Europäische Banken: Günstiges Klima für Akquisitionen

McKinsey-Studie: Bessere Rahmenbedingungen unterstützen Konsolidierung der Branche

Die europäische Bankenlandschaft wird sich in den kommenden fünf Jahren weiter konsolidieren. Dabei wird es verstärkt auch zu grenzüberschreitenden Akquisitionen kommen. Grund dafür sind begrenzte Wachstumschancen zahlreicher Institute auf ihren Heimatmärkten. Positiv beeinflussen diese Entwicklung bessere Rahmenbedingungen als in den 90er Jahren, zum Beispiel das niedrige Zinsniveau oder verringerte gesetzliche Hürden. Das sind die zentralen Ergebnisse der McKinsey-Studie „Cross-Border M&A in European Banking“, die am Dienstag in Frankfurt vorgestellt wurde.

Die Studie macht deutlich, dass europäische Banken den Zwang zu weiteren Kosteneinsparungen nicht nur durch reine Effizienzsteigerung, sondern auch durch Konsolidierungsschritte realisieren können. „Top-Performer haben heute die Möglichkeit, deutlich höhere Synergien und Effizienzen aus grenzüberschreitenden Transaktionen zu erzielen als noch vor einigen Jahren“, sagt McKinsey-Direktorin Clara Streit, Leiterin des McKinsey-Finanzsektors in Deutschland und eine von vier Autoren der Analyse.

Je nach Strategie könne eine Bank entweder von Synergien etwa durch die Zusammenlegung von Corporate Centers, Research-Abteilungen oder IT-Infrastrukturen profitieren oder auch Effizienzsteigerungen durch die Übertragung erfolgreicher Geschäftsmodelle erzielen. Voraussetzungen für internationale Zusammenschlüsse sind günstig Die Rahmenbedingungen für grenzüberschreitende Akquisitionen haben sich laut Studie deutlich verbessert. Neue Gesetze, wie der Abbau politischer und kultureller Hürden, vereinfachen grenzüberschreitende Transaktionen. Zudem drängt die EU-Kommission auf Liberalisierung. Schließlich, so McKinsey, sei der europäische Markt immer noch sehr fragmentiert, während auf nationaler Ebene jeweils nur noch wenige Konsolidierungsschritte möglich seien. „Die Zahl möglicher Akquisitionskandidaten steigt. Angeschlagene Banken suchen nach neuen Partnern. Institutionelle Investoren sind bereit, ihre Anteile zu einem fairen Preis abzugeben“, urteilt Streit. Drei Strategien führen zum Erfolg Den europäischen Banken bieten sich nach Ansicht von McKinsey drei Strategien an. Jede davon verfolgt einen unterschiedlichen Ansatz, alle aber haben das gleiche Ziel: die Rechtfertigung einer durchschnittlichen Übernahmeprämie für die Zielbank, die in der Vergangenheit bei 35% lag. Dabei ergeben sich folgende Rollenmodelle:

Regional Leader: Im Vordergrund steht dabei, die Marktführerschaft in einer Region zu realisieren. Erworben werden Banken, die in Größe und Geschäftsmodell dem Käufer ähneln, um möglichst hohe Synergien zu erzielen.

Superior Owner: Der Käufer überträgt bei dieser Strategie sein erfolgreiches Geschäftssystem auf das Zielunternehmen. Das erworbene Institut ist meist kleiner und schwächer. Wert entsteht für den Käufer durch Synergien und vor allem durch die Steigerung der Performance des Zielunternehmens.

Scope Champion: Die akquirierende Bank ergänzt selektiv ihr eigenes Modell. Bei dieser Strategie müssen die Stärken des Zielunternehmens bewahrt und zusätzliche Verbindungen zwischen den Geschäftssystemen der Unternehmen hergestellt werden. Wert entsteht, wenn die erwerbende Bank das Know-how des Zielunternehmens einsetzt, um ihr eigenes Geschäft zu verbessern oder zu erweitern.

„Welche Strategie die geeignete ist, hängt von der bisherigen internationalen Position der jeweiligen Bank ab, ihren Stärken und Schwächen“, sagt Streit. Entlang der Dimensionen Performance und Internationalisierung ließen sich individuelle Handlungsempfehlungen und Entwicklungschancen für einzelne Unternehmen ableiten. Überlegene Performance ist Grundvoraussetzung für Erfolg Insgesamt jedoch, so Streit, gelinge eine erfolgreiche Akquisition nur aus einer Position der Stärke vor allem in bestehenden Heimatmärkten. Wer sich jetzt nicht eine solide Kosten- und Ertragsbasis schaffe und gleichzeitig eine konsequente strategische Ausrichtung verfolge, laufe Gefahr, den Anschluss zu verlieren und eher das Ziel von Akquisitionen zu werden.

Media Contact

Rolf Antrecht McKinsey & Company

Weitere Informationen:

http://www.mckinsey.de

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