Rentenmarkt: Gestiegenes Korrekturpotenzial

Die gegen Mitte vergangenen Jahres auflebende Befürchtung, dass ein höheres Expansionstempo der Weltwirtschaft und am Horizont aufziehende Teuerungsgefahren alsbald die Notenbanken auf den Plan rufen würden, war rückblickend verfrüht. Bereits seit Ende November befinden sich die Verzinsungen länger laufender Anleihen beidseits des Atlantik wieder im Rückwärtsgang, der zuletzt vor allem durch verstärkte konjunkturelle Zweifel und den Safe Haven-Effekt nach den Terroranschlägen von Spanien nochmals beschleunigt wurde. Allein seit Jahresbeginn sank die Rendite zehnjähriger Treasuries um 50 Basispunkte auf 3,76 Prozent, die von Bundesanleihen um gut 35 Stellen auf 3,90 Prozent.

Insbesondere die schleppende Entwicklung am Arbeitsmarkt beflügelte die Anleihekurse. Auch die US-Notenbank schwächte auf ihrem letzten Treffen die Einschätzung zur Beschäftigungssituation ab und lieferte damit der Erwartung, dass die Leitzinsen noch geraume Zeit niedrig bleiben, neue Nahrung. Zudem ist inzwischen die Liste der Indikatoren, die einen etwas moderateren Takt des internationalen Wachstumsmotors USA signalisieren, länger geworden. Sie reicht von den ISM-Einkaufsmanagerumfragen über das Verbrauchervertrauen bis hin zu realwirtschaftlichen Daten wie den Industrieaufträgen. Angesichts der noch immer deutlichen Zuwächse (+7 bzw. +2,7 Prozent gegen Vorjahr) handelt es sich aber zunächst nur um eine Beruhigung auf hohem Niveau.

Im Gegensatz dazu ist der konjunkturelle Trend der „großen Drei“ Eurolands weniger gefestigt. Die Produktions- und Auftragseingangsdaten fallen im Großen und Ganzen enttäuschend aus und lassen nur einen flachen Trendanstieg erkennen. Zudem signalisieren exemplarisch für Deutschland der rückläufige IFO- und der ZEW-Index (März: 57,6 nach 69,9 Punkte), dass die entstandene Lücke zwischen Erwartungen und aktueller Lagebeurteilung offenbar in erster Linie durch eine Rücknahme der Erwartungen geschlossen wird. Die – wenngleich nur wenige Zehntel – geringeren gesamtwirtschaftlichen Prognosen von Forschungsinstituten passen in dieses Bild.

Also grünes Licht für Engagements am Rentenmarkt, zumal akute Teuerungsgefahren nicht auszumachen sind? Einiges spricht dafür, vorsichtig zu agieren. Die Konsumstimulanz im US-Wahljahr steht dem Volumen aus dem Fiskaljahr 2003 kaum nach und zudem sind weitere Fortschritte der Investitionskonjunktur mit entsprechend positiven Effekten für die Weltwirtschaft wahrscheinlich. Zinssenkungen in den USA oder Euroland sollten vor diesem Hintergrund noch immer nur die Ultima Ratio der Notenbanken bleiben. Ebben zudem die Treasury-Käufe asiatischer Zentralbanken – allen voran Japan und China – etwas ab, steigt das Korrekturrisiko weiter. Es empfiehlt sich daher, kürzeren Laufzeiten auf Sicht den Vorzug zu geben.

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Stefan Steib LRP

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