivitäten im zweiten Halbjahr gut aufgestellt

Der Vorstandssprecher der KfW Bankengruppe, Hans W. Reich, hat heute auf der halbjährlichen Kapitalmarkt-Pressekonferenz in London die Ergebnisse der Kapitalmarktaktivitäten des ersten Halbjahres und den Ausblick auf die kommenden Monate präsentiert.

Zum 30. Juni 2005 hat das Institut insgesamt 28,7 Mrd. EUR an den internationalen Kapitalmärkten aufgenommen, und damit mehr als die Hälfte des absehbaren Bedarfs refinanziert. Die zur Jahresmitte regelmäßig vorgenommene Überprüfung der Bedarfskalkulation hat ergeben, dass sich das diesjährige Refinanzierungsvolumen auf rund 45 – 50 Mrd. EUR belaufen wird – im Dezember 2004 war die KfW von 50 – 55 Mrd. EUR ausgegangen. Ursache für diese leichte Anpassung ist zum einen die geringere Ausübung von Kündigungsrechten von KfW-Anleihen. Des Weiteren ist die Kreditnachfrage angesichts der schleppenden Konjunktur in Deutschland nach wie vor eher verhalten, was sich auch auf die KfW auswirkt: Wie schon im ersten Quartal zeichnen sich auch für das zweite Quartal beim inländischen Kreditgeschäft stagnierende Zusagezahlen ab. Definitive Halbjahreszahlen wird die KfW Bankengruppe in der zweiten Juli-Hälfte vorlegen.

Bei ihren Kapitalmarktaktivitäten hat sich die KfW als einer der größten Emittenten Europas etabliert, der sich in den internationalen Kapitalmärkten durch Kontinuität und Verlässlichkeit auszeichnet. „Wir werden als Institut wahrgenommen, das auf rasch sich verändernde Marktgegebenheiten sehr flexibel zu reagieren vermag, regelmäßig mit innovativen Transaktionen aufwartet und die Entwicklung neuer Produkte im deutschen Kapitalmarkt vorantreibt. Diesem Image sind wir auch in den vergangenen Monaten gerecht geworden, etwa mit der ersten Uridashi-Umtauschanleihe, die im Januar 2005 auf Aktien der Deutsche Post AG begeben wurde“, führte Reich aus.

Ziel der KfW ist es, ihren Zugang zu den Kapitalmärkten langfristig sicher zu stellen. Daher hat sie ihre Refinanzierung auf drei soliden Säulen aufgebaut, die sie je nach Bedarf und Markterfordernissen flexibel gewichten kann. Aus der Ersten Säule – den Benchmark-Programmen in EUR und USD – wurden im ersten Halbjahr jeweils zwei dieser großvolumigen Anleihen mit Benchmarklaufzeiten im Globalformat begeben.

Das entspricht rund 44 Prozent des bisherigen gesamten Refinanzierungsvolumens per Ende Juni. Im Verlauf des Jahres plant die KfW noch mindestens eine weitere Anleihe in EUR und USD. Die Benchmark-Programme bilden für den Kapitalmarktauftritt der KfW nach wie vor den wichtigsten strategischen Ansatz. Sie stehen für Kontinuität und Berechenbarkeit des Emittenten.

Im ersten Halbjahr 2005 war an den Kapitalmärkten zunehmendes Interesse an Euro-Emissionen zu beobachten; gleichzeitig wurden Anleihen in „Nicht-Kernwährungen“ stärker nachgefragt als je zuvor. Um dieser Nachfrage zu begegnen, steigerte die KfW ihre Aktivitäten innerhalb der Zweiten Säule – öffentliche Anleihen ohne Benchmark-Charakter – deutlich. So wurden einige sehr interessante Euro-Anleihen mit neuen Strukturen oder hohen Volumina emittiert. Um zudem der wachsenden Nachfrage nach „exotischen Währungen“ gerecht zu werden, wurden unter anderem erstmals auch Anleihen in Türkischen Lira und Mexikanischen Peso begeben. Die KfW geht davon aus, dass Emissionen in den „Emerging Markets“ in der zweiten Jahreshälfte an Bedeutung gewinnen werden. Zur Verbesserung des Sekundärmarkts für ihre Anleihen der Zweiten Säule hat die KfW damit begonnen, die Anleihen im Syndikat zu begeben, was den Wettbewerb bei der Preisstellung im Sekundärmarkt intensiviert. Gleichzeitig wurden die Volumina gesteigert, um eine höhere Liquidität zu gewährleisten. Dies erlaubt es Investoren, KfW-Anleihen auch dann zu kaufen, wenn Anleihen im Primärmarkt auf Grund des Marktumfeldes nicht begeben werden können. Die Produkte der Zweiten Säule, die für große Flexibilität steht, haben mit 43 Prozent bislang einen erheblichen Anteil am Refinanzierungsvolumen.

