Innovationen gezielt erkämpfen! – Nicht nur managen!

FH Coburg entwickelt sich zu einem Zentrum für Innovationsstrategien

Die Widerspruchsorientierte Innovationsstrategie (WOIS) erklimmt eine neue Stufe der Weiterentwicklung beim 6. WOIS Innovations-Symposium an der Fachhochschule Coburg

Bereits seit 15 Jahren wird die Entwicklung der „Widerspruchsorientierten Innovationsstrategie“ (WOIS) vorangetrieben. Durch ihr gezieltes Verschieben bisheriger Grenzen hat sie sich in Wirtschaftskreisen einen Namen gemacht und ist mittlerweile fest etabliert. Innovationsstrategien sind gerade bei schwachem Wirtschaftswachstum und damit einhergehender Kaufzurückhaltung bei den Konsumenten für die Entwicklung der Absatzmärkte wichtig. Echte Neuerungen müssen her, um zögerliche Kunden zu überzeugen. Dabei kann sich kein Unternehmer mehr leisten, darauf zu warten, dass irgendein Mitarbeiter zufällig eine geniale Idee hat. Innovationsfähigkeit ist die Schlüsselkompetenz eines Unternehmens, das sich am Markt behaupten will.

„Mit der Widerspruchsorientierten Innovationsstrategie lassen sich Erfindungen gezielt provozieren“, erläutert WOIS-Begründer Prof. Dr. Hansjürgen Linde vom Fachbereich Maschinenbau an der FH Coburg. „Neue Ansätze führen meist zu Zielkonflikten, da eine Entwicklung in eine bestimmte Richtung auch immer neue Probleme mit sich bringt. So entsteht ein Widerspruch zwischen zwei Zielen – also eine Barriere, die es zum Weiterkommen zu durchbrechen gilt. WOIS weicht diesen Barrieren nicht durch Kompromisse aus, sondern sucht sie ganz gezielt als Kristallisationspunkt für neue Chancen. Aus der Überwindung einer scheinbar paradoxen Forderung ist es immer wieder gelungen, überraschende und wirklich neue Resultate zu erarbeiten.“

So entwickelte zum Beispiel die Fa. Hailo einen neuen Typ von Leiter. Dieser Markt ist hart umkämpft, gerade weil es sich um ein relativ einfaches Produkt ohne große Variationsmöglichkeiten handelt. Und doch sind Verbesserungspotenziale zu erkennen. Jeder Gartenbesitzer kann ein Lied von den Problemen beim Aufstellen einer Leiter auf unebenem Gelände singen. Unversehens werden einfache Arbeiten zu einer halsbrecherischen Aktion, weil die Standsicherheit einer herkömmlichen Leiter mit geraden Leiterenden an einem Hang zu wünschen übrig lässt. Die Leiterenden müssen aber nicht zwingend gleich lang sein. Über den Schlüsselparameter, die Längenvariabilität der Holme, könnte die Standsicherheit der Leiter erhöht werden. Hier entsteht auch der Widerspruch: Leitern mit in der Länge verstellbaren Holmen haben einen sehr hohen Fertigungsaufwand, sind für ein relativ einfaches Produkt sehr teuer und somit unverkäuflich. Die innovative Herausforderung und damit die Auflösung des Widerspruchs ist, eine günstig zu produzierende Leiter mit längenverstellbaren Holmen. Dies gelang bei Hailo mit Hilfe von WOIS durch ein einfaches, an den Enden der Holme aufgestecktes Bodenstück, das sowohl einfach zu produzieren, als auch einfach zu handhaben ist.

Bis vor einigen Jahren wurde die Widerspruchsorientierte Innovationsstrategie vor allem für die strategische Erarbeitung von Produktinnovation genutzt. Doch in den letzten Jahren haben sich die Entwickler von WOIS einem weiteren Feld zugewandt. Organisations- und Ge-schäftsfeldinnovation bieten ein breites Spektrum für die Nutzung der abstrakten Muster der Höherentwicklung. Nicht nur neue Produkte, sondern die Belebung aller Geschäftsbereiche sind für Unternehmen in einer sich ständig wandelnden Umwelt unverzichtbar. Dies bezieht sich vor allem auf neue Organisations- und Geschäftsmodelle.

Dr. Richard Hausmann, Geschäftsführer bei Siemens Medical Solutions, zeigte an einem Beispiel aus der Medizintechnik, wie durch innovative Geschäftsprozesse die stagnierenden Absatzzahlen durch Siemens belebt werden konnten. Seit vielen Jahren wird versucht, die hohen Kosten im Gesundheitswesen zu senken, gleichzeitig soll aber auch die Qualität der Gesundheitsversorgung verbessert werden. Immer bessere medizinische Geräte werden entwickelt, doch diese sind mittlerweile so teuer, dass sich kaum noch eine Klinik diese Geräte leisten kann. Dieses bedeutet wiederum Absatzschwierigkeiten bei den Anbietern dieser Produkte. Somit war die Geschäftsentwicklung von Siemens an eine Barriere gestoßen. Um das Angebot attraktiver zu gestalten, musste die Amortisationszeit bei den Kliniken verringert werden. So entwickelte Siemens ein neues Geschäftsmodell: Einer interessierten Klinik wird ein Computertomograph zur Verfügung gestellt, ohne dass diese das Gerät sofort kaufen muss. Stattdessen bezahlt die Klinik für die Betriebsdauer, also entsprechend der tatsächlichen Nutzung. Das Betreiberrisiko – Reparaturen, Wartung, etc. – trägt Siemens. Dem damit verbundenen Änderungsaufwand in der Organisation von Siemens für die Neustrukturierung der Prozesse und Vertriebsmodelle – der Widerspruch! – steht ein enormer Nutzen durch die Neubelebung des Marktes gegenüber.

Dies war nur ein Beispiel für die Neugestaltung von Geschäftsmodellen. Am 6. WOIS Innovations-Symposium wurden über die gesamte Wertschöpfungskette Anregungen für Innovationstreiber in den Unternehmen gegeben.

Die hohe Wertschätzung der Arbeit des WOIS INSTITUTS, das von Prof. Dr. Hansjürgen Linde geleitet wird, kommt durch die hochkarätige Besetzung der Vortragenden und Teilnehmer des diesjährigen Symposiums zur Geltung. Besonders erfreulich waren die Beiträge aus erster Hand von erfolgreichen Vorständen, Geschäftsführern und Wissenschaftlern, wie Gerhard Schaas, Director R&D Loewe AG; Stephan Grünewald, Geschäftsführer Rheingold; Dr. Bernhard Düttmann, Vorstand tesa AG; Frank Schiesser, Geschäftsleitung Melitta GmbH; Stephan Schaller, Geschäftsführer Linde Kältetechnik; Prof. Dr. Jürgen Gausemeier, Universität Paderborn; Peter Körfer-Schün; Vorsitzender des Vorstandes GROHE Water Technology AG & Co.KG; Jörn Sandig, Vorstand HUK; Prof. Dr. Denis Cavallucci, Universität Strassburg; Prof. Rido Busse, Busse Design; Prof. Dr. Tom Sommerlatte, Vice President Arthur D. Little; Dr. Nikolaus Stihl, Geschäftsführer VIKING; Roland Klose, Klose & Co. Werbeagentur GmbH; Dr. Hans-Jürgen Lesser, R&D Director A. Raymond GmbH & Co.KG; Dr. Richard Hausmann, CEO Computertomographie Siemens AG und Prof. Dr. Herbert Pietschmann, Universität Wien.

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Richard Bayer idw

Weitere Informationen:

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