Aktienmarkt: Fundamentaldaten wieder verstärkt im Fokus

Die Weltbörsen sind als Fieberthermometer des militärischen Erfolges auf ein höheres Niveau gesprungen.

Besonders der DAX legte im Zuge einer Erleichterungsrallye um in der Spitze knapp 28 Prozent zu. Sobald sich der Blick des Marktes aber vom Frontverlauf dem Konjunkturverlauf zuwendet, steigen zugleich die Skepsis und die Bereitschaft zu Gewinnmitnahmen. Per saldo konnten die seit Ultimo aufgelaufenen Jahresverluste in den führenden US-Indizes nahezu ausgeglichen werden, während DAX und Stoxx 50 mit jeweils minus 7 Prozent noch einen größeren Abschlag verzeichnen.

Mit abebbender Schärfe der Kampfhandlungen beginnt allmählich die nach wie vor mit wesentlichen Unsicherheiten behaftete ökonomische Bestandsaufnahme. Wichtige Indikatoren der Verbraucherstimmung sind beidseits des Atlantiks auf Mehrjahrestiefs gesunken. Zum anderen signalisieren auch Daten vor allem aus dem Industriesektor (zuletzt Auftragseingänge oder Bestellungen dauerhafter Güter), dass der vor dem Irak-Konflikt begonnene moderate Erholungstrend in den USA ins Stocken geraten ist. Dies wirft zugleich ein Schlaglicht auf erhebliche Ungleichgewichte (Verbraucherverschuldung, steigende öffentliche und außenwirtschaftliche Defizite), die dem zukünftigen Expansionstrend Dynamik entziehen. Zudem hat die Einberufung einer OPEC-Sondersitzung für den 24. April Befürchtungen genährt, eine möglicherweise weniger starke Verbilligung des Rohöls werde gerade die US-Wirtschaft um einen wichtigen gesamtwirtschaftlichen Impulsgeber bringen. Angesichts geschwächter Zugkraft der USA fallen weltwirtschaftliche Projektionen entsprechend moderat aus (zuletzt IWF +3,2 Prozent für 2003). Für Deutschland können die Produktions- und Auftragseingangszahlen vom Februar (+0,2 bzw. +2,9 Prozent im Jahresvergleich) trotz besser als befürchteter Lage nicht darüber hinwegtäuschen, dass Hoffnungen auf eine nachhaltige Konjunkturwende noch verfrüht sein dürften.

Auf Unternehmensebene hat die angelaufene Berichtssaison bisher eher Ernüchterndes zutage gefördert. Insgesamt aber liegen beispielsweise in den USA die Gewinnerwartungen für das erste Quartal gemessen am S&P500 mit +8 Prozent (zu dem der Energiesektor allein rund 80 Prozent beitragen soll) nicht sonderlich hoch. Auch für heimische Blue Chip-Titel ist keineswegs zwingend, dass die Ergebnisveröffentlichungen die Kurse auf breiter Front belasten. Gegenüber den Indextiefständen vom März ist zwar bereits ein Teil des kurzfristigen Erholungspotenzials abgeschöpft. Per saldo günstige fundamentale Bewertungsrelationen auf Basis bereits deutlich revidierter Gewinnprognosen für 2004 (DAX-Indexgewinn 260 Euro) bieten jedoch risikobereiten Investoren attraktive Niveaus für Bestandsaufbau, vorrangig in zyklischen Sektoren wie Chemie, Transport&Logistik oder Technologie.

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Hans Beth LRP Landesbank Rheinland-Pfalz

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