Bilanz 2003 zur Chancengleichheit

Bundesregierung und Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft legen erste gemeinsame Bestandsaufnahme vor

Heute stellten in Berlin die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Christel Riemann-Hanewinckel, und der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Dr. Reinhard Göhner, eine erste Bilanz der Vereinbarung zur Förderung der Chancengleichheit von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft vor. Diese Vereinbarung wurde zwischen der Bundesregierung und den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft im Jahr 2001 geschlossen.

Eine hochrangig und paritätisch besetzte Gruppe aus Politik und Wirtschaft, die von der Parlamentarischen Staatssekretärin Riemann-Hanewinckel geleitet wurde, begleitete und überprüfte für die erste Phase die Umsetzung der Vereinbarung in Hinblick auf die Ausbildungsperspektiven und die beruflichen Chancen von Frauen sowie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Frauen und Männer.

’’Die Bilanz 2003 der Vereinbarung zwischen der Bundesregierung und den Spitzenverbänden der Wirtschaft lässt eine klare Tendenz erkennen: die Chancengleichheit von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wurden von Politik und Wirtschaft gefördert und vorangetrieben. Der Bericht ist eine gute und brauchbare erste Bestandsaufnahme und der Beginn einer kontinuierlichen Datenerhebung, der gleichzeitig die Herausforderungen und Aufgaben für die Zukunft deutlich macht’’, erklärte die Parlamentarische Staatssekretärin Riemann-Hanewinckel. ’’Bundesregierung und Spitzenverbände haben eine konstruktive und ergebnisorientierte Zusammenarbeit begründet; sie soll fortgesetzt werden. Wir sind uns einig, dass es weiterer erheblicher Anstrengungen bedarf, damit die Chancengleichheit von Frauen und Männern in der Wirtschaft vorankommt. Hier stehen auch nicht zuletzt Unternehmensleitungen und die Betriebsräte in der Verantwortung, die Möglichkeiten, die es schon heute gibt, auszuschöpfen.’’

Die Bilanz 2003 belegt: Deutschland verfügt über ein großes Potenzial gut ausgebildeter weiblicher Arbeitskräfte, deren schulische und berufliche Qualifikationen häufig besser sind als die ihrer männlichen Altersgenossen. 50,6 Prozent aller Studienanfänger, 56,7 Prozent der Gymnasialabsolventen, 51,6 Prozent der Realschulabsolventen und 42,6 Prozent der Hauptschulabsolventen sind Frauen. Allerdings spiegelt sich dieses Qualifikations- und Leistungspotenzial in der Beschäftigung noch nicht adäquat wieder.

Noch immer gibt es deutliche geschlechtspezifische Unterschiede beim Berufswahlverhalten von jungen Männern und jungen Frauen. 53 Prozent der Mädchen und jungen Frauen entscheiden sich für nur zehn Dienstleistungsberufe, in den neuen zukunftsträchtigen IT-Berufen sind nur 14,3 Prozent der Auszubildenden weiblich. In frauentypischen Berufen sind Aufstiegs- und Verdienstmöglichkeiten meist geringer. ’’Die Bundesregierung und die Wirtschaft bieten Mädchen bei ihrer Berufswahl Unterstützung und Beratung, so z.B. mit dem Girls’Day und Programmen für Mädchen mit naturwissenschaftlich-technischem Interesse. Durch ihr Berufswahlverhalten beschränken Mädchen und junge Frauen ihre beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten. Wir informieren und motivieren junge Frauen, attraktive, zukunftsorientierte Berufe zu ergreifen, damit sie später im Berufsleben die besten Chancen haben,’’ betonte die Parlamentarische Staatssekretärin Christel Riemann-Hanewinckel.

Die Bilanz 2003 zeigt, dass die Beschäftigungsquote der Frauen in der Bundesrepublik im Jahr 2002 im Vergleich zu anderen Mitgliedsländern der EU mit 58,8 Prozent im oberen Mittelfeld lag. Eine Befragung von rund 15.000 Betrieben im Rahmen des Betriebspanels des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) verdeutlicht, in welchem Umfang Betriebe Vereinbarungen zur Chancengleichheit und zu Familienfreundlichkeit abgeschlossen haben; in die Auswertung einbezogen wurden Betriebe mit mehr als 10 Beschäftigten. 23,1 Prozent aller Beschäftigten – fast jede vierte beschäftigte Person – arbeiten in einem Betrieb mit solchen expliziten betrieblichen oder tariflichen Vereinbarungen. Weitere 11,4 Prozent der Beschäftigten arbeiten in Betrieben mit freiwilligen Initiativen.

