Rentenmarkt: Kurze Laufzeiten bleiben Trumpf

Zur Mitte des vergangenen Jahres noch führten verbesserte Konjunkturerwartungen im Fahrwasser einer Tritt fassenden US-Wirtschaft bei gleichzeitig steigenden Defiziten der öffentlichen Hand zu einem Renditeschub. Auch hierzulande legte die Verzinsung zehnjähriger Staatstitel innerhalb von drei Monaten um nicht weniger als einen Prozentpunkt zu. Seit November allerdings bewegen sich die Renditen beidseits des Atlantiks ungeachtet der vielfach als Signal für eine näher rückende Leitzinswende in den USA gewerteten Veränderung in der Formulierung der FOMC-Haltung in einem intakten Abwärtstrend. Per saldo gab die Verzinsung zehnjähriger Treasuries seit Jahresbeginn um rund 30 Basispunkte auf 4,06 Prozent nach während Bundesanleihen rd. 15 Basispunkte auf 4,11 Prozent verloren.

Für phasenweise Kauflaune bei Festverzinslichen sorgten nicht zuletzt auch einige schlechter als erwartet ausgefallene volkswirtschaftliche Veröffentlichungen aus den USA. Dazu zählten in erster Linie schwache Arbeitsmarktdaten, die Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes im vierten Quartal sowie die Neuaufträge dauerhafter Güter im Dezember. Anlass, die Expansionsdynamik der Weltwirtschaft und insbesondere des Zugpferdes USA erheblich kritischer als noch vor einiger Zeit einzuschätzen, ergibt sich daraus allerdings derzeit nicht. Im Gegenteil bestätigen sich im Vorjahresvergleich die grundlegenden Wachstumstrends. Dies signalisiert auch die jüngste Heraufsetzung der BIP-Prognose auf 4,5 bis 5,0 Prozent für 2004 seitens der amerikanischen Notenbank, zumal auf Sicht beim nach wie vor trotz schwacher Autokäufe überaus robusten privaten Verbrauch dank Steuerrückerstattungen und weiterer finanzieller Entlastungsversprechen im Vorfeld des US-Wahlkampfes Rückschläge wenig wahrscheinlich sind. Demgegenüber präsentiert sich das heimische Konjunkturbild weiterhin gespalten. Die Binnennachfrage stagniert hartnäckig, während die Produktionsseite im vierten Quartal im Gefolge des florierenden Außenhandels Akzente zu setzen vermochte. Angesichts des weiter festen Euro verstärken sich allerdings die Sorgen vor möglicherweise notwendigen Abstrichen an den Expansionserwartungen für das laufende Jahr.

Während vor diesem Hintergrund in Euroland Befürchtungen vor Satzanhebungen zunächst eher gering bleiben dürften, spricht trotz des aktuell entspannten Preisumfeldes (US-Kernrate bei nur noch knapp über 1 Prozent) nicht zuletzt der konjunkturelle Fortschritt dafür, dass die Nutzung des neugewonnenen zinspolitischen Spielraums der Fed allmählich näherrückt. Eine Entkoppelung Europas bei längeren Laufzeiten ist kaum zu erwarten, so dass kurzfristig die Käufe von Dollar-Papieren seitens asiatischer Notenbanken im Rahmen von Deviseninterventionen auch den Renditeanstieg in Euroland begrenzen dürften. Unter Chance/Risiko-Aspekten spricht jedoch einiges für Anlagen in kurzen Fristigkeiten, um bei der auf Sicht anstehenden Zinswende flexibler agieren zu können.

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Stefan Steib LRP

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