Wege zur integrierten Wirtschaftsförderung
Strategie, Organisation und IT-Lösungen
Das World-Wide-Web entfaltet seinen größten Nutzen manchmal nicht in der großen, weiten Welt, sondern „vor Ort“ in der Region. Wie regionale Wirtschaftsförderung sich strategisch ausrichten und organisieren sowie Internetportale nutzen kann für Information, Wissensmanagement und Marketing war Thema der Tagung „Wirtschaftsförderung als integrierte Dienstleistung“ am 10.02.2004 im Institut Arbeit und Technik (IAT) in Gelsenkirchen. Präsentiert wurden Ergebnisse des zweijährigen BMBF-Projektes „Wirtschaftsförderung als wissensbasierte Dienstleistung“, in dessen Rahmen Pilotanwendungen für den Rheinisch-Bergischen Kreis sowie für die Stadt Gelsenkirchen entwickelt wurden.
Das im IAT-Forschungsschwerpunkt „Innovative Räume“ entwickelte Konzept der Wirtschaftsförderung geht im Kern davon aus, an die in der Region vorhandenen Kompetenzen anzuknüpfen, den Standort danach zu profilieren und Netzwerke zu knüpfen bzw. auf diese zurückzugreifen. In der Praxis ist das allerdings nicht so einfach – wie auch die Diskussion auf der Tagung zeigte. Wirtschaftsförderung wird immer noch mehr reaktiv, am Tagesgeschäft orientiert betrieben, weniger als aktives, strategisches Handlungsfeld. Auch bringt nicht jede Region das Potenzial für die Entwicklung von Kompetenzfeldern mit oder die Kompetenzen vor Ort verteilen sich auf mehrere Kommunen, was eine sehr flexible Zusammenarbeit auf regionaler Ebene erfordert.
Wie die „Wirtschaftsförderung der Zukunft“ aussehen könnte, schilderte PD Dr. Dieter Rehfeld, Leiter des IAT-Forschungsschwerpunktes „Innovative Räume“. Auf dem Weg zur Realisierung der Vision lauerten allerdings etliche Fallstricke. Prof. Dr. Jürgen Stember von der Hochschule Harz erläuterte IT-Instrumente, eGovernment und Organisationswandel bei der strategischen Wirtschaftsförderung. Er hob hervor, dass künftig eGovernment und Bürokratieabbau zu den wichtigen Wettbewerbsprofilen einer Region zählen werden.
Wie vergleichende Untersuchungen, die das IAT bei mehreren
Wirtschaftsförderungseinrichtungen im In- und Ausland vorgenommen hat, zeigen, werden die Möglichkeiten informationstechnischer Instrumente in der Wirtschaftsförderung noch kaum ausgenutzt. Meist steht die Vermarktung der Region nach außen im Vordergrund, außerdem gibt es meist isolierte Datenbanksysteme mit enormem Aufwand für Informationsbeschaffung und -verarbeitung. Integrierte IT-Lösungen für Wirtschaftsförderer, mit denen die Region gemäß der Wirtschaftsstruktur sowie ihren Kompetenzfeldern entwickelt werden kann und die im Idealfall sogar ein Wissensmanagement für die Region unterstützen, fehlen bisher am Markt.
Im Rahmen des Projektes wurden deshalb für zwei Pilotstandorte strategische Konzepte entwickelt und informationstechnisch umgesetzt: Das Einzelhandelsinformationssystem in Gelsenkirchen umfasst Informationen für Investoren und Gewerbetreibende sowie für Politik und Verwaltung, ein Flächenmonitoring, Instrumente zur Steuerung des Branchenmixes, die Zusammenführung von Informationsbeständen der unterschiedlichen Akteure sowie Serviceleistungen wie z.B. Kooperationsbörsen. Bei den lokalen Akteuren besteht bereits großes Interesse diese Lösung umzusetzen, zum so den Wirtschaftsstandort Gelsenkirchen voranzubringen.
Bei der Rheinisch-Bergischen Wirtschaftsförderung (RBW) sollen mit dem Projekt „impuls-50plus“ regionale Branchennetzwerke aufgebaut werden. Strategie ist, die Region angesichts eines stetig abnehmenden Gewerbeflächenangebots und eines überproportional hohen Anteils von Senioren als führenden Standort für altersspezifische Dienstleistungen und Produkte zu etablieren. Ergänzend zu den wirtschaftlichen und beschäftigungsrelevanten Vorteilen verspricht sich die RBW soziale Vorteile: Ältere Menschen könnten bei Vorhandensein besonders umfassender Serviceleistungen wesentlich länger im gewohnten Wohnumfeld ein selbst bestimmtes Leben führen.
Die Erprobung des im Rahmen des Projektes entwickelten Konzepts zur Wirtschaftsförderung wird an beiden Pilotstandorten fortgeführt. Die Erfahrungen aus dem Projekt und Erkenntnisse aus weiteren regionalwirtschaftlichen Analysen und Konzepten für die Wirtschaftsförderung werden demnächst als Buch bei Nomos veröffentlicht.
Weitere Informationen: Brigitta Widmaier, Tel. 0209/1707-127, Stefan Gärtner, Tel. 0209/1707-164
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