Modernes Unternehmertum

Das verbreitete Bild vom heldenhaften, einsamen Unternehmer ist ein Mythos! Die neue Accenture-Studie „Liberating the Entrepreneurial Spirit“ sieht in echtem Unternehmertum nicht die einsame Jagd nach Erfolg, sondern ein hochgradig kooperatives Verhalten. Es ist von entscheidender Bedeutung für jede Nation oder Organisation, gleich welcher Größe. Die Studie „Liberating the Entrepreneurial Spirit“ – den Unternehmergeist befreien – ist das Ergebnis eines 18-monatigen Projekts, das Accenture, die weltweit führenden Unternehmensberatung für Management und Technologie, jetzt abgeschlossen hat. Untersucht wurden die unterschiedlichen Wahrnehmungen und Ansätze in Bezug auf unternehmerisches Denken und Handeln sowie die jeweiligen Auswirkungen auf Organisationen in der Privatwirtschaft, im öffentlichen sowie im Nonprofit-Bereich. Damit deckt die Accenture-Studie im Gegensatz zu bisherigen Untersuchungen mit ihrem Schwerpunkt auf Start-ups und kleine Firmen eine große Bandbreite ab und konzentriert sich auf größere Organisationen. Grundlagen sind neben den Interviews mit 880 Führungskräften aus 22 Ländern umfassende Erfahrungen mit Accenture-Kunden und Chief Executive Officers, mit Politikern und anderen meinungsbildenden Gruppen sowie eine erschöpfende Analyse wirtschaftlicher Daten und weiterführender Recherchen.

Kooperation statt Einzelkämpfertum

Laut Studie sehen Führungskräfte ein funktionierendes „Unternehmertum“ als wichtigste Voraussetzung für den Geschäftserfolg an. Für überwältigende 95 Prozent ist es der entscheidende Punkt. Doch in der Umsetzung gibt es zwiespältige Meinungen. Deutlich wird dies in der Frage nach mehr Handlungsspielraum für die Mitarbeiter: Während 70 Prozent der Interviewpartner mangelnden Unternehmergeist der Belegschaft beklagen, befürchtet gleichzeitig die Hälfte, dass sie zuviel davon entwickeln könnte. Sehr viel mehr Vertrauen setzen die Führungskräfte in ihre eigenen Fähigkeiten: 89 Prozent sagen von sich, sie handelten unternehmerisch.

„Unternehmergeist ist zu einem Schlüsselbegriff für Führungskräfte und Politiker geworden“, erklärt Accenture-Partner Wolfgang Gattermeyer. „Viele beschränken ihn fälschlicherweise auf Start-up-Unternehmen und kleine Firmen. Doch auch größere Organisationen müssen den Unternehmergeist fördern, wenn sie im 21. Jahrhundert überleben wollen.“ Gattermeyer betont zudem: „Führungskräfte müssen den Menschen Selbstvertrauen für unternehmerisches Handeln vermitteln, ohne Angst vor Fehlern zu haben. Der potenzielle Nutzen ist immens, während mangelndes unternehmerisches Verhalten ernste Konsequenzen für Wirtschaft und Gesellschaft haben kann.“

Die Accenture-Studie reklamiert einen neuen Führungsstil für ein echtes unternehmerisches Umfeld. Im Mittelpunkt sollten Kooperation und effektives Teamwork stehen, anstelle Einzelkämpfertum zu fördern.

Führungskräfte in Deutschland: ambivalent

Führungskäfte in Deutschland betrachten unternehmerisches Denken und Handeln als Domäne der Privatwirtschaft; interessanterweise nannte keiner der Befragten den Nonprofit-Bereich als geeignetes Spielfeld. Neuen Arbeitsmethoden stehen sie sehr positiv gegenüber – 87 Prozent bestätigen die Unterstützung hierfür – und nur 30 Prozent halten ihr Unternehmen für risikoscheu (globaler Durchschnitt: 44 Prozent). Dennoch sehen 70 Prozent der Interviewpartner aus Deutschland den Unternehmergeist durch strukturelle und bürokratische Probleme behindert (global: 59 Prozent).

Ambivalent ist auch die Wahrnehmung von unternehmerischem Handeln: Während alle Befragten in Deutschland das Unternehmertum als positive gesellschaftliche Kraft einschätzen, denkt mehr als die Hälfte, eine absolut freie Marktwirtschaft verursache soziale Spannungen. Über 80 Prozent glauben, dass sie Arbeitsplätze gefährdet. Die Quote zu diesem Aspekt liegt um mehr als das Doppelte über dem globalen Durchschnitt (36 Prozent). Den besten Weg für die Förderung von Unternehmertum sehen fast alle Interviewpartner aus Deutschland in der Kooperation zwischen Politik, Erziehungswesen und Wirtschaft.

Unternehmertum, vielfältig wie die Welt

Im Vergleich der Länder und Unternehmen gibt es bemerkenswert wenig Übereinstimmung über das Wesen von Unternehmertum. So denken zum Beispiel 70 Prozent der befragten Führungskräfte in Japan, dass eine unternehmerisch ausgerichtete Gesellschaft „gierig“ sei (global nur 31 Prozent). Keine Übereinstimmung auch darin, welche Organisationen als unternehmerisch einzustufen seien – es wurden Hunderte unterschiedlicher Beispiele aufgezählt und 17 Prozent aller Befragten nannten gar keine.

Barrieren auf dem Weg zu unternehmerischem Handeln macht die Accenture-Studie in der negativen Einschätzung von Erfolg aus, in der Weigerung, einem Trend zu folgen oder in der Aversion gegen Risiko und Misserfolg. Zu den Kernergebnissen zählt, dass drei Kriterien dem Unternehmergeist Flügel verleihen, unabhängig vom Standort: Kapital, unterstützende rechtliche und steuerliche Rahmenbedingungen sowie eine positive soziale und kulturelle Einstellung zum Unternehmertum. Entscheidend seien jedoch sozial und kulturell geprägte Überzeugungen: Organisationen müssten sie verstehen und respektieren, um die jeweils passende Form für die Schaffung eines unternehmerischen Klimas zu finden – „Liberating the Entrepreneurial Spirit“.

Hinweis:

· Die Studie definiert Unternehmertum als Schaffung von Werten durch die Zusammenarbeit von Menschen und Organisationen mittels Kreativität, Motivation und Risikobereitschaft. Sie schildert Beispiele unternehmerisch ausgerichteter Firmenkulturen, etwa bei BP, 3M und Sony sowie anderen, die weniger mit Innovation und Kreativität in Zusammenhang gebracht werden.

Im Auftrag von Accenture befragte das unabhängige Marktforschungsinstitut Opinion Leader Research per Telefon insgesamt 880 board-level Führungskräfte von Organisationen unterschiedlicher Größe aus Privatwirtschaft (440, darunter 110 dot.coms), öffentlicher Hand (220) und dem Nonprofit-Bereich (220). Zeitraum: August/September 2000. Die Interviewpartner stammen aus 22 Ländern, repräsentativ für die weltweit wichtigsten Wirtschaftszentren: Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Kanada, Frankreich, Deutschland, Indien, Italien, Japan, Malaysia, Mexiko, den Niederlanden, Polen, Singapur, Südafrika, Südkorea, Spanien, Schweden, Taiwan, Großbritannien und den USA.

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Sonja Fink Presse

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