Während viele große Betriebe über solche Vereinbarungen verfügen, fördern viele kleine und mittlere Unternehmen Frauen- und Familienfreundlichkeit, ohne ihr Engagement unter eine formale Überschrift zu stellen. Die Bilanz nennt zahlreiche Initiativen für eine an der Chancengleichheit von Frauen und Männern orientierte Personalpolitik. Vorbildliche Vorgehensweisen zur flexiblen Arbeitsorganisation, Mentoring-Programme und neue Initiativen zur Förderung der beruflichen Selbständigkeit von Frauen werden vorgestellt.

’’Für die Förderung von Chancengleichheit von Männern und Frauen im Erwerbsleben sprechen volkswirtschaftliche, betriebswirtschaftliche und gesellschaftliche Gründe’’, so Riemann-Hanewinckel. ’’Die Investitionen in Bildung und Ausbildung von Frauen müssen genutzt werden, alles andere wäre eine Vergeudung von Kapital und Potential. Auch betriebswirtschaftlich rechnet es sich für Unternehmen am besten, wenn die Potentiale von Männern und Frauen genutzt werden. Frauen und Männer wollen heute gleichermaßen beruflich erfolgreich und eine Familie haben. Deshalb brauchen wir eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, damit vor allem Frauen nicht mehr vor die Entscheidung entweder Beruf oder Familie gestellt werden.’’

Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung ist ein Umdenken in der Wirtschaft in puncto Frauen- und Familienfreundlichkeit deutlich erkennbar. Viele Unternehmen haben inzwischen erkannt, dass sich familienfreundliche Maßnahmen betriebswirtschaftlich rechnen. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft haben im Berichtszeitraum ein neues Beobachtungsinstrument – den ’’Monitor Familienfreundlichkeit’’ – aufgebaut, der die Verankerung und Verbreitung familienfreundlicher Maßnahmen in Betrieben dokumentiert. Die Ergebnisse der ersten Befragung zeigen, dass mehr als drei Viertel der Unternehmen in Deutschland Arbeitszeitflexibilisierung (flexible Tages- und Wochenarbeitszeit, Teilzeit etc.) und/oder Telearbeit anbieten. Um eine Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit zu erleichtern, unterstützen knapp 42 Prozent der Unternehmen ihre Beschäftigten bei der Kinder- und mehr als 23 Prozent bei der Angehörigenbetreuung, indem die Arbeit auch kurzfristig unterbrochen werden kann. In der Bilanz der Vereinbarung werden konkrete und vorbildliche Beispiele aus der betrieblichen Praxis vorgestellt.

’’Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Rahmenbedingungen für die Erwerbstätigkeit von Frauen noch weiter zu verbessern und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Frauen und für Männer zu erleichtern. Dazu werden auch im Jahr 2004 Vorhaben realisiert’’, hob die Parlamentarische Staatsekretärin Riemann-Hanewinckel hervor.

Weitere zentrale Vorhaben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Jahr 2004 sind:

– Die EU-Gleichbehandlungsrichtlinien werden im Arbeits- und Sozialrecht umgesetzt. Es wird eine nationale Gleichstellungsstelle eingerichtet.

– Das Thema ’’Frauen in Führungspositionen’’ wird im Juni 2004 auf einer internationalen Konferenz diskutiert und durch ein neues Beobachtungsmonitoring des IAB dauerhaft in statistische Erhebungen mit einbezogen.

– Die Umsetzung der Gesetze zu den Reformen am Arbeitsmarkt wird geschlechtsspezifisch evaluiert werden.

– Im Rahmen der ’’Allianz für Familie’’ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend engagieren sich Unternehmen, Gewerkschaften und Verbände für mehr Familienfreundlichkeit mit eigenen und gemeinsamen öffentlichkeitsorientierten Initiativen.

– In einem ersten Schritt sollen vor Ort 100 Lokale Bündnisse für Familie entstehen.

– Die Bundesregierung stellt ab 2005 jährlich 1,5 Mrd. Euro für den Ausbau der Betreuung der unter 3-Jährigen und in dieser Legislaturperiode insgesamt 4 Mrd. Euro zum Ausbau von Ganztagsschulen bereit; dies erleichtert Frauen und Männern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

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