130.000 IT-Arbeitsplätze durch Offshoring bedroht

Studie sagt Auslagerung in Billiglohnländer voraus

Die deutsche IT-Branche ist durch Offshoring und mangelnde Ausbildung massiv bedroht. Die ergab eine Studie der deutschen Management-Beratungsfirma A.T. Kearney, die gestern, Mittwoch 18.02.04, vorgestellt wurde. 130.000 Arbeitsplätze würden der Branche in den nächsten drei Jahren verloren gehen, so der Tenor der Studie, wenn keine Gegenmaßnahmen zur Auslagerung der niedrig qualifizierten Tätigkeiten in Billiglohnländer getroffen werden.

„Gerade personalintensive Funktionen werden zunehmend ins billigere Ausland verlagert“, so Dirk Buchta, Vizepräsident der strategischen IT bei A.T. Kearney. „Mit Offshoring lässt sich allein bei deutschen Unternehmen ein jährliches Einsparungspotenzial von rund zwei Mrd. Euro realisieren“. In den USA werden bereits jetzt 20 Prozent des gesamten IT-Budgets ins Ausland verlagert, für Deutschland geht Buchta davon aus, das der jetzige Anteil von fünf Prozent sich innerhalb der nächsten Jahre ans nordamerikanische Niveau angleichen wird.

Gründe für die zunehmenden Auslagerungen von Funktionen, die nicht zum eigentlichen Kerngeschäft gehören, sind laut der Studie vor allem in den knappen Budgets und gewachsenen Sparzwängen der IT-Unternehmen zu suchen. Fast alle deutschen Unternehmen würden derzeit über Offshoring-Szenarien nachdenken, 80 Prozent hätten allerdings noch keine konkrete Strategie entwickelt. Außerdem stünde ein Drittel aller Firmen Auslagerungen ins Ausland skeptisch gegenüber. „Das gibt den deutschen IT-Dienstleistern eine Gnadenfrist“, so Buchta.

Diese ist allerdings nicht allzu großzügig bemessen: Schon jetzt drängen international tätige Offshoring-Anbieter aktiv in den deutschen Markt und versuchen, mittels bewährter Methoden und Modelle Wachstumsziele von 20 Prozent und mehr zu erreichen. Als Reaktion auf diesen Trend schlägt Buchta Innovation und situationsgerechte Qualifikation der Arbeitskräfte vor, wodurch die Anzahl der exportierten Arbeitsplätze wieder kompensiert werden könne.

Dazu müsste jedoch auch die gegenwärtige Informatikausbildung geändert werden: „Die gängigen Studienpläne von Informatik-Studiengängen beziehen sich zu 60 Prozent auf Inhalte, die bedingt durch Offshoring am deutschen IT-Arbeitsmarkt kaum noch nachgefragt werden“. Als Lösung schlägt der Experte eine stärkere Fokussierung auf eine innovationsorientierte interdisziplinäre Informatikausbildung vor, die auch Managementfähigkeiten integriere.

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Barbara Oberrauter pressetext.deutschland

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