Automobilindustrie – Zulieferer sorgen für jeden dritten Arbeitsplatz

Der Automobilbau ist mit 717.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach wie vor eine Schlüsselbranche der deutschen Industrie. Auch die Zulieferer sind, anders als häufig vermutet, in den vergangenen Jahren keineswegs massenweise an billigere Standorte abgewandert – im Gegenteil: Seit 1995 hat ihre Beschäftigtenzahl um mehr als 20 Prozent zugelegt.

Im Jahr 2003 produzierten knapp 215.000 Arbeitnehmer Zubehör und Kraftwagenteile; weitere gut 40.000 Mitarbeiter fertigten Karosserien und Aufbauten. Damit sorgten die Zulieferer für jeden dritten Job in der Automobilbranche. Noch gar nicht mit einberechnet sind hierbei die Vorleister aus anderen Industriebereichen wie etwa der Kunststofferzeugung oder dem Maschinenbau. Zentren der Teile- und Zubehörhersteller sind der Großraum Kassel mit gut 19.000 Beschäftigten, die Region Stuttgart mit 18.500 und das Saarland mit fast 17.000 Mitarbeitern.

Derzeit ist das dichte Lieferantennetz in den deutschen Autoregionen mit circa 5.500 Unternehmen noch ein entscheidendes Argument für den Standort D: Die Herstellung etwa in China ist trotz weit geringerer Löhne kaum billiger als hierzulande, da wichtige Komponenten über große Entfernungen importiert werden müssen. Die auf pünktliche Lieferung von Einbauteilen abgestimmte Fertigung lässt sich am besten durch die räumliche Nähe der wichtigsten Zulieferfirmen gewährleisten – das Ergebnis ist ein industrieller Cluster der Fahrzeugindustrie. Zwar stellen die Lieferanten zunehmend ganze Komponenten wie Kabelbäume samt Elektrik her und lassen selbst Teile dafür aus Kostengründen auch im Ausland fertigen. So lange aber die eigentlichen Kfz-Hersteller noch in Deutschland ihre Produktionsstätten haben, steht wegen der Cluster-Vorteile kein Exodus der Zulieferindustrie bevor.

Media Contact

Dr. Klaus-Heiner Röhl, Institut d. dtsch. Wirtschaft

Weitere Informationen:

http://www.iw-koeln.de

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