Rentenmarkt: Wenig Phantasie für neue Kursschübe

Im Zuge schwacher Wirtschaftsdaten aus den USA und dem Euroraum sowie eher rückläufiger Inflationszahlen setzten festverzinsliche Wertpapiere bis Ende Mai ihre beeindruckende Rekordjagd fort. Wenngleich diese Entwicklung durch reichlich verfügbare Liquidität verstärkt sein dürfte, deutet die zuletzt beschleunigte Verflachung der Renditestrukturkurven doch auf verbreitete Konjunkturskepsis. Erst als die Notenbanken in den USA und Europa Spekulationen über eine Lockerung ihres Kurses eine Absage erteilten, setzten insbesondere längere Laufzeiten zu einer Korrektur an. Seit dem Juni-Tief stieg die Verzinsung von zehnjährigen US-Papieren um 20 Basispunkte auf aktuell knapp 4,1 Prozent, Bundesanleihen gewannen währenddessen rund 15 Basispunkte auf knapp 3,3 Prozent.

Die Konjunkturdaten aus den USA liefern aktuell ein unscharfes Bild. Auf der einen Seite hielten zuletzt – von wenigen Ausnahmen wie der Produktion im Mai abgesehen – die realwirtschaftlichen Veröffentlichungen nicht mit den Erwartungen Schritt. Auf der anderen Seite senden das Verbrauchervertrauen (im Mai von 97,7 auf 102,2 Punkte gestiegen) sowie erste regionale industrielle Frühindikatoren erneut robustere Signale. Insgesamt dürfte es aber nicht zuletzt angesichts wieder gestiegener Ölpreise noch zu früh sein, bereits auf ein Ende der Wachstumsdelle zu schließen. Der Dollar jedenfalls profitierte davon, dass sich die Konjunkturperspektive zumindest nicht weiter eintrübte und der Zinsvorsprung zehnjähriger US-Staatsanleihen gegenüber den Euroland-Pendants phasenweise auf über 90 Basispunkte anstieg. Der Euro seinerseits geriet über die Zerreißprobe der Währungsunion nach den ablehnenden Volksreferenden zur EU-Verfassung in Frankreich und den Niederlanden unter Druck. Die Schwierigkeiten in der Union werden eher als Grund für eine künftige Wachstumsverlangsamung interpretiert und bestätigen damit die ohnehin recht gedämpfte Expansionsperspektive für die wirtschaftlichen Schwergewichte des Euroraumes. Ein dauerhaftes Anziehen der Binnennachfrage bleibt weiterhin ungewiss, solange sich am Arbeitsmarkt nicht eindeutigere Zeichen für eine Besserung einstellen. In diesem Licht muss sich auch erst noch erweisen, ob die politische Wechselstimmung in Deutschland tatsächlich in positive konjunkturelle Effekte mündet.

In der Summe dürften Bond-Anleger auf Sicht der kommenden Wochen nur ein überschaubares Risiko eingehen, von der Entwicklung der Konjunktur oder der Inflation überrascht zu werden. Als Belastungsfaktor stärker in den Blick rücken könnte aber durchaus der Ölpreis. Fällt er signifikant, so bekommt eine positivere Wirtschaftserwartung Auftrieb; Steigt er weiter (hierzulande durch den schwächeren Euro verstärkt), so zieht das tendenziell erhöhte Inflationssorgen nach sich. Derzeit bleibt die Angst vor nachhaltigen Rückschlägen bei Staatspapieren zwar begrenzt. An die künftige Entwicklung der Renditen längerer Laufzeiten sollten jedoch zugleich realistische Erwartungen gestellt werden. Ein erneuter Kursschub scheint ohne eine deutliche weitere Eintrübung der Konjunkturdaten zunehmend unwahrscheinlich, so dass nach den klärenden Worten der Notenbanken zur Leitzinsperspektive kürzere Laufzeiten vorzuziehen bleiben.

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