Unsicherheit und Unklarheit prägen Vorbereitungen zur Umstellung auf IFRS

Online-Befragung von PwC zur Umstellung auf International Financial Reporting Standards (IFRS) bei Finanzinstituten: Weltweit einheitliche Bilanzierungsstandards befürwortet. Unsicherheit über Veränderungen und deren Ausmaß. Nahezu die Hälfte der Institute hat noch nicht mit IFRS-Umstellung begonnen.

Generell stehen die Finanzinstitute der Umstellung auf die International Financial Reporting Standards (IFRS) positiv gegenüber. Mit 92 Prozent befürworten sie nahezu einhellig die Einführung von weltweit einheitlichen Bilanzierungsstandards. Jedoch würden nur 34 Prozent der Finanzinstitute IFRS ab dem Jahr 2005 als primäre Bilanzierungsmethode anwenden, wobei 45 Prozent dazu verpflichtet sind. Auch Institute, die nicht wie die börsennotierten Unternehmen in der Europäischen Union ab 2005 zur IFRS-Umstellung verpflichtet sind, ziehen die Implementierung in Betracht – keines schloss dies gänzlich aus. Knapp zwei Jahre vor der Umstellungspflicht auf IFRS herrscht jedoch in vielen Finanzinstituten noch Unsicherheit und Unklarheit darüber, welche Veränderungen der neue Rechnungslegungsstandard mit sich bringt und wie umfangreich und tiefgreifend diese sein werden.

Zu diesen Ergebnissen kommt die Untersuchung Illuminating Value: The Business Impact of IFRS von PricewaterhouseCoopers, die sich mit den Auswirkungen der Neuregelung auf die Finanzindustrie beschäftigt hat. In einer weltweiten Online-Befragung wurden im Februar 2003 Führungskräfte von 85 Finanzinstituten um ihre Einschätzung gebeten. Dabei vertrat ein Viertel der Befragten westeuropäische Unternehmen. Darüber hinaus führten die PwC-Experten 25 persönliche Gespräche mit Geschäftsführern von Finanzinstituten und Vertretern von Branchenvereinigungen.

„Die Finanzberichterstattung steht vor den größten Veränderungen der vergangenen 30 Jahre. Weil jedoch immer noch nicht klar ist, wie die endgültigen Standards aussehen, überrascht uns die große Unsicherheit bei den Finanzinstituten nicht“, stellt Burkhard Eckes, Partner bei PwC im Bereich Wirtschaftsprüfung und prüfungsnahe Dienstleistungen, fest. „Da nur noch zwei Jahre bis zur Umstellung verbleiben, nimmt der Druck auf die in der Europäischen Union gelisteten Finanzinstitute zu, sich über die Veränderungen bei IFRS zu informieren und zügig erste Maßnahmen zur Umstellung einzuleiten.“

Wettbewerbsvorteil durch IFRS-Einführung erwartet

Fast die Hälfte (47 Prozent) der befragten Finanzinstitute ist der Meinung, dass sie durch die IFRS-Einführung einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den Instituten gewinnen, die nicht nach IFRS bilanzieren. Allerdings versprechen sich nur 27 Prozent eine Steigerung des Aktienkurses als Resultat der Umstellung auf IFRS. 63 Prozent der Befragten sehen den Vorteil in der erhöhten Transparenz der Berichterstattung. Darüber hinaus glauben zwei Drittel der Finanzinstitute, dass die Einführung von IFRS die Aufnahme von Kapital weltweit erleichtert. Zudem sind 60 Prozent der Befragten der Ansicht, dass die Umstellung sich positiv auf die Kommunikation mit den Investoren auswirkt und 65 Prozent erwarten eine Verbesserung der Unternehmensführung.

Fast die Hälfte der Unternehmen muss IFRS-Umstellung noch starten

Trotz der erwarteten Vorteile sehen nur 22 Prozent der befragten Institute die Umstellung auf IFRS als eine ihrer vorrangigen Aufgaben. Dies erklärt, warum fast die Hälfte (42 Prozent) der Unternehmen, die ab 2005 nach IFRS bilanzieren müssen, erst jetzt mit der Umstellung beginnen. Für 35 Prozent der Befragten ist die Einführung von IFRS zwar eine strategische, jedoch keine entscheidende Aufgabe. Ein Fünftel der befragten Finanzinstitute sieht hier eher technischen als unternehmerischen Handlungsbedarf.

Wechsel zu Fair-Value-Ansätzen zeichnet sich ab

„Der Übergang zu IFRS als Bilanzierungsmethode ist für Finanzinstitute von großer Bedeutung. Die neuen Standards – wie IAS 39 zur Bilanzierung und Bewertung von Bilanzinstrumenten – werden auch Fair-Value-Konzepte beinhalten. Diese basieren grundsätzlich auf Marktwerten und sollen Jahresabschlüsse transparenter gestalten als bisher. So wird es insbesondere bei Banken und Versicherungen einen Wechsel vom Anschaffungskostenprinzip hin zu Marktwerten beziehungsweise Fair-Value-Techniken geben“, erläutert Mark Hannam, Partner bei PwC im Bereich Financial Services. „Probleme bereiten der Branche derzeit noch die Vorschriften des Hedge Accounting, da insbesondere die Absicherung des Zinsänderungsrisikos aus dem Bankgeschäft mit Makro Hedges nach den detaillierten Dokumentationsvorschriften der IAS 39 und dem Verbot interner Geschäfte nicht darstellbar ist. Die Vorschriften zum Hedge Accounting werden sich auch auf die Produktpalette der Banken auswirken.“

Interne Prozesse müssen überarbeitet werden

Anhand der Befragung hat PwC folgende Handlungsoptionen für die verantwortlichen Personen in Finanzinstitutionen identifiziert: Die Unternehmen müssen immer auf dem neuesten Stand der IFRS-Diskussion sein, um die Gestaltung des Standards beeinflussen zu können, bevor es für Veränderungen zu spät ist. „Dies hat sich aktuell in der Diskussion um den so genannten Verbesserungsvorschlag des IAS 39 gezeigt. Die Round-Table-Gespräche mit dem International Accounting Standards Board gaben insbesondere den Finanzinstituten Gelegenheit, ihre Kritik an dem Standard darzulegen und Verbesserungsvorschläge vorzustellen“, erläutert Burkhard Eckes. Zudem sollten sie genau analysieren, welche Auswirkungen die Umstellung auf IFRS auf die Bereiche Finanzen, Organisation und Informationstechnologie, aber auch auf die Marktbereiche, hat. Diese Analyse kann sehr komplex und zeitaufwendig sein. Interne Reporting- und Controlling-Prozesse müssen überarbeitet werden, um diese an die externe Rechnungslegung anzupassen. Idealerweise sollten parallel zu herkömmlichen Bilanzierungsmethoden bereits heute Probeabschlüsse nach IFRS erstellt werden.

Finanzinstitute werden möglicherweise auch gezwungen sein, Produkte aus dem Markt zu nehmen sowie Investment- und Risikomanagementstrategien zu ändern, um die deutlich volatileren Ergebnisse aufzufangen, die durch IFRS entstehen können. Eine Aufklärung aller Beteiligten – inklusive Shareholder und Investment- Analysten – über die Veränderungen zählt zu den Hauptaufgaben des Managements.

Media Contact

Burkhard Eckes PricewaterhouseCoopers

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