Rentenmarkt: Die Unsicherheit hält an

Verstärkte Betonung der Inflationsrisiken durch die US-Notenbank, die Ankündigung seitens asiatischer Zentralbanker in Richtung stärkerer Diversifizierung ihrer Anlagen sowie weiter steigende Rohstoffpreise haben Bond-Anleger für einige Wochen in die Defensive gedrängt. Seit Mitte März senden insbesondere längere Laufzeiten wieder freundliche Signale aus. Zehnjährige US-Anleihen sind aktuell bis auf 40 Basispunkte, Bundesanleihen gleicher Laufzeit bis auf 10 Basispunkte an die Februar-Tiefstände herangerückt. Im Vergleich zum Jahresbeginn hat sich die US-Renditestrukturkurve dabei getrieben vom kurzen Ende deutlich verflacht und insgesamt nach oben geschoben. Die Verzinsungen deutscher Staatspapiere liegen dagegen über die gesamte Kurve hinweg leicht unter den Jahresanfangsständen und reflektieren damit die insgesamt deutlich höheren Wachstumsbelastungen im Euroraum.

Jenseits des Atlantiks übernehmen – im Zuge nachlassender Steuerimpulse für den Konsum – zunehmend die Unternehmensinvestitionen die Rolle des Taktgebers (ISM Index im März 55,2 nach 55,3 Punkte, Komponente Neuaufträge wieder deutlich verbessert). Das erreichte hohe Niveau der Konsumnachfrage trägt derweil zu hohen Importen und Rekordständen beim Leistungsbilanzdefizit (im Februar 61 Mrd. Dollar) bei. Daneben haben insbesondere teurere Rohstoffe und dollarbedingt höhere Einfuhrpreise die US-Produzentenpreise im März auf 4,7 (nach 4,2) Prozent gegenüber dem Vorjahr beschleunigt und damit die Inflationssorgen der Bondanleger erneut auf die Tagesordnung gebracht. Die US-Zentralbanker hatten bereits zuvor ihre neutrale Beurteilung der Inflationsperspektive unter die Bedingung angemessener Notenbankpolitik gestellt und damit implizit auch eine Verschärfung des geldpolitischen Kurses nicht ausgeschlossen (nächste FOMC-Sitzung am 03. Mai). Neben zumindest zum Teil gedämpften Inflationsbefürchtungen haben nicht zuletzt einige schwächer als erwartet ausgefallene US-Wirtschaftsdaten (u.a. Arbeitsmarktbericht und Einzelhandelsumsätze vom März) wieder verstärktes Kaufinteresse für länger laufende Staatstitel geweckt.

Während bisher insgesamt nur geringe Zweifel an der relativen Robustheit der US-Wirtschaft bestehen, dominieren für den Euroraum ungeachtet eines im Vergleich zum vierten Quartal voraussichtlich besseren Anfangsquartals 2005 die vorsichtigen Töne. Zuletzt haben die EU-Kommission und der IWF ihre Euroland-Prognosen für 2005 auf 1,6 (Deutschland: 0,8) Prozent reduziert. Vor allem begrenzte Arbeitsmarkteffekte dürften einer nachhaltigen Belebung der Binnenkräfte noch entgegenstehen. Entsprechenden Druck signalisieren die März-Konjunkturindikatoren wie Euroland-Sentimentindex (minus 1,4 auf 97,4 Punkte) oder NTC Einkaufsmanagerindex (50,4 nach 51,9 Punkte). Das Preisklima in der Eurozone präsentiert sich im internationalen Vergleich gemäßigt. Dennoch dürfte auch die EZB eine Normalisierungsstrategie bei den Leitzinsen verfolgen und damit zur Unsicherheit beitragen. Für Neuanlagen in kürzeren Laufzeiten spricht daher vor allem der Vorteil höherer Anlagebeweglichkeit.

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Jürgen Pitzer presseportal

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