Die Green-Card-Initiative steht in Indien hoch im Kurs

Die Green-Card-Initiative der Bundesregierung stößt bei indischen IT-Fachleuten auf große Resonanz. Etwa 65% der indischen Spezialisten aus der Informationstechnikbranche könnten sich vorstellen, vorübergehend nach Deutschland zu emigrieren. Zu diesem Ergebnis kommt eine empirische Erhebung des Lehrstuhls für Soziologie an der Universität Hohenheim, die Katja Fiedler unter indischen IT-Fachleuten durchgeführt hat.

Generell herrscht in Indien ein sehr hohes Interesse an der Green-Card-Initiative. Dementsprechend verwundert es nicht, daß unter den bisher vergebenen Green-Cards die Inder die mit Abstand größte Gruppe stellen, deutlich vor Russen, Rumänen und Tschechen.

Gehört von der Initiative haben über 95% der indischen IT-Spezialisten, interessiert an Details sind knapp 80%. Allerdings gibt es noch Defizite, was die Informationspolitik angeht. Über die Hälfte der indischen Spezialisten kennt weder die Rahmenbedingungen noch die Details der Initiative.

Für die Green-Card sprechen aus Sicht der Inder vor allen finanzielle Aspekte sowie die sozialpolitischen Rahmenbedingungen in Deutschland. Ferner werden bessere Berufschancen, ein höherer Lebensstandard sowie die deutsche Kultur als wesentliche Attraktionspunkte der Green-Card-Initiative betrachtet.

Besondere migrationsfördernde Faktoren bilden die unterschiedlichen politischen und sozialen Bedingungen beider Länder. Mehr als 87% der indischen Computer-Fachleute bringen explizit ihre Unzufriedenheit mit den politischen und sozialen Bedingungen ihres Heimatlandes zum Ausdruck; gleichzeitig vermuten über die Hälfte der Fachleute einen sehr viel höheren und vor allen deutlich attraktiveren sozialpolitischen Standard in Deutschland. Diese unterschiedlichen Rahmenbedingungen bilden einen ganz wesentlichen „Push-Faktor“ für die vorübergehende Auswanderungsbereitschaft.

Migrationshemmende Faktoren bilden unter indischen Computerspezialisten interessanterweise nur eine untergeordnete Rolle. Weder der mögliche Mangel an sozialen Kontakten, weder das Fehlen hinduistischer Zentren noch die Ausländerfeindlichkeit gelten als gravierende Hemmnisse, nach Deutschland zu kommen. Selbst das Thema „deutsche Sprache“ wird als recht unproblematisch eingestuft, da die Mehrheit der Befragten das Deutsche wegen der gemeinsamen indogermanischen Sprachwurzel als relativ leicht erlernbar betrachtet oder aber glaubt, mit Englisch-Kenntnissen zurechtzukommen.

Besonders aufschlussreich an der Studie ist der Befund, dass lediglich 22% der indischen Computerspezialisten die Deutschen für ausländerfeindlich halten, die überwiegende Mehrheit von ca. 60% dagegen an ein positives Bild der Deutschen gegenüber Ausländern glaubt. Selbst Rüttgers Postkartenaktion unter dem Motto „Kinder statt Inder“ hat das Deutschlandbild der indischen Spezialisten nicht wesentlich beeinträchtigt. Die große Mehrheit der indischen Fachleute hält die Postkartenaktion für eine politische Kritik am deutschen Bildungssystem und nicht als Ausdruck einer allgemeinen Fremdenfeindlichkeit.

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Klaus H. Grabowski idw

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