Outsourcing ist kein Allheilmittel

Die Verlagerung von Entwicklung und Fertigung auf externe Spezialisten nimmt zu. Doch oft ist der Aufwand höher als der Nutzen, sagt eine Studie des Fraunhofer-ISI.

Kaufen oder Selbermachen – viele Betriebe erhoffen sich von der Verlagerung bestimmter Tätigkeiten auf externe Spezialisten geringere Kosten. Doch die Hoffnung trügt: Bei extern vergebenen Fertigungsleistungen schlägt sich der Koordinierungsaufwand häufig in höheren Fertigungsdurchlaufzeiten nieder, was die Kosteneinsparung zunichte machen kann. Das Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI in Karlsruhe fand außerdem heraus, dass sich auch bei der Produktentwicklung höhere Eigenanteile auszuzahlen scheinen, insbesondere in FuE-intensiven Betrieben. „Ein weiteres Outsourcing bei Forschung und Entwicklung könnte hier eher schaden als nutzen“, warnt Dr. Steffen Kinkel, Projektleiter am Fraunhofer-ISI.

Laut Kinkel ist die zögerliche weitere Verbreitung des Outsourcing daher verständlich. So sank der Anteil der Eigenleistung in der Fertigung lediglich von 77 Prozent (1999) auf 75 Prozent (2001), in der Entwicklung stieg er von 67 Prozent (1999) auf 69 Prozent (2001) sogar an. Entwicklung und Fertigung in Eigenregie haben damit für die Firmen nach wie vor einen hohen Stellenwert. Spitzenreiter mit 85 Prozent Fertigungstiefe ist die Chemische Industrie, den „Outsourcing-Rekord“ halten die Hersteller von Metallerzeugnissen mit Fertigungstiefen von immerhin noch 56 Prozent. Steffen Kinkel warnt davor, dem viel gepriesenen Vorbild der Automobilindustrie mit Fertigungstiefen von 30 Prozent und weniger blind nachzueifern. „Outsourcing befindet sich zwar auf dem Vormarsch, ist aber kein Allheilmittel für alle Branchen.“

Das gilt besonders für das Outsourcing von Forschung und Entwicklung. Bei Unternehmen, die diese Aufgaben im eigenen Unternehmen belassen, liegt der Anteil neuer Produkte am Umsatz deutlich höher als bei Unternehmen, die Forschung und Entwicklung an andere Firmen delegieren. Gerade FuE-intensive Betriebe mit einem Anteil der Ausgaben für FuE am Umsatz von mehr als 5 Prozent erreichen mit 27 Prozent den höchsten Umsatzanteil mit neuen Produkten, wenn sie einen hohen Eigenanteil ihrer FuE im Haus halten. Kinkel plädiert deshalb bei kleinen und mittleren Unternehmen für neue Kooperationsmodelle, die Entwicklungs- und Fertigungsleistungen in einem Netzwerk dort ansiedeln, wo die größte Kompetenz besteht, ohne die Fähigkeit zur
Eigenleistung zu gefährden.

Die kostenlose 12-seitige Broschüre „Fertigungstiefe – Ballast oder Kapital?“ des Fraunhofer-ISI kann aus dem Internet heruntergeladen werden unter www.isi.fraunhofer.de/pi/index.htm.

Für Fragen zur Studie: Dr. Steffen Kinkel
Telefon: (0721) 68 09 – 311
E-Mail: s.kinkel@isi.fraunhofer.de

Das Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI untersucht Marktchancen technischer Entwicklungen und deren Auswirkungen auf Wirtschaft, Staat und Gesellschaft. Die interdisziplinären Forschungsgruppen konzentrieren sich auf die Bereiche Energie, Umwelt, Produktion, Kommunikation und Biotechnologie sowie auf Regionalforschung und Innovationspolitik.

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Bernd Müller Fraunhofer ISI

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