Ergänzt wird das Refinanzierungsinstrumentarium durch Emissionen aus der Dritten Säule, also maßgeschneiderte Anleihen, die als Privatplatzierungen begeben werden und die bislang 13 Prozent des gesamten Refinanzierungsvolumens ausmachen. Um den sich wandelnden Marktgegebenheiten gerecht zu werden, entwickelt die KfW ihre Instrumente ständig weiter und erweitert ihre Produktpalette. So erwägt sie zurzeit, zusätzlich zu ihren verschiedenen globalen Anleihen auf dem US-Markt maßgeschneiderte Produkte für US-Investoren anzubieten.

Der Vorstandssprecher des Förderinstituts erläuterte zudem aktuelle Entwicklungen im deutschen Verbriefungsmarkt. Dieser differenziert sich zunehmend aus und entwickelt immer mehr innovative Mechanismen, um die Kreditversorgung der Mittelständler zu verbessern. Auch im ersten Halbjahr 2005 hat sich die KfW an der Entwicklung neuer Produkte aktiv beteiligt. Gemeinsam mit der IKB wurden erstmals Akquisitionsfinanzierungen vor allem kleinerer deutscher Unternehmen auf den Kapitalmarkt gebracht (Transaktion SEAS).

Die zweite Transaktion mit der IKB (PROMISE I Mobility 2005) war für den deutschen Verbriefungsmarkt richtungsweisend: Die spätere Ausplatzierung des Kreditportfolios konnte aufgrund der Standardisierung der Kreditvergabe schon im Vorfeld organisiert werden, so dass die verbrieften Kredite an bestehende Kunden zusätzlich vergeben werden konnten. „Um diesen Prozess weiter zu forcieren, ist eine weitgehende Standardisierung des Unternehmenskredits als Voraussetzung für Verbriefung unerlässlich“, unterstrich Reich.

Auch eigenkapitalnahe Unternehmensrisiken werden in Deutschland zunehmend verbrieft. Verschiedene Banken arbeiten an entsprechenden Programmen und werden so dazu beitragen, dass sich eine standardisierte Vergabe und Ausplatzierung von sog. mezzaninen Finanzierungen in Deutschland entwickelt. Die internationalen Kapitalmärkte werden somit immer stärker in die Unternehmensfinanzierung in Deutschland, vor allem in die mittelständischer Unternehmen eingebunden. Die KfW wird den Zugang des Mittelstands zu den Kapitalmärkten durch geeignete Maßnahmen weiterhin unterstützen und begleiten. Diese positive Entwicklung wird auch auf EU-Ebene stärker wahrgenommen und unterstützt. So möchte die Europäische Kommission eine Verbriefungsfazilität in das mehrjährige Strukturprogramm CIP (Competitiveness and Innovation Framework Programme) integrieren. Diese offensive und vorwärts gerichtete Initiative der Kommission findet volle Zustimmung bei der KfW.

Ein weiteres, noch recht junges Segment des deutschen Verbriefungsmarktes ist der True Sale. Hier wird weiter an einer Verbesserung der Rahmenbedingungen gearbeitet, wie beispielsweise an der insolvenzfesten Übertragung von Sicherheiten durch die Einführung eines Refinanzierungsregisters. Das hierfür notwendige Gesetzgebungsverfahren steht inzwischen kurz vor Abschluss. Dieses Gesetz ist in Deutschland nicht nur wichtig für die Verbriefung von Immobilienkrediten, sondern auch, um die Bündelung und Ausplatzierungen von standardisierten Mittelstandskrediten zu ermöglichen. „Zusammen mit anderen Banken haben wir uns für die Entwicklung dieses Marktsegmentes im Rahmen der TSI engagiert – der Markt für echte Verbriefungen in Deutschland wurde angeschoben, und darauf kam es uns an“, so die Bewertung Reichs.

Die KfW sieht sich für die Herausforderungen auf den internationalen Kapitalmärkten auch im zweiten Halbjahr gut gerüstet. Sie verfügt über ein äußerst flexibles Refinanzierungsinstrumentarium sowie über hohe Kompetenz und Kreativität im Verbriefungsmarkt. „Gleichzeitig wollen wir uns jedoch nicht nur mit den Märkten entwickeln. Wir wollen auch Impulse geben, damit die Märkte sich entwickeln, national wie international“, resümierte der Vorstandssprecher.

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Nathalie Drücke presseportal

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