Unternehmensgründungen in Deutschland – Strohfeuer durch Ich-AGs?

Im Jahr 2003 ist die Anzahl der neu gegründeten Unternehmen in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozent gestiegen. Der wesentliche Grund für die deutliche Zunahme der Unternehmensgründungen ist die Einführung des Existenzgründungszuschusses für Arbeitnehmer (Ich-AG) und die starke Nutzung des Überbrückungsgeldes.

Vor allem in den Branchen Handel, konsumnahe Dienstleister (beispielsweise Gastgewerbe) und Baugewerbe kann von einem hohen Einfluss dieser arbeitspolitischen Maßnahmen ausgegangen werden. Dies ist das Ergebnis der aktuellen halbjährlichen Untersuchung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, zum Gründungsgeschehen in Deutschland (Gründungsreport).

Erstmals seit 1999 ist damit die Anzahl der Unternehmensgründungen nicht weiter zurückgegangen. Ein höheres Gründungsaufkommen ist in allen Branchen zu beobachten. Der Zuwachs an Gründungen ist in Westdeutschland mit neun Prozent deutlich höher als in Ostdeutschland. Dort beträgt der Anstieg rund 4,5 Prozent. Aufgrund der starken Zunahme der arbeitspolitisch geförderten Gründungen ist eine Strukturverschiebung hin zu kleinen, nicht-technologie- und -wissensintensiven Gründungen in der Rechtsform einer Personengesellschaft erkennbar.

Die Zunahme der Anzahl der Gründungen ist mit 13 Prozent im Handel am größten. Sie ist hauptsächlich auf den Versandhandel zurückzuführen, wo die Gründungen um fast 60 Prozent zugenommen haben. Die in absoluten Zahlen meisten Gründungen im Handel gibt es jedoch im Facheinzelhandel für Fotoerzeugnisse und Computer.

Im Sektor der konsumnahen Dienstleister ist die Anzahl der Gründungen im Jahr 2003 im Vergleich zum Vorjahr um etwa fünf Prozent gestiegen. Überdurchschnittlich stärker gestiegen ist dabei die Anzahl der im Grundstücks- und Wohnungswesen gegründeten Unternehmen. Auf dem Gebiet der Erwachsenenbildung haben sich allem Anschein nach die Gründungsbedingungen im vergangenen Jahr ebenfalls verbessert, da auch hier die Anzahl der Unternehmensgründungen stark zunahm.

Im Sektor der unternehmensnahen Dienstleister ist die Anzahl der Unternehmensgründungen um etwa fünf Prozent gestiegen. Dabei konzentriert sich das Interesse der Gründer besonders auf die Geschäftsfelder Datenverarbeitungsdienste und damit verbundene Tätigkeiten. Im produzierenden Gewerbe nahm die Anzahl der Gründungen um rund sieben Prozent zu. Das produzierende Gewerbe ist in vielen Bereichen durch eine hohe Kapitalintensität gekennzeichnet, weshalb es dort – Teile des Baugewerbes ausgenommen – kaum Ich-AG-Gründungen gibt.

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Diana Heger, Telefon: 0621/1235-382, Fax: -170, E-Mail: heger@zew.de